18. Juni 2021 3 Likes

„Ratchet & Clank: Rift Apart“: Unerwartete Helden

Ein atemberaubendes Feuerwerk auf der PlayStation 5

Lesezeit: 5 min.

Sony, Insomniac und die Playstation hält seit über zwei Jahrzehnten ein starkes Band zusammen. Nicht nur die legendären „Spyro“-Abenteuer sind dafür maßgeblich, oder der letzte große Hit „Marvel’s Spider-Man“, sondern eine Reihe, die vermutlich nicht jedem Playstation-Fan sofort in den Sinn kommt, dafür aber garantiert schlagartig das Herz erweichen lässt: „Ratchet & Clank“. Und mit dem neuen, Playstation-5-exklusiven „Rift Apart“ landen Insomniac Games nicht nur einen überraschenden Homerun, sondern liefern zugleich das technisch bislang beeindruckendste Game dieser Generation ab – systemübergreifend – und sollten zum geheimen Systemseller werden.

„Ratchet & Clank: Rift Apart“ schickt den katzenartigen Lombax Ratchet und seinen herzlichen Roboterkumpanen Clank nicht nur erneut durchs Universum, sondern durch ganze Dimensionen. Clank baut Ratchet zum Dank für ihre Freundschaft den sogenannten Dimensionator, eine Art „Portalgun“, mit der es möglich ist, Löcher zu anderen Dimensionen zu öffnen. Die Waffe wird aber kurzerhand vom Erzfeind, dem schrulligen Dr. Nefarious, gestohlen und zugleich zur Überlastung gebracht. Das Raumgefüge gerät ins Wanken und Ratchet, Clank und Nefarious werden nicht nur in eine andere Dimension geschleudert, nein, durch die Missetat drohen alle Dimensionen zu kollabieren. Ratchet und Clank werden voneinander getrennt und begeben sich auf die Suche nach dem jeweils anderen. Und zu allem Übel landen beide auch noch in einer Dimension, in der Dr. Nefarious‘ anderes Dimensions-Ich sämtliche Feinde unterworfen und besiegt hat und Roboter die Oberhand gewonnen haben. Dort wird Clank vom weiblichen Lombax Rivet gefunden, die sich seiner annimmt und den verrückten Dr. Nefarious stoppen will, während Ratchet sich mit dem kleinen Roboter Kit anfreundet und sich alle auf Kollisionskurs befinden.


„Jedes Level strotzt vor Detailreichtum. Dies ist übrigens keine Zwischensequenz, sondern Gameplay.“

Die Geschichte um die beiden Lombaxe, Helferlein und den liebenswert-hassbaren Dr. Nefarious gerät im Verlauf der Zeit in zunehmend erwachsenere Gefilde und spricht ernste Themen an, die gekonnt bearbeitet werden. Und dass Insomniac besonders durch das cineastische „Marvel’s Spider-Man“ dazugelernt haben, zeigt sich in der kinoreifen Geschichte, den gut ausgearbeiteten Figuren und den bombastisch inszenierten Kulissen. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass das vor Herz, Witz und Charme sprühende Garn, das um den Dimensionator gesponnen wird, besser aussieht als beinahe sämtliche großen 3D-Animationsfilme der letzten Jahre. Und ein solches Effektgewitter, wie es zum Schluss losgelöst wird, gab es bislang garantiert noch nirgendwo zu sehen. Wer jedoch nur einen kleinen Vorgeschmack davon will, soll sich mal die ersten 15 Minuten der Eröffnungsparade des Spiels ansehen, das zeitgleich auch äußerst clever und zwinkernd als Tutorial funktioniert, samt erstem Bosskampf.


„Hier zeigt sich eine der zahlreichen Taschendimensionen samt Spalte.“

Spielerisch bietet „Ratchet & Clank: Rift Apart“ neun Planeten, die alle in diversen Größen Openworld-Erfahrungen darstellen, vom kleinen Weltraumumschlagplatz, der als Bar mit Challengemodus agiert, bis zum von Dinosauriern bewohnten, großen Sandkasten. Viele der Planeten sind übrigens auch Parallelweltversionen klassischer Levels früherer Iterationen der Reihe und zaubern den Veteranen sicher das eine oder andere Grinsen ins Gesicht. „Ratchet & Clank“-Neulinge können und sollten aber dennoch gedankenbefreit mit „Rift Apart“ beginnen, das ohne jegliches Vorwissen funktioniert. Der größte Clou des Spiels ist aber der sogenannte Spaltstrahler, mit dem sich etliche Dimensionsspalten, die in den Welten verteilt sind, öffnen lassen. So werden lilane und orangene Portale in der freien Welt per Schultertrigger „geöffnet“ und „zu sich gezogen“, was letztlich spielerisch eine augenblickliche Überbrückung große Distanzen, ähnlich eines Enterhakens, darstellt, oder gar direkt in eine Taschendimension führt. Dimensionsspalten werden häufig direkt in Kampfgebiete eingebaut, mit denen man z.B. in Windeseile von einem zum anderen, weit entfernten Piratenschiff „teleportiert“ wird oder beim Platforming, während man von einer Gleitschiene, auf der Ratchet und Rivet skaten können, springt, um dann zur entfernten Klippe kommen zu können. Taschendimensionen wiederum sind häufig versteckte Portale, in denen die Welt Kopf steht und wo sich das Universum aufzulösen scheint. Hier lassen sich häufig viele der versteckten Extras und Collectibles finden, wie Spionbots, neue Ausrüstung (die mit Set-Boni versehen sind, wie weniger Schaden zu erleiden usw.), oder goldene Bolzen, mit denen sich Cheats wie unendlich Munition freischalten lassen. Im Verlauf des Spiels warten die neun Planeten nicht nur mit immensem Detailreichtum auf, sondern regnen auch im Kampf ein Effektgewitter vom Himmel, das sich sehen lässt. Und wenn hier alle Roboter und absurd-genialen Waffen aus den Röhren feuern – und auch noch die Dimensionsspalten zum Einsatz kommen – grenzt es an ein technisches Wunder, wie flüssig das Spiel und die Konsole mit der Darstellung klarkommen. Übrigens in zwei einstellbaren Modi mit 4k-Auflösung oder 120hz und 60fps.


„Das Spiel ist stets kinoreif-atemberaubend in Szene gesetzt.“

Und wo wir schon bei „Ratchet & Clank: Rift Aparts“ Waffen wären. Insomniac Games‘ Markenzeichen ist mit zunehmenderen Jahren ein immer kreativeres, absurdes bis gar komödiantisches Waffenarsenal ihrer Spiele. Insgesamt 20 Waffen erwarten die Gamer, welche mit fortschreitender Nutzung im Level aufsteigen und sich dadurch immer weiter upgraden lassen. Vom simplen Blaster bis zum selbstbestimmten Pilzwesen Mr. Fungi, das in Eigenregie Gegner angreift oder dem Doom Glove, der kleine bösartige Roboterhelfer aus explodieren Granaten auf die Fieslinge hetzt – das Arsenal wird immer skurriler und spaßiger. Aber auch Klassiker wie ein Raketenwerfer, ein Elektrogewehr, das Blitze zwischen Horden hin und herspringen lässt, oder ein Scharfschützengewehr kehren zurück. Die stärkste und amüsanteste Waffe ist aber wohl die in allen Teilen wiederkehrende „RYNO“, die diesmal als Dimensionsgewehr dient und Portale zu anderen Welten über den Köpfen der Gegner öffnet und wörtlich den Tod regnen lässt in Form von Bomben, Dinosauriern, großen Töpfen – oder auch einen Thunderjaw aus dem Game „Horizon: Zero Dawn“, Nates Jeep aus „Uncharted“ oder Sly Cooper aus der gleichnamigen Reihe. Playstation-Exklusivität sei Dank!


„Hier zeigt sich eine der wahnwitzigen Waffen in Aktion: Die Helferein des Doom Gloves.“

Während Neuzugänge Rivet und Kit sich ihre Sporen in „Rift Apart“ erst mal verdienen müssen, und einem im Verlauf der Geschichte wirklich ans Herz wachsen, zeigen Insomniac Games schon lange, warum sie Sony über so viele Jahrzehnte die Treue halten (der kurze Ausflug zu Microsoft mit „Sunset Overdrive“ sei genehmigt). Dass „Ratchet & Clank: Rift Apart“ aber zu so einem technisch wie spielerisch herausragenden Spiel werden würde, hat vermutlich so niemand wirklich kommen sehen. Alle Besitzer einer Playstation 5 sollten sich „Ratchet & Clank: Rift Apart“ in die Sammlung holen, unabhängig welchen Alters, und sollten sich nicht von der kindgerechten Optik irritieren lassen. Und zugleich ist „Rift Apart“ ein völlig unterschätzter, aber wertiger Grund, sich eine Playstation 5 zuzulegen. Dabei ließen uns Insomniac Games erst kürzlich wissen, dass mit „Ratchet & Clank: Rift Apart“ gerade mal ein Funken des Potenzials der PS5 ausgekostet wurde. Und so werden nicht nur Rivet und Kit zu unerwarteten Helden der PS5, sondern auch „Ratchet & Clank: Rift Apart“ für eine komplette, neue Konsolengeneration.

„Ratchet & Clank: Rift Apart“ ist seit dem 11. Juni 2021 exklusiv für Playstation 5 erhältlich.

Ratchet & Clank: Rift Apart • Insomniac Games • Action-Adventure • PS5

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