9. Oktober 2021 1 Likes

„Stranger Times“ von C. K. McDonnell

Ein Roman für die Fans von Terry Pratchett und Jasper Fforde

Lesezeit: 2 min.

Hinter Hannah liegt eine hässliche Trennung von ihrem ebenso reichen wie untreuen Ehemann – ein im wahrsten Sinne des Wortes flammendes Fiasko. Sie braucht unbedingt einen Neuanfang, und dazu soll ein neuer Job gehören. Allerdings landet sie in einer alten Kirche in Manchester, die der Stranger Times als Redaktionsbüro und Druckerei dient. Die Wochenzeitung ist ein echtes Revolverblatt, in deren Artikeln es um UFO-Sichtungen, Geistererscheinungen, Nessie und andere paranormale Phänomene geht. Die Leser sind Verschwörungstheoretiker und Spinner, und die Crew hinter der Zeitung besteht ebenfalls aus merkwürdigen Gestalten.

Angeführt wird die Truppe von ihrem versoffenen, ungehobelten Chefredakteur Banecroft, der selbst einen Sturz aus höheren Gefilden hinter sich hat. Sekretärin Grace stellt nicht bloß die gute Seele der fragwürdigen Gazette dar, sondern vermag auch als Einzige den unflätigen Banecroft an die Leine zu nehmen. Hinzu kommen die eigensinnigen Redakteure Ox und Reggie, eine rebellische junge Ausreißerin und ein tiefenentspannter Drucker – von denen nicht alle sind, was sie zu sein vorgeben. Ausgerechnet zu dieser Gruppe stößt die verunsicherte Hannah als neueste Mitarbeiterin dazu. Und als wären die Kollegen, die Klientel und die Kamellen nicht irre genug, bekommen es Hannah und die anderen auch noch mit einer wahrhaftigen magischen Verschwörung, echten Monstern, gewissenlosen Mördern und einem hartnäckigen Polizisten zu tun …


C. K. McDonnell. Foto © Carla Speigh

C. K. McDonnell ist das Pseudonym des irischen TV-Autors und Comedians Caimh McDonnell, den man im Netz unter der witzigen Adresse WhiteHairedIrishMan.com findet – inklusive seines Podcasts, wo auch schon Kurzgeschichten zum Stranger Times-Kosmos zu hören waren. Nachdem er bereits mehrere schräge, erfolgreiche und von der Kritik gelobte Brit-Krimis geschrieben hat, stößt er mit der Stranger Times-Serie nun erstmals in die Gefilde der Fantastik vor. McDonnells erster Roman über die wenig seriöse Wochenzeitung Stranger Times, den humor-geeichte Ire mit witzigen Mini-Artikeln aus der fiktiven Zeitung gespickt hat, bietet unterhaltsame und fluffige Lektüre. Er erfindet die Urban oder die Funny Fantasy nicht neu, liefert jedoch schöne Szenen und eine runde Geschichte mit solidem Woldbuilding und massig Wohlfühl-Faktor.

Die Figuren und ihre Dialoge, in denen viel gemenschelt wird und wegen derer man oft schmunzeln kann, lassen einen sogar an die Scheibenwelt-Romane von Sir Terry Pratchett (im Shop) und die Werke von Jasper Fforde (im Shop) denken. Wer diese beiden britischen Meister der modernen Fantastik mag, wird sich bei C. K. McDonnell sehr wohl fühlen. Denn es ist ein behagliches Vergnügen, wie sich die sympathischen Chaoten der Stranger Times nach wilden Zeitungsgeschichten über fliegende Untertassen und besessene Toiletten plötzlich realen Ungeheuern, einer unglaublichen Verschwörung sowie schockierenden Wahrheiten stellen müssen. Im Original ist das Sequel „The Charming Man“ für Anfang 2022 angekündigt, und wir nehmen gern wieder so eine hübsche deutschsprachige Ausgabe.

C. K. McDonnell: Stranger Times • Eichborn, Köln 2021 • 464 Seiten • Hardcover: 20 Euro

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