„RoboCop: Rogue City“ – Das Gesetz bin ich!
Ein durchaus lohnenswerter Shooter-Ausflug zurück in die 80er
Gar nicht mal schlecht, was Entwickler Teyon in den letzten Jahren aus klassischen Vertretern des 80er Kinos herausholte. Nachdem vor allem ihr Shooter zu Terminator schon solide ausfiel (hier nochmal unser damaliger Test), setzen die Polen nun auf RoboCop, der seit Paul Verhoevens kultigem Kinofilm von 1987 in mehreren Aufgüssen knackiges B-Movie-Flair verbreiten durfte. In RoboCop: Rogue City, das Anfang des Monats für PS5, Xbox Series X und PC zum Vollpreis erschien, übernehmen wir – natürlich – die Rolle des stählernden Vertreter des Gesetzes, der an mehreren Fronten in Detroit als wichtigster Hüter des allzeit bedrohten Ordnungswesens gefragt ist.
Aus der Ego-Sicht steuern wir den raubeinigen Helden, der mit typischen Onelinern ebenso wenig spart wie mit buchstäblich handfesten (Wurf-)Argumenten und natürlich mehreren Wummen, wobei sich RoboCops Fähigkeiten über die Kampagne hinweg mittels erspielter Punkte weiter ausbauen lassen. Die Levels sind dabei meist sehr linear gehalten und führen uns durch die oft überraschend stimmungsvoll ausgeleuchteten, dennoch vom Verfall bedrohten Gassen des retrofuturistischen Detroits. In den Schießereien wird dabei nicht mit Blut und allerlei Brutalität gespart, allerdings wird die Gewalt stets so überzeichnet comichaft dargestellt, dass es gut zur augenzwinkernden Vorlage passt. Das wird gerade dann deutlich, wenn wir unsere Umgebung aktiv nutzen, um beispielsweise Motorräder oder Monitore als Wurfgeschosse gegen die oft zahlreich anstürmenden, jedoch nicht besonders klug agierenden Gegnerhorden einzusetzen.
Überhaupt merkt man dem Titel jederzeit an, wie sehr sich die Macher an den Geist der Filme halten. Neben der gelungenen Umsetzung der Stadt und des Helden wird, für das Shootergenre, dann doch relativ viel Wert auf das Drumherum wie die Polizeistation und sogar Dialoge gelegt. Neben den Shooterleveln müssen wir nämlich zusätzlich als Ermittler tätig werden und in kleineren Hub-Gebieten Gespräche mit verschiedenen Dialogoptionen führen und Hinweisen nachgehen. Unsere Auswahl hat in diesen Situationen sogar Auswirkungen auf die Handlung, ohne aber nun wirklich tiefgreifend in die ansonsten solide verzahnte Story um machthungrige Konzerne und einen Aufsteiger in den Reihen der Unterwelt einzugreifen.
Im Kern bleibt Rogue City trotz der Action-Ruhephasen ein knackiger Shooter, der vor allem auch mit einer recht satten Spielzeit von 16-18 Stunden und einer guten Zugänglichkeit punktet. Erst nach einigen Stunden zieht das Gameplay in Sachen Gegnervielfalt und einem erhöhten Anspruch an unseren Abzugsfinger an, bleibt aber immer fair und machbar. Wer jedoch ein richtig variables, modernes Gameplay bevorzugt, dürfte aufgrund des eben sehr linearen Ablaufs eventuell schnell gelangweilt sein. Ein gewisses Faible für die Marke RoboCop ist daher fast schon Pflicht, um wirklich viel Spaß an Rogue City zu haben.
Technisch bewegt sich der Shooter trotz schöner Inszenierung bzw. des Designs der Settings auf mittelmäßigem Niveau (wir spielten auf PC). Mehrere Elemente sind nicht sauber programmiert (z. B. der Sound oder die Dialoge), es wird in der Spielwelt viel nachgeladen und die Animationen sind selbst für RoboCop einfach unglaublich hölzern.
Diesen Mängeln zum Trotz bleibt es aber dabei: Fans der Vorlage, die dazu nicht anspruchsvoll im Bereich Shooter-Gameplay sind und guten Fanservice zu schätzen wissen, sollten spätestens dann, wenn Rogue City etwas günstiger in einem Sale erhältlich ist, zugreifen.
Fazit
Sehr solide Hommage an eine große Sci-Fi-Trashikone, die mit ordentlicher Actionkost, schicker Spielwelt und viel Liebe zur Vorlage überzeugt.
RoboCop: Rogue City • Teyon • Ego-Shooter • PS5/Xbox Series X/PC
Abb. © Nacon
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