22. August 2014

Wenn es schon James Cameron gefällt…

Shinji Aramakis Weltraumepos „Space Pirate Captain Harlock“ ist vor allem visuell beeindruckend

Lesezeit: 3 min.

Schon in den 70er Jahren hatte Leiji Matsumoto die Idee zu einem heutzutage absolut zwingend wirkendem Genre-Mashup: Piraten im Weltall. Was damals als Manga-Serie seinen Anfang nahm (sicherlich nicht ganz zufällig kurz nach „Star Wars“) wurde bald für eine TV-Serie adaptiert, ein Kinofilm folgte und erst vor vier Jahren wurde die bislang letzte Version produziert. Doch was damals eine eher kleine Produktion war, ist nun eine Großproduktion des Toei-Konzerns, der Regisseur Shinji Aramaki satte 30 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt hat.

Und das sieht man. Man muss es bedauern, dass der deutsche Universum-Verleih „Space Pirate Captain Harlock“ direkt am Heimmarkt auswertet und es nicht die Möglichkeit gibt, das Weltraum-Epos im Kino zu entdecken. Denn was Aramaki und Legionen an Computerkünstlern (man mag hier nicht von Handwerkern sprechen) auf die Leinwand bzw. besser gesagt auf den Bildschirm zaubern, ist atemberaubend: Schlachtgemälde, weitläufige Raumstationen, visionäre Zukunftsstätte und ein atemberaubendes Gewächshaus. Ein Gewächshaus? Ja, denn der Reboot der 70er Jahre-Saga modernisiert die Geschichte und peppt sie mit ökologischem Bewusstsein auf, die sicherlich dazu beigetragen haben, das Mr. Avatar himself „Captain Harlock“ als „mythisch, episch und visuell beeindruckend!“ bezeichnet hat. Hält man sich vor Augen, dass James Cameron zwar immer noch ein visuell innovativer Regisseur ist, die Geschichte eines Films wie Avatar aber eher, nennen wir es freundlicherweise: konventionell, ist, kann man schon ahnen, dass auch Aramakis Epos eher auf der Bildebene überzeugt.

Die Geschichte geht jedenfalls in etwa so: Nachdem die Ressourcen der Erde erschöpft waren, kolonialisierte die Menschheit das Weltall. Heimweh führte jedoch zum Wunsch, zur Erde zurückzukehren, was die so genannten „Rückkehr-Kriege“ verursachte, nach denen die so genannte „Gaia Foundation“ ins Leben gerufen wurde, die seitdem in autokratischer Manier über Erde und Weltall herrscht. Doch einem Mann passt das nicht: Captain Harlock, einst Vertreter des Staates, der seit hundert Jahren mit seinem gigantischen Piratenschiff Arcadia den Weltall unsicher macht.

Soweit die Backstory, die in die Gegenwart der Geschichte führt: Hier gelingt es dem jungen Logan sich an Bord der Arcadia zu schleichen und das Vertrauen von Harlock zu gewinnen. Sein Auftrag lautet, Harlock zu töten, denn dieser plant die Raum-Zeit-Struktur des Weltalls mittels hundert Bomben zurückzusetzen und das kann die Gaia-Foundation nicht gutheißen. Doch bald realisiert Logan, dass Harlock eigentlich plant, die Erde zu retten und der Menschheit eine Rückkehr zum blauen Planeten zu ermöglichen.

Diese ohnehin schon reichlich konfuse Geschichte wird mit Unmengen Techno-Sprech aufgepeppt: Von einer Kaleido Matrix ist da die Rede, von einem Jovian Beschleuniger und selbst von dunkler Materie, ganz im Sinne des oft eher überkandidelten und nicht wirklich sinnigen Geredes moderner westlicher Großfilme. Dass auch sämtliche Figuren kaukasische Gesichtszüge tragen (aber dennoch japanisch sprechen) ist etwas merkwürdig, trübt das Vergnügen an den Bilderwelten aber kaum.

Denn während die Geschichte um die Wiederbesiedlung der Erde, zu der sich bald auch noch eine melodramatische Liebesgeschichte gesellt, eher dahinplätschert, überrascht die Animation mit immer neuen Details. Das gilt weniger für die glatten, puppenhaften Gesichter der Figuren, als für die Raumschiffe, Planeten, das ganze Weltall. Diese wunderbaren Bilderwelten sind es letztlich auch, die „Space Pirate Captain Harlock“ zu einem Vergnügen machen, in erster Linie eben einem visuellen.

„Space Pirate Captain Harlock“ ist gerade als DVD, Blu-ray und VOD erschienen.

Space Pirate Captain Harlock • Japan 2013 • Regie: Shinji Aramaki

Bilder © Océan Films

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