25. August 2020 2 Likes

„Biohackers“ - Tod im Breisgau

Bioterrorismus für Teenies

Lesezeit: 3 min.

Wenn es doch nur immer so leicht gehen würde: Nicht nur hat es die Heldin der neuen Netflix-SerieBiohackers“ geschafft, ein Einser-Abitur hinzulegen, damit sie an der besten medizinischen Fakultät des Landes – gelegen im schönen Freiburg – studieren kann, nein, diese Mia Akerlund (Luna Wedler) schafft es auch noch ihre Superstar Professorin Dr. Lorenz (Jessica Schwarz) davon zu überzeugen, ihr die Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft zu geben, obwohl sie Erstsemesterin ist, und schließlich gelingt es ihr auch noch, Lorenz Assistent Jasper (Adrian Julius Tilmann) zu betören und durch ihn Zugang zu Lorenz geheimen Daten zu bekommen.

All das schafft Mia in der ersten Folge einer von Christian Ditter und Tim Trachte inszenierten Serie, Regisseure, die vorher Filme wie „Die Vorstadtkrokodile“ und „Benjamin Blümchen“ inszeniert haben. Was natürlich nicht grundsätzlich verwerflich ist, aber nicht unbedingt bei einer Serie hilft, die gerne ein Thriller wäre. Gleich in der ersten Szene hatte man auch gesehen, wie im ICE plötzlich Panik ausbricht, Menschen von einem Virus befallen zu sein scheinen und allein Mia immun bleibt. Vermutlich war es diese Szene, die dafür sorgte, dass der Start von Biohackers einige Monate verschoben wurde, Mitte April wollte man dem Corona geplagten Publikum dann doch nicht zu Nahe treten.


Superstar Professorin Lorenz (Jessica Schwarz) geht über Leichen …


… Mia Akerlund (Luna Wedler) will Rache. „Biohackers“, Netflix

Diese Sorge erweist sich nun allerdings als unbegründet, denn die meiste Zeit der Serie geht es darum, wie Mia mit ihren Kommilitonen das Freiburger Studentenleben genießt – und nebenbei auf Rache sinnt. Wie man nämlich schon früh erfährt, kennt sie Dr. Lorenz seit ihrer Kindheit, als ein Autounfall ihre Eltern tötete und Lorenz Dokumente stahl. Ein langer, elaborierter Racheplan treibt Mia also an, der sich dann – wie schon angedeutet – in bemerkenswerter Leichtigkeit erfüllt. Zumal die von Jessica Schwarz mit betont strenger Mine gespielte Lorenz zwar einerseits ganz offensichtlich über Leichen geht, um ihre Forschung voranzubringen, andererseits aber sämtliche Beweise quasi am schwarzen Brett aushängt.

Als Thriller taugt „Biohackers“ daher wenig, was umso bedauerlicher ist, da die der Serie zugrundeliegenden Themen höchst aktuell und spannend sind. Homo Deus heißt etwa Lorenz‘ Projekt zur Verbesserung des menschlichen Erbgutes. Möglicherweise ein bewusster Verweis auf den Bestseller des israelischen Historikers und Philosophen Yuval Noah Harari, der darin von den Möglichkeiten und Gefahren einer Zukunft berichtet, in der zumindest manche Menschen (in erster Linie reiche und mächtige) ihre DNA verändern und verbessern können.

Ein spannendes Thema, das möglicherweise in einer zweiten Staffel vertieft wird. Denn am Ende der kurzen sechs Folgen von „Biohackers“ (die Nettolänge beträgt kaum mehr als drei Stunden) kommt es zu einem Twist, der zwar ebenso wenig überrascht wie der Rest der Serie, aber immerhin eine dramatische Zuspitzung andeutet, die man auch gerne schon in dieser ersten Staffel gesehen hätte.

Abb.: Netflix

Biohackers • Regie: Christian Ditter & Tim Trachte • Darsteller: Luna Wedler, Jessica Schwarz, Adrian Julius Tilmann • 6 Folgen, jetzt bei Netflix

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