Jetzt wird’s zappenduster!
„Bright“: Endlich! Blockbuster-Gülle nun exklusiv bei Netflix!
Auf gewisse Weise mutet „Bright“ wie ein lustiger Jahresabschlussgag von Netflix an, denn mit dem 90 Millionen Dollar teuren Genre-Mash-Up, in der Hauptrolle der einstige Box-Office-Magnet Will Smith, will der allgegenwärtige Konzern das Kinofilmgeschäft genauso revolutionieren, wie einst das TV-Serien-Business. Großes, aufwändiges Blockbuster-Entertainment, wie man es sonst nur aus dem Lichtspielsaal kennt, soll nun ohne Umweg über die Leinwand direkt nach Hause geliefert werden. Ironischerweise wirkt „Bright“ aber ganz schön klein und dabei liegt die Messlatte seit einigen Jahren ohnehin schon nicht besonders hoch.
Zum Plot braucht man dabei nicht allzu viele Worte verlieren. Es handelt sich um einen dieser typischen High Concept-Filme, bei denen jemand (in dem Fall Drehbuchautor und Produzent Max Landis, bekannt durch „Chronicle – Wozu bist Du fähig?“) beim morgendlichen Brainstorming in redbullgeschwängerter Laune: “Hey, irgendwas mit Cops und Orks wäre doch geil? Training Day meets Shadowrun… könnte vielleicht sogar David Ayer machen, der sitzt noch immer schmollend wegen Suicide Squad in seinem abgedunkelten Büro!“ in die Runde rief und alle so „Yeeeeaaaaahhhh! Nun aber ab in die Mittagspause!“ Gesagt, getan, Netflix lieferte das finanzielle Backup, Ayer bekam (angeblich) dieses Mal volle künstlerische Freiheit und Will Smith konnte endlich wieder auf die Aufmerksamkeit hoffen, die ihn an den Kinokassen in den letzten Jahren eher verwehrt blieb.
Das Problem an „Bright“: Die Idee an sich ist zwar gemopst („Alien Nation“ anyone?) aber nicht grundübel, allerdings – und hier gleicht sich Netflix der Konkurrenz, von der man sich ja so gerne abheben will, doch arg an – wird nichts weiter oder gar zu Ende gedacht, es bleibt halt bei genau dieser einen Idee. Erzählt wird von Cop Daryl Ward (Smith im Autopilotmodus), der in einer alternativen, von Orks, Feen und Elfen und andern Wesen bevölkerten Welt seinen Dienst schiebt, allerdings ausgerechnet einen der nicht gerade beliebten Orks als Partner zugeteilt bekommen hat. Einen, der vor einiger Zeit auch noch einen Einsatz verpatzte, bei dem Ward angeschossen wurde. Aber ihm bleibt keine Wahl: Die Integrationsbehörde hat ein Auge auf den allerersten Ork-Cop und Ward kann es sich nicht leisten seine Pension zu verlieren. Eines Nachts stolpern die beiden bei einem scheinbaren Routineeinsatz über Elfin Tikka und einen mächtigen Zauberstab, der Wünsche erfüllen kann, eigentlich aber vor allem an eine Nuklearwaffe erinnert, und den wollen Tikkas Halbschwester Leilah und diverse andere Böswatze gerne wieder haben…
… und das war’s auch schon. „Bright“ drischt zwar in der ersten halben Stunde mehrfach eine pseudo-politische Agenda nach Hause (so meint Smith an einer Stelle etwa „Fairy lives don’t matter“… höhöhööö!), die fällt von Film aber schon bald ab wie das Lametta vom Tannenbaum am dritten Weihnachtstag – Ayer lässt seine Protagonisten die restlichen Dreiviertel der überüberlangen Laufzeit von erschlagenden 117 Minuten lieber durch die Gegend rennen, ballern und schon x-mal gesehene Copfilm-Standard-Situationen durchexerzieren, dieses Mal lediglich garniert mit schlaffen Spezial-Effekten aus der Digihölle und erneut stümperhaft montierten Actionszenen, wobei der Regisseur bei letzterem Punkt nicht allein im Wald steht: Action kann in Hollywood offenbar fast keiner mehr.
Der Knackpunkt ist allerdings: Natürlich haben sich die traditionellen Filmstudios in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber „Bright“ schafft es noch nicht mal irgendwelche nur irgendwie bemerkenswerten Schauwerte aufzutischen, er entwickelt noch nicht mal – ein Hauch von einem Background wird erst viel zu spät pflichtschuldig reingereicht – das leiseste Gefühl für die Welt, die er da präsentiert, die Fantasywesen muten in erster Linie wie Rollenspieler an, die durch Los Angeles tappen. Der Streifen wirkt trotz Mammutbudget einfach nur klein, billig, völlig irrelevant; in den 90er-Jahren wäre „Bright“ irgendwo zwischen dem zweiten und vierten Videothekenregal von oben abgeladen worden, heute mit viel Tamtam auf Netflix, so ändern sich die Zeiten.
„Bright“ ist seit dem 22.12.2017 auf Netflix abrufbar. .
Bright (USA 2017) • Regie: David Ayer • Darsteller: Will Smith, Noomi Rapace, Lucy Fry, Joel Edgerton, Jay Hernandez, Edgar Ramirez, Veronica Ngo, Ike Barinholtz, Andrea Navedo
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