16. Juli 2021

„Black Hammer: Skulldigger & Skeleton Boy“

„Sweet Tooth“-Erfinder Jeff Lemire und Tonči Zonjić spielen mit Batman und Co.

Lesezeit: 2 min.

Der kanadische Comic-Alleskönner Jeff Lemire zählt dank „Sweet Tooth“, „Moon Knight“, „X-Men“, „Green Arrow“ und vielen mehr zur Elite der grafischen Erzähler. Sein referenzreiches und doch unabhängiges Superhelden-Universum aus der Serie „Black Hammer“ schien Mr. Lemires nächstes Prunkstück zu werden. Doch eine etwas anstrengende Veröffentlichungsweise und zu viele Spin-offs, von denen lediglich die „Starman“-Hommage „Black Hammer: Doctor Star & das Reich der verlorenen Hoffnung“ als Must-Read begeisterte, dämpften die Euphorie zwischenzeitlich erheblich. Nun liegt bei Splitter die nächste Miniserie „Black Hammer: Skulldigger & Skeleton Boy“ im Sammelband vor. Geht es wieder aufwärts?

Ja. Denn endlich macht Lemire wieder alles richtig mit dieser knackigen, harten Superhelden/Rächer-Geschichte, in der er Batman, Robin, den Joker, Renee Montoya, den Punisher, Ghost Rider, Moon Knight, Daredevil und sogar ein bisschen die Watchmen durch den Mixer jagt. Lemire erzählt, wie die Eltern eines Jungen bei einem Raubmord sterben und der Waise zum Sidekick des mörderischen Antihelden Skulldigger aus Spiral City wird, der die Verbrecher in den 1990ern mit einem Totenschädel an einer Kette erledigt und den die Cops genau deshalb verfolgen. Eine obsessive Polizistin und ein dämonischer, verrückter Superschurke komplettieren die Panel-Story, in der sich Lemire indirekt bis direkt z. B. vor dem Schaffen von Frank Miller („Daredevil“, „Batman“) verbeugt.

Ursprünglich wollte Lemire die Miniserie selbst zeichnen und brachte bereits einige Seiten zu Papier. Dass am Ende Tonči Zonjić die Geschichte von Skulldigger und Skeleton Boy visualisierte, erweist sich, bei aller Liebe für Lemire, als Glücksfall. Der Kroate tat sich mit „Who is Jake Ellis?“ und dem Hellboy-Ableger „Lobster Johnson“ hervor, durch „Black Hammer: Skulldigger & Skeleton Boy“ katapultiert er sich endgültig auf die Liste der Künstler, die man unbedingt mal an den Abenteuern von Batman sehen möchte. Sein klarer Strich liegt zwischen David Mazzucchelli und Javier Pulido, sein Storytelling ist perfekt und erfrischend, und ab und an streut auch er ein paar lässige schwarz-weiße Hommagen an Miller (in seinem Fall „Sin City“) ein.

„Black Hammer: Skulldigger & Skeleton Boy“ ist sich allzeit der Genre-Vergangenheit und ihrer fiktiver wie realer Helden bewusst, ein Teil des „Black Hammer“-Kosmos, trotzdem komplett für sich zu lesen und ein rundherum großartiger Superhelden-Comic. Dafür gibt es zehn von zehn grinsenden Totenschädeln.

Jeff Lemire, Tonči Zonjić: Black Hammer: Skulldigger & Skeleton Boy • Splitter, Bielefeld 2021 • 168 Seiten • Hardcover: 24 Euro

 

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