16. Juli 2018 1 Likes

Endzeitliches Roadmovie

Mit dem Auto in den Weltuntergang: Der Netflix-Film „How it Ends“

Lesezeit: 3 min.

Netflix-Serien genießen seit Jahren zurecht einen mehr als guten Ruf. Anders schaut es da mit den Filmeigenproduktionen des kapitalstarken Streaming-Giganten aus – spätestens seit der Science-Fantasy-Gurke „Bright“ mit Will Smith von Ende 2017 stehen die Netflix-Spielfilme unter verschärfter Beobachtung. Mit dem Endzeit-Roadmovie „How It Ends“ schickt Regisseur David M. Rosenthal („A Single Shot – Tödlicher Fehler“, „The Perfect Guy“) nun einen neuen Genre-Film für Netflix ins Rennen um die Gunst der übersättigten Zuschauer.

Der gut aussehende Anwalt Will (Theo James aus „Die Bestimmung“ und „Underworld“) und seine hübsche Freundin Samantha (Kat Graham aus „The Vampire Diaries“) leben in Seattle und erwarten ihr erstes Kind. Als Will nach Chicago reist, um Sams strengen, ablehnenden Vater Tom (Forest Whitaker aus „The Shield“ und „Star Wars: Rogue One“) um die Hand seiner Tochter zu bitten, wird die Westküste der Vereinigten Staaten von einer nicht näher bestimmten Katastrophe heimgesucht und vom Rest der Nation abgeschnitten. Im gesamten Land brechen alle Netze zusammen, Flüge werden gestrichen, die überfüllten Highways von der Armee gesperrt. Megastürme, Waldbrände, Erdbeben, Ascheregen und seltsame Vogelschwarmformationen am Himmel verheißen ebenfalls nichts gutes. Dennoch brechen Will und Tom, der sein halbes Leben bei der Armee war und dem man im Angesicht der Apokalypse gerne in seiner Ecke (bzw. auf seinem Beifahrersitz) weiß, mit dem Auto gen Westen auf, um Sam beizustehen. Vor ihnen liegen 2.000 Meilen Landstraße, und schnell zeigt sich wieder einmal, dass der drohende Weltuntergang nicht gerade das Beste in den Leuten hervorbringt. Erst recht nicht, wenn Benzin plötzlich wertvoller ist als ein Menschenleben. Dennoch lesen Tom und Will in einem Indianerreservat die junge Mechanikerin Ricki (Grace Dove aus „The Renevant“) auf …


Ein Papa tut, was ein Papa tun muss – Forest Whitaker in „How It Ends“

Der endzeitliche Road-Trip auf Netflix, der angeblich um die 20 Mio. Dollar gekostet hat, bezieht seine Spannung geschickt aus der Ungewissheit und der Unwirklichkeit des Szenarios, das den Genre-Standard ziemlich gut bedient und sich bis zum mutigen Schluss nie in die Karten schauen lässt – da hat jemand seinen Kirkman gelesen oder geschaut, keine Frage. Die Strecke durch das weite Hinterland abseits der großen Städte und Straßen, die Tom und Will im Auto zurücklegen, wirkt manchmal allerdings etwas zu fix leergeräumt und zu übergangslos verwaist. Dafür hilft die abwechslungsreiche, reizvolle nordamerikanische Landschaft dabei, die unvermeidliche Monotonie der Highways und Nebenstraßen zu bekämpfen, zumal „How It Ends“ wirklich hübsch inszeniert wurde: An der kinematografischen und der atmosphärischen Front macht der Streifen nie wirklich etwas falsch. Viel mehr stört da schon, dass Theo James immer etwas wie ein Paul Walker-Double wirkt; oder dass an ein, zwei Stellen die emotionalen Pathos sowie die Kritik am Rassismus gegenüber den amerikanischen Ureinwohnern ein bisschen erzwungen wirken. Doch das kann man auf die knapp zwei Stunden verteilt verschmerzen, versaut einem keineswegs den ganzen Road-Trip.

„How It Ends“, das seit dem 13. Juli auf Netflix bereitsteht, fährt keine Kunststückchen auf zwei Rädern, aber auch keine Schlangenlinie – und es ist vor allem kein böser Crash und Totalschaden wie „Bright“. Um den zu vergessen und die Netflix-Blockbuster ganz zu rehabilitieren, braucht es sicher noch etwas mehr, doch das Roadmovie bietet auf jeden Fall ordentliche Endzeit-Unterhaltung. Unterwegs fragt jedenfalls niemand, wie lange es noch dauert, bis man endlich da ist …

Abbildungen: Netflix

How It Ends • Regie: David M. Rosenthal • Drehbuch: Brooks McLaren • Darsteller: Forest Whitaker, Theo James, Kat Graham, Kerry Bishe, Grace Dove, Lanie McAuley • Laufzeit: 113 Min.

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