Reingeschaut: „It: Welcome to Derry“ – Willkommen im Stephen King-Universum
Die Prequel-Serie zu den „It“-Filmen beginnt vielversprechend
Ambition kann man Andy Muschietti nicht absprechen: Gleich auf drei Staffeln hat er „It: Welcome to Derry“ angelegt, die den Stephen King-Kosmos erweitert und zu einer Art SKU macht, das King in seinen Romanen (im Shop) mit oft nur für eingefleischte Fans erkennbaren Querverweisen schon seit vielen Jahrzehnten anlegt, noch bevor Marvel mit seinem MCU ähnliches versuchte.
Als Prequel zu den beiden sehr erfolgreichen „It“-Filmen funktioniert die Serie, die dementsprechend im Jahre 1962 beginnt, wo gleich in der ersten Szene ein ziemlich überdrehter (und auch ein bisschen alberner) gerade einer Vagina entsprungener Baby-Mutant den kleinen Matty ermordet und damit einen neuen Zyklus beginnt.
Moment, werden nun Leser des Romans „Es“ (im Shop) sagen, eigentlich war doch 1957 die Zeit von Pennywise, dem finsteren Clown, wie kann der schon fünf Jahre später wieder aktiv werden, statt im üblichen 27 Jahre-Zyklus? Nun, für die „It“-Filme verschob Muschietti die Timeline und ließ die Filme 2016 und 1989 spielen und von dort sind es bis 1962 eben genau die notwendigen 27 Jahre.

Ohnehin ist 1962 ein für Kings Obsessionen ganz gutes Jahr, denn der Kalte Krieg tobt, die Kuba-Krise steht kurz bevor, amerikanische Kleinstädte wie das fiktive und für den King-Kosmos so wichtige Derry, sind konservativ und latent rassistisch und homophob. In diese Welt zieht ganz zu Beginn Leroy Hanlon, ein hochdekorierter Veteran des Korea-Kriegs und offenbar der erste schwarze Offizier der US-Armee. Hochmoderne B-52-Bomber soll er auf einer Militärbasis in Derry testen, sieht sich jedoch schnell mit alltäglichem Rassismus konfrontiert – und auch mit vermummten Schlägern, die an Rüstungsgeheimnisse kommen wollen.
Aus der Familie Hanlon stammt auch Mike, eine der wichtigen Figuren der „It“-Filme, ein besonders interessanter Bezug der Hanlons besteht allerdings zu Dick Halloran, genau, dem Koch aus „The Shining“, der in der Welt von „It“ eine Verbindung zu Will Hanlon hatte, dem Vater von Mike.

Ist das nun mehr als Fanfutter, mehr als eine Möglichkeit, sich selbst auf die Schulter zu klopfen, weil man mal wieder eine Anspielung verstanden hat? Das seltsame an einer Serie wie „It: Welcome to Derry“ sind die zirkulären Verbindungen zu Erfolgsserien wie etwa „Stranger Things“ oder auch dem auf drei Staffeln angelegten „Dark“, dessen Zeitsprünge nicht das einzige deutlich von King inspirierte Element war. Auch das Konzept der heimeligen Kleinstadtwelt, unter deren Oberfläche das Grauen wartet, hat sich in den letzten Jahren fast zu einem eigenen Genre entwickelt, was nun bedeutet, dass eine Stephen King-Serie, die genau davon erzählt, fast wie ein Abklatsch wirkt. Vom Fringe-Autor, der trotzt enormer Verkaufszahlen lange nicht wirklich ernst genommen wurde, hat sich Stephen King inzwischen längst zum Mainstream entwickelt, vielleicht ist auch der Mainstream populärer geworden, hat das Übernatürliche ebenso integriert wie Teenager-Geschichten.

„It: Welcome to Derry“ wird sich also strecken müssen, um mehr zu werden als nur eine Variation von Tropen, die einst originell waren. Doch zumindest der Anfang der auf acht Teile angelegten ersten Staffel macht Hoffnung, dass dies auch gelingt. Ein wenig breit wirkt zwar das Figurenensemble, diverse Kinder, ebenso viele Erwachsene tummeln sich in Derry und Umgebung, denn die beiden Erzählebenen des Romans – eine Kinder- eine Erwachsenenebene, die 27 Jahre auseinanderliegen – komprimiert die Serie und lässt sie beide im Jahr 1962 spielen.
Dass sieht natürlich sehr überzeugend aus, an Geld wurde nicht gespart, vor allem aber auch nicht an gerade für eine TV-Serie (auch wenn sie in den USA beim ja nicht für seine Zurückhaltung bekannten HBO läuft) ziemlich drastischen Horrormomenten. Vielleicht reicht das, um das filmische Stephen King Universum zu begründen, zumal dann auch bald der eigentliche Star von „It“ auftauchen wird: Pennywise.
It: Welcome to Derry • USA 2025 • Creator: Andy & Barbara Muschietti, Jason Fuchs • Darsteller: Taylour Paige, Jovan Adepo, James Remar • 8 Folgen, jeden Montag eine neue
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