27. September 2017 3 Likes 1

„Star Trek“ trifft auf „The Expanse“

Seit Montag sind die ersten beiden Folgen von „Star Trek – Discovery“ auf Netflix verfügbar

Lesezeit: 3 min.

Kaum eine andere Serie in diesem Jahr wurde so sehnlich erwartet wie „Star Trek – Discovery“. Dementsprechend groß waren die Erwartungen an den neusten Ableger des Franchise, der 10 Jahre vor Captain Kirks Enterprise spielt (und nicht in der Kelvin-Zeitlinie der Kinofilme angesiedelt ist). Kann „Discovery“ diese Erwartungen erfüllen? Sie kann – das zeigt sich schon nach wenigen Minuten. „Discovery“ bleibt dem Original-Universum treu genug, um alte Fans mitzunehmen, sieht gut genug aus um neue Fans anzuziehen, und ist so politisch wie TOS und TNG zu ihren besten Zeiten.

Letzteres zeigt sich unter anderem ein Stück weit in der Besetzung: die ersten Sternenflotten-Offiziere, die wir zu Gesicht bekommen, sind zwei farbige Frauen: Captain Philippa Georgiou, gespielt von Michelle Yeoh, und ihre erste Offizierin Michael Burnham (Sonequa Martin-Green, bekannt aus „The Walking Dead“ (im Shop)). Burnhams Eltern wurden von Klingonen getötet, und sie wuchs auf Vulkan bei Noch-nicht-Botschafter Sarek (James Frain) auf. Der eröffnete ihr, auch das lernen wir im Pilot, den Weg in die Sternenflotte und an Bord der USS Shenzou unter Georgious Kommando. Als die ein ausgefallenes Kommunikationsrelais an der Grenze der Föderation untersucht, entdeckt sie ein seltsames, uraltes Objekt im Trümmerfeld eines Doppelsternsystems. Burnham wird ausgeschickt, es zu untersuchen, und stellt fest, dass es sich um ein klingonisches Artefakt handelt. Die Klingonen haben sich vor der Föderation schon vor Jahren zurückgezogen, weil deren friedliche Koexistenz die klingonische Kultur bedroht. Jetzt will der ausgestoßene T’Kuvma (Chris Obi), der sich auf seinem Schiff ganz in der Nähe der Shenzou verssteckt, die großen Häuser hinter sich vereinen, indem er einen Krieg gegen die Föderation führt – und Georgiou, Burnham und ihre Crew finden sich plötzlich mitten in der Schusslinie wieder …

Soweit es sich nach den ersten beiden Folgen sagen lässt, verabschiedet „Discovery“ sich ein Stück weit von der klassischen „Monster der Woche“-Erzählweise früherer Star-Trek-Serien und setzt stattdessen auf eine durchgehende Story. Auch der Look ist ganz anders: „Discovery“ sieht aus wie eine HBO-Serie, der Vorspann zeigt uns kein majestätisch vorbeifliegendes Raumschiff mehr, sondern erinnert eher an die Netflix-Marvel-Shows, und es gibt jede Menge atemberaubend animierten Weltraumpanoramen, durchsetzt mit den Abrams’schen Lensflares. Gleichzeitig steckt noch genug Star Trek in „Discovery“, um alteingesessenen Fans zu gefallen: die Bling- und Piep-Geräusche im Schiff, die Phaser, das Beamen, und nicht zuletzt der Optimismus der Crew, die in erster Linie aus Forschern und nicht aus Soldaten besteht.

Vor allem aber scheut „Discovery“ sich nicht, aktuelle Themen wie Rassismus, Kultur und Identität, Gender, Konflikte und Moral aufzugreifen. In Star Trek ging es nie um Action oder Gewalt, sondern immer um Introspektive, um das Erforschen der Galaxis und um philosophische Fragen der menschlichen (und humanoiden) Existenz. In diesem Sinne bleibt „Discovery“ Gene Roddenberrys Vision von einer Zukunft treu, die nicht so düster und negativ ist wie viele aktuelle SF- Romane und -Filme, sondern trotz aller Probleme optimistisch bleibt. Das war schon immer Star Treks größte Stärke, und „Discovery“ spielt sie locker aus. Es gibt auch in Sternzeit 2255 noch Krieg, Action und Diskussionen, aber in dieser Zukunft haben wir Menschen einen Weg gefunden, unsere schlechten Eigenschaften hinten anzustellen und stattdessen gemeinsam friedliche Lösungen zu suchen. Dass wir dazu eines Tages in der Lage sein könnten, ist ein wohltuender Gedanke in einer Zeit, in der wieder Nazis im Bundestag sitzen.

„Star Trek – Discovery“ ist seit dem 25.9.2017 auf Netflix verfügbar; immer Montags gibt es eine neue Folge. Staffel 1 besteht aus 15 Episoden und wird zweigeteilt: Folge 1 bis 8 kommen noch in diesem Jahr, dann geht es im Januar 2018 weiter. Und wer „Discovery“ richtig zelebrieren will: Netflix bietet klingonische Untertitel an. majQa‘!

Die Romane zu den Star-Trek-Serien TOS, TNG, DS9 und VVOY finden Sie in unserem Shop.

Bilder © CBS

 

Kommentare

Bild des Benutzers Sebastian Pirling

Und wer noch weiter in den Nerd-Quadranten vorstoßen will: Die von CBS produzierte Talkshow "Aftertrek" liefert eine Dreiviertelstunde Trekkietalk, Blicke hinter die Kulissen und jede Menge Trivia(les) - ebenfalls auf Netflix. Wundervoll!

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