7. März 2021

„Jesus Shows You the Way to the Highway“ - Ein afrofuturistischer Sci-Fi Abenteuerfilm

Miguel Llansó Film ist eine durchgedrehte Wundertüte

Lesezeit: 3 min.

Wollte man sich Miguel Llansós Film „Jesus Shows You the Way to the Highway“ über seine Handlung nähern, würde sich das in etwa so lesen: Im Jahre 2043 träumt der CIA-Agent D.T. Gagano (Daniel Tadesse) davon, seinen Beruf an den Nagel zu hängen, um mit seiner Frau Malin (Gerda-Annette Allikas) einen Martial Arts-Club mit angeschlossener Pizzeria zu eröffnen. Doch bevor es soweit ist wird er zu einer wichtigen Mission gerufen. Zusammen mit seinem Partner Eldritch (Agustín Mateo) zieht er die Virtual Reality-Brillen über und taucht in eine andere Realität namens Beta-Äthiopien ab.

Dort treibt sich ein Virus namens Sovietunion (Guillermo Llansó) rum, personifiziert mit einer Stalin-Maske und erweist sich als widerständiger und gefährlicher als erhofft. Gefangen in der virtuellen Welt kämpfen Gagano und Eldritch um ihr Leben, was zusätzlich dadurch erschwert wird, dass ihr estnischer Kommandant Rebane (Lauri Lagle) eigene Pläne schmiedet. Zu allem Überfluss gibt sich der seltsame Roy Mascarone (ebenfalls Guillermo Llansó) als moderner Messias aus und sucht die verschollene Bundeslade.

Zugegebenermaßen hört sich auch das schon nicht besonders normal oder gar durchschnittlich an, wird aber erst durch Miguel Llansó Herangehensweise zu einem Parforceritt in bester B-Picture-Manier. Gedreht wurde mit winzigem Budget, in erster Linie in Llansós Wahlheimat Äthiopien. Das ist nicht nur ein landschaftlich eindrucksvoller Ort, sondern auch Heimat einer der ältesten Kulturen der Welt und vor allem: Ein möglicher Ort, an dem sich seit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem die verschollene Bundeslade befinden könnte. Mit dieser Legende spielt Llansó und verknüpft sie mit Motiven des Afrofuturismus, einer kulturellen Spielart, die traditionelle afrikanische Motive mit fantastischen, visionären Elementen verknüpft.

Um Selbstermächtigung geht es dabei, um das Schreiben einer eigenen, einer afrikanischen Geschichte, die sich vom westlichen Denken löst und eigenen Traditionen und Geschichten den Raum gibt, der ihr in der westlichen Kultur und Geschichtsschreibung oft versagt bleibt. Dementsprechend viel Platz nehmen in „Jesus Shows You the Way to the Highway“ starke schwarze Figuren ein, etwa eine der klassischen Batman-TV-Serie nachgeahmte Figur, die Präsident von Beta-Äthiopien ist.

Überzeichnet sind diese Motive mit deutlichen Bezügen zu den Matrix-Filmen, wobei die virtuellen Welten hier auf deutlich schlichtere Weise visualisiert werden: In Stop-Motion gefilmte Menschen, die Pappmasken von Stalin, Richard Pryor oder Steve McQueen tragen huschen durchs Bild, während die scheinbare Realität mit 16mm Kameras gefilmt sind und aus dem 70er Jahre Kino bekannte Stilmittel Verwendung finden.

Aus dem Wust an Ideen einen Sinn zu filtern fällt nicht leicht, ist aber wohl auch gar nicht Absicht. Nicht jede Idee überzeugt zwar, aber da Miguel Llansó eine enorme Menge an wilden Einfällen in seinen Film gepackt hat, wird „Jesus Shows You the Way to the Highway“ in jedem Fall zu keinem Moment langweilig. Ohne Frage kein Film für jeden, sondern ein sehr spezielles Werk, auf dessen durchgedrehte Art man sich einlassen muss.

Jesus Shows You the Way to the Highway • Spanien, Estland, Äthiopien, Lettland, Rumänen 2019 • Regie: Miguel Llansó • Darsteller: Daniel Tadesse, Agustín Mateo, Guillermo Llansó • als Blu-ray bei Rapid Eye Movies/Alive

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.