Kampf der Giganten
Zach Snyders „Batman v Superman - Dawn of Justice“ ist ein gigantomanischer Megafilm
Für Superhelden-Nerds ist das Aufeinandertreffen von Batman und Superman ein ähnliches Versprechen, wie vor gut zwanzig Jahren die erste gemeinsame Szene von Robert De Niro und Al Pacino in „Heat“. Zunächst begegnen sich in Zach Snyders „Batman v Superman - Dawn of Justice“ jedoch Bruce Wayne und Clark Kent eher zufällig auf einer Party, auf der auch noch Diana Prince anwesend ist. Wie wenig Gravitas diese Szene hat, die doch ein geradezu geschichtsträchtiger Moment sein sollte, erzählt viel über Zach Snyder, vor allem aber über die Art von Film mit dem man es hier zu tun hat.
Die Erwartungen an „BvS“ sind vielfältig: Sowohl die Fans von Batman, als auch von Superman wollen befriedigt werden; die Skeptiker, die Ben Affleck für die falsche Wahl als Bruce Wayne/Batman halten, überzeugt werden; die Gegner von „Man of Steel“ besänftigt werden; aber auch der durchschnittliche, nicht übermäßig superheldenaffine Zuschauer soll auf seine Kosten kommen; und zu allem Überfluss soll mit „BvS“ auch noch der Auftakt zu einem mit dem Marvel-Universum konkurrierenden DC-Universum begründet werden, das auf absehbare Zeit im Jahrestakt Blockbuster ausstößt. All diesen Erwartungen gerecht zu werden ist kaum möglich. Snyder, seine zwei Drehbuchautoren David Goyer (im Shop) und Chris Terrio und vermutlich zig weitere Personen hinter den Kulissen haben es dennoch versucht. Das Ergebnis: Ein gigantomanischer, teils grandioser, teils wirrer, mal ambitionierter, mal banaler Megafilm.
Der erstaunlicherweise lange Zeit weniger auf Schauwerte, denn auf Drama setzt: Der Prolog zeigt Bruce Wayne, der das Finale von „Man of Steel“ miterlebt, die Schlacht zwischen Superman und General Zod vom Boden beobachtet, in den Trümmern von Metropolis steht, von Asche bedeckt, als wäre es der elfte September. Dies bleibt nicht der einzige Bezug zur gegenwärtigen gesellschaftlichen, politischen Situation, die in den ersten 30 Minuten gemacht werden und eine Substanz verspricht, die dann doch nicht eingelöst wird: Vom IS-Terrorismus, über die Verklärung von Kriegshelden, bis hin zur Frage, welche Kosten der Kampf um das Gute haben kann. Vor allem letzteres ist der lose rote Handlungsfaden, der als Motivation genügen muss: Während Bruce Wayne in Superman eine fragwürdige Figur sieht, deren Aktionen zwar Menschen retten, aber auch eine Spur der Verwüstung nach sich zieht, betrachtet Clark Kent Batman als einen problematischen Anhänger von Selbstjustiz, der Polizist, Richter und Henker in einer Person ist. Diesen Konflikt schürt Lex Luthor, der eher unmotiviert auf der Bühne auftaucht und die Helden gegeneinander auszuspielen versucht. Und als wäre das nicht genug, taucht auch Diana Prince immer mal wieder auf, lange Zeit vor allem als Augenweide, was in dem ansonsten sehr männerlastigen Spektakel ja nicht das schlechteste ist.
Wie wenig motiviert Szenen wirken, in denen Bruce Wayne die wahre Existenz von Prince entdeckt und neben ihrer Wonder Woman auch noch Aquaman und The Flash winzige Auftritte haben, ist eines der immanenten Probleme dieser Art von Franchise-Film. Viel wird angerissen und angedeutet, kleine Häppchen in alle Richtungen geworfen, um möglichst viele Zielgruppen zu beglücken, aber aus einem Guss kann solch ein Film kaum noch sein. Selbst Snyders „Man of Steel“ wirkte da runder, erzählte eine Geschichte, hatte Pathos und Emotion, die langsam aufgebaut wurden. „BvS“ dagegen ist weniger rund, überzeugt in Momenten, bietet immer wieder eindrucksvolle visuelle Momente, interessante Nuancen, ist so voll an Details, an bombastischen State-of-the-Art-Megakino, dass trotz ausgewälzter Länge von 153 Minuten kein Moment Leerlauf entsteht. Eine perfekte Maschine eben, die den Boden für Fortsetzungen bereitet, die im Jahrestakt starten werden – so lange das Publikum mitspielt.
Abb. © Warner Bros Entertainment
„Batman v Superman - Dawn of Justice“ startet heute, am 24. März 2016.
Batman v Superman - Dawn of Justice • USA 2016 • Regie: Zach Snyder, Darsteller: Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Diane Lane, Gal Gadot, Laurence Fishburne, Jeremy Irons
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