20. Oktober 2022

„Black Adam“ – Längst nicht mehr der erste, aber der muskulöseste schwarze Superheld

Dwayne Johnson ist perfekt besetzt, aber der Film ein großes, wirres Chaos

Lesezeit: 3 min.

Seit Jahren bemüht sich Hollywood zunehmend um Diversität und Repräsentation, nicht mehr nur bei Statisten und Nebenrollen, sondern auch bei den Hauptdarstellern. Marvels „Black Panther“ war dabei zwar nicht der erste schwarze Superheld (Wesley Snipes Auftritt als „Blade“ wird gerne vergessen), aber der erfolgreichste. Es folgte mit „Shang-Chi“ ein asiatischer Held und auch Frauen dürfen längst in der ersten Reihe kämpfen, nun folgt nach jahrelanger Genese „Black Adam.“

Seit fast 20 Jahren bemühen sich Warner und Dwayne Johnson die Figur auf die Leinwand zu bringen, im 2019 ins Kino gekommenen „Shazam!“ sollte der Antagonist des Helden sein Debüt haben, doch Johnson, besser bekannt als The Rock, spielt nicht gern die zweite Geige. Und offenbar auch nicht gern einen Bösewicht, was bedeutet, dass die zahlreichen Drehbuchautoren von „Black Adam“ etliche Volten schlagen mussten, um aus dem im Kern sinistren Black Adam einen Helden zu machen.

Schauplatz ist das fiktive arabische Land Kahndaq, das in der Kinoversion unzweideutig an den Irak erinnert, inklusive westlicher Besatzungsmacht, schwer bewaffneter Soldaten, die mit geschultertem Maschinengewehr mehr oder weniger für Ordnung sorgen, aber in Wirklichkeit Chaos verursachen und hinter dem Mineral Eternium her sind. Die Bevölkerung von Kahrnaq sehnt sich nach einem Befreier, einem Helden, den der junge Amon in Black Adam vermutet, dessen Legende man sich seit Jahrtausenden erzählt. Als der vermeintliche Befreier endlich aus seinem Winterschlaf erwacht, erweist er sich jedoch wenig interessiert daran die Menschen von Kahndaq zu befreien, zumindest anfangs.

Black Adam entgegen – später zur Seite – steht die Justice Society, die sich nur im Figurenpersonal von der Suicide Squad unterscheidet und ebenso wie diese von Amanda Waller (Viola Davis) in die Schlacht geschickt wird. Als gemeinsamer Gegner wird zunächst eine Gruppe namens Intergang etabliert, die das Eternium abbaut. Zu welchem Zweck bleibt allerdings wie so vieles offen, einen Bezug zum restlichen DC-Universum gibt es in „Black Adam“ nur schwer zu entdecken, ohnehin beschäftigt sich Regisseur Jaume Collet-Serra (Orphan, Unknown Identity, The Shallows, Jungle Cruise) lieber mit ausufernden Actionszenen, als mit Figurenzeichnung oder gar dem Versuch, so etwas wie emotionale Tiefe anzudeuten.

Selbst im ohnehin oft wirr und willkürlich anmutenden Superheldengenre mutet „Black Adam“ wie Stückwerk an, verliert sich bisweilen in Albernheiten, erzählt eine mehr als dünne Geschichte und kann sich nicht recht entscheiden, wo er sich ideologisch positionieren soll: Dass Dwayne Johnson als arabischer Held nicht recht passt hilft da wenig, dass es trotz einer im Ansatz antikolonialer Haltung, die die westliche Besetzung arabischer Länder kritisiert, am Ende dann doch vor allem amerikanische Helden sind, die den Tag retten, untergräbt den interessanten Ansatz vollends.

Am Ende mutet „Black Adam“ wie ein zweistündiger Prolog für eine Figur an, die bald eine zentrale Rolle im DC-Universum spielen soll. Wer in zukünftigen Filmen der Gegenspieler sein soll, verrät die obligatorische Post-Credit-Sequenz, die mit dem Auftritt eines altbekannten Helden fast das überraschendste Element eines bemerkenswert konfusen Films darstellt.

Black Adam • USA 2022 • Regie: Jaume Collet-Serra • Darsteller: Dwayne Johnson, Sarah Shahi, Pierce Brosnan, Viola Davis • Start: 20.10. • Abb. Warner

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