25. Dezember 2016

„Valerian, du Schisser!!!“

„Die Rüstung des Jakolass“: Eine „Valerian und Veronique“-Parodie von Manu Larcenet („Blast“)

Lesezeit: 3 min.

Seit ihrem Debüt auf den Seiten des legendären Comic-Magazins „Pilote“ im Jahre 1967 erleben die Raum-Zeit-Agenten Valerian und Veronique – im französischen Original Valérian und Laureline – aufregende Science-Fiction-Abenteuer, die von Autor Pierre Christin und Zeichner Jean-Claude Mézières inszeniert werden. Zweiundzwanzig reguläre Alben sind bisher herausgekommen und lückenlos ins Deutsche übersetzt worden. 2017 steht die mit Spannung erwartete Verfilmung „Die Stadt der tausend Planeten“ durch Luc Besson („Das fünfte Element“) an, deren erster Teaser-Trailer definitiv Lust auf mehr gemacht hat. Schon jetzt veröffentlicht Carlsen, wo die traditionsreiche Serie vor Kurzem übrigens in einer siebenteiligen Sammelband-Gesamtausgabe neu aufgelegt wurde, einen Sonderband von Manu Larcenet. Der hat sich in seinem eigenständigen Album „Die Rüstung des Jakolass“ bereits 2011 mit der Erlaubnis von Christin und Mézières so richtig im Universum des europäischen SF-Comic-Klassikers ausgetobt …

Alles beginnt mit dem unglücklichen Pariser Schweißer und Trunkenbold René, der seine irrationale Sehnsucht nach den abenteuerlichen Weiten der Galaxie in Gedichten kanalisiert, die er an der Kneipentheke vor seinem Kumpel Jean-Pierre rezitiert. Eines Abends wird René auf dem Nachhauseweg jedoch von Albert und den drei geschäftstüchtigen Shingouz-Aliens angesprochen, die man aus früheren „Valerian und Veronique“-Storys kennt. Sie offenbaren René, dass er in Wahrheit Valerian ist, den der fiese Völkermörder und Eiferer Jakolass teleinterniert hat – den er also ohne Erinnerungen an seine ruhmreichen früheren Abenteuer und Taten in den Körper eines kleinen Schnurrbartträgers des 21. Jahrhunderts verpflanzt hat. Der gerüstete Jakolass ist auch der Einzige, der weiß, wie man das rückgängig machen und der unglücklichen, wenig zimperlichen Veronique (siehe: „Valerian, du Schisser!!!“) ihren Schnuckel zurückgeben kann. Dummerweise sitzt der Schurke auf einem erstens mörderisch brutalen und zweitens so gut wie unerreichbaren Gefängnisplaneten fest – und René, der in einem fliegenden arabischen Lebensmittelladen endlich seiner immer erahnten Bestimmung im All entgegenrauscht, fällt ohne Stoff ohnehin erst mal ins Delirium tremens …

Der 1969 geborene Manu Larcenet arbeitete mit u. a. Lewis Trondheim an „Donjon“ und „Die Kosmonauten der Zukunft“, ehe er in den letzten Jahren als Autor und Zeichner der viel gelobten Panel-Werke „Der alltägliche Kampf“ und vor allem „Blast“ brillierte. Spätestens seit dem vierbändigen „Blast“, das dem realitätserweiternden Schaffen von Philip K. Dick ebenso nahe war wie den Geschichten über den Serienkiller Hannibal Lecter, etablierte Larcenet sich nicht zuletzt in den Augen vieler deutschsprachiger Leser als einer der dringend beachtenswerten frankobelgischen Comic-Macher aus den beiden jüngeren Generationen. Seine sehr freie und lustige „Valerian und Veronique“-Variante, die er in seinem üblichen Zeichenstil  – inklusive der großen Nasen – umgesetzt hat und die von Jeff Pourquié gediegen koloriert wurde, ist zugleich Hommage und Parodie.

Man braucht allerdings kein langjähriger Stammleser von „Valerian und Veronique“ zu sein, um mit dem witzigen Einzelalbum von Manu Larcenet seinen Spaß zu haben. Die Achtung des Franzosen für einen der Genre-Klassiker seiner comic-affinen Heimat (und vermutlich eigenen Jugend) ist jederzeit zu spüren, doch die erfreulich respektlosen Gags funktionieren durchgehend ohne Hintergrund- oder Spezialwissen und schließen niemanden aus. Da muss „Die Rüstung des Jakolass“ dann auch gar nicht der beste oder lustigste SF-Comic aller Zeiten sein, um zu funktionieren und wirklich jeden SF-Fan kurzweilig zu unterhalten und zu erheitern.

Abb.: © Dargaud 2011

Manu Larcenet: Valerian und Veronique Spezial 1: Die Rüstung des Jakolass • Carlsen, Hamburg 2016 • 56 Seiten • Softcover-Album: 12,00 Euro

 

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