Family First
Die Videospiel-Adaption „Sonic the Hedgehog“ ist angenehm zurückhaltend
Einst galten Filme, die auf Videospielen basierten, als Kassengift, von mangelnder filmischer Qualität ganz zu schweigen. Die Älteren werden sich vielleicht noch mit Schrecken an die legendär berüchtigte Adaption der „Super Mario Bros.“ erinnern. Vor fast einer Generation war dies die erste Adaption berühmter Videospiel-Charaktere, nun schafft es mit Sonic eine andere Figur auf die Kinoleinwand und das mit gar nicht so schlechtem Ergebnis.
Zwar ist auch das klassische Jump-and-Run-Spiel „Sonic, the Hedgehog“ auf den ersten Blick nicht wirklich als Basis für einen Spielfilm geeignet, aber solche Probleme haben Hollywood ja bekanntlich noch nie gestört. Doch was jahrelang scheiterte, nämlich ein Nichts an Video-Spiel-Geschichte in ein Medium zu übertragen, das zwingend eine Geschichte verlangt, funktioniert inzwischen deutlich besser, vor allem erfolgreicher: In den letzten Jahren waren Adaptionen wie „Warcraft“, „Rampage“ und „Detective Pikachu“ große Hits, auch weil sie es wagten, sich gleichzeitig weit vom Ausgangsmaterial zu entfernen, ihm aber doch treu blieben. Ein Muster, dem nun auch Jeff Fowler in seinem Regiedebüt „Sonic the Hedgehog“ folgt.
Ein blauer Igel, der in der Lage ist sich zur Kugel zu verwandeln und mit rasanter Geschwindigkeit über Rampen zu rasen, durch Loopings zu kurven und über Abgründe zu springen ist dabei natürlich nicht abendfüllend. Nach einem kurzen Prolog auf Sonics Heimatplanet wird der Igel dann auch schnell in menschliche Gefilde teleportiert: Ins ländliche Amerika. Hier macht er es sich im Wald in einer Höhle bequem, spielt mit sich selber Tischtennis und taucht gelegentlich bei Menschen auf. Besonders der lokale Sheriff Tom Wachowski (James Marsden) und seine Frau Maddie (Tika Sumpter) haben es ihm angetan, denn auf Dauer ist das Alleinsein doch etwas betrüblich.

Mit dem Auftauchen des finsteren Dr. Robotnik (Jim Carrey) ändert sich schließlich das Leben von Sonic und der Familie Wachowski. Die außerirdischen Fähigkeiten des blauen Igels reizen den manischen Dr. Robotnik, der – wie es sich für einen Bösewicht seiner Klasse gehört – nach nicht weniger als der Weltherrschaft strebt, und nötigen die Wachowskis dazu, Sonic zu adoptieren.
Statt dem Hollywood-Muster größer, schneller, lauter zu folgen wählt Jeff Fowler mit Erfolg den genau umgekehrten Weg: Kaum Action, oft leise Töne und sympathische Figuren. Allein Jim Carrey ist in typischer Jim Carrey-Manier für absurde Momente zuständig, im Kern begnügt sich „Sonic the Hedgehog“ jedoch damit, von einer Familiengründung zu erzählen. Die Zielgruppe ist damit umrissen: Ein kinderfreundlicher Familienfilm ist dies, kein krachender Blockbuster, sondern ein angenehm altmodisches Abenteuer, in deren Mittelpunkt ein mehr als ungewöhnlicher Held steckt.
„Sonic the Hedgehog“ startet am 13. Februar im Kino. Abb. © 2018 Paramount Pictures Corporation and Sega of America, Inc. All rights reserved
Sonic the Hedgehog • USA 2020 • Regie: Jeff Fowler • Darsteller: Jim Carrey, James Marsden, Tika Sumpter
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