13. Februar 2025

„Captain America: Brave New World“ – Neuer Captain, altes Spiel

Der 35. Marvel-Film gibt Antworten auf Fragen, die wohl nur Insider stellten

Lesezeit: 3 min.

Irgendwann, während sich Captain America mal wieder mit einem ganzen Haufen finsterer Schergen prügelt, kommt dann doch die Frage auf, warum er das tut. Schließlich ist er ein Superheld, der einen Anzug aus unverwüstbarem Material trägt, der seinen stählernen Schild bumerangähnlich verwenden kann, der zudem eine Art Super-Drohne befehligt, die problemlos Löcher in Zäune fräst, Überwachungskameras ausschaltet und auch sonst wirklich spektakulär wirkt. Aber offenbar nicht in der Lage ist, eine Handvoll Schergen kurzerhand auszuschalten, weswegen es dann immer wieder zu den an Kneipenschlägereien erinnernden Prügeleien kommt.

Man kommt auf seltsame Gedanken während „Captain America: Brave New World“ läuft, der inzwischen 35. Film aus Marvels filmischem Universum. Denn was Regisseur Julius Onah und seine mindestens vier Drehbuchautoren sich hier ausgedacht haben, wirkt gleichermaßen kompliziert und ein bisschen langweilig. Mehr als ein Zwischenspiel auf dem Weg zu neuen Avengers-Abenteuern ist das nicht, auch wenn seltsamerweise lose Enden aus Filmen weitergeführt werden, an die wohl kaum noch jemand gedacht hat.

An Nr. 2 aus dem MCU etwa, den 2008 erschienenen „Der unglaubliche Hulk“, in dem damals noch Edward Norton in die Rolle des bei Wutausbrüchen expandierenden Bruce Banner spielte, der sich damals gegen Intrigen des ebenfalls leicht labilen General Thaddeus Ross zur Wehr setzte. Dieser wurde damals von William Hurt gespielt, der vor knapp drei Jahren verstarb, so dass nun Harrison Ford seine Rolle übernimmt. Dessen Ross ist inzwischen amerikanischer Präsident und hat seine Wutausbrüche mehr schlecht als recht unter Kontrolle und arbeitet an einem internationalen Vertrag. Mit diesem soll verhindert werden, dass nur eine Nation die sogenannte Celestial Island kontrolliert, die in „The Eternals“ entstand, falls sich noch jemand an diesen Flop erinnert. Was die Insel so interessant macht ist jedoch nicht ihre Lage im Indischen Ozean oder die gewiss schönen Strände, sondern ein auf ihr zu findendes neues, noch tolleres Supermaterial: Adamantium heißt es und wird in zukünftigen Marvel-Filmen gewiss eine große Rolle spielen, erfüllt hier allerdings gerade so die Funktion eines MacGuffins.

Denn eigentlich geht es um einen ausgesprochen komplizierten Racheplan, den ein anderer Protagonist des alten Hulk-Films ausgeheckt hat: Dr. Samuel Sterns, auch bekannt als The Leader. Tim Blake Nelson spielt ihn hinter hübsch ekeligem Make-Up, wobei er meist am Telefon zu hören ist, denn via Stimme und Musik kann er Menschen fast beliebig manipulieren. Und da er noch eine Rechnung mit Präsident Ross offen hat, reichen seine Pläne bis ins Weiße Haus.

Ach ja, Captain America, nach Chris Evans Abschied nun verkörpert von Anthony Mackie, spielt natürlich auch mit, schließlich ist es ja sein Film. Allzu viel zu tun hat er allerdings nicht (abgesehen von den schon erwähnten unzähligen Prügeleien), ein bisschen mit seinem Kumpel, Joaquin Torres (Danny Ramirez), alias dem Falken scherzen, einen Krieg verhindern, den Präsidenten retten und sich später mit ihm prügeln, vor allem aber viel grübeln: Ob er ein würdiger Captain America ist, fragt sich der privat Sam genannte Heros, dass die Antwort auf der Hand liegt, macht den Film dann auch nicht spannender. Zumal Marvel diesmal in den Trailern wirklich alles verraten hat. Ein Film für Marvel-Komplettisten also, wirklich spannend dürfte es im Marvel-Kosmos frühestens mit dem übernächsten Film werden, wenn die Fantastischen Vier in das MCU aufgenommen werden.

Captain America: Brave New World • USA 2025 • Regie: Julius Onah • Darsteller: Anthony Mackie, Harrison Ford, Danny Ramirez, Shira Haas, Tim Blake Nelson, Giancarlo Esposito • jetzt im Kino

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