15. November 2019

Besser als erwartet

„Terminator: Resistance“ ist trotz Kritikpunkte ein solides Shooter-Vergnügen

Lesezeit: 5 min.

Als Koch Media vor gut zwei Monaten einen Shooter zum Terminator-Franchise von Reef Entertainment ankündigte (wir berichteten), dürfte die erste Reaktion nicht nur bei Kennern höchst skeptisch ausgefallen sein. Zum einen ist eine Ankündigung so kurz vor Release (der genau heute für PS4, Xbox One und PC erfolgte) selten ein Zeichen für verlässliche Qualität (von der man sich eben mit längerer Vorlaufzeit vergewissern könnte) und zum anderen fiel Entwickler Teyon in jüngerer Vergangenheit mit ihrer atemberaubend grausamen Umsetzung von Rambo: The Video Game bei Kritik und Verkäufen komplett durch. Ganz abgesehen davon, dass Filmumsetzungen seit jeher ohnehin nicht der beste Ruf anhaftet, da es sich hierbei meist um günstig dahingeschluderte Konfektionsware für den Grabbeltisch handelt.

Doch letztlich erwiesen sich die anfänglichen Bedenken in diesem Fall als nicht ganz so wild. Schon die nachgeschobenen Trailer zu Terminator: Resistance deuteten eine im Vergleich zu Rambo wesentlich adäquatere, schlicht ansprechendere Gesamtperformance an und das finale Ergebnis bestätigt diesen Eindruck. So ist Resistance, um es gleich vorwegzunehmen, zwar alles andere als ein fehlerfreier oder gar herausragender Shooter geworden, aber eben auch kein völliges Trashwerk für die Tonne, das man Genrefans keinesfalls empfehlen dürfte.

Das liegt schon daran, dass der Titel sich völlig frei macht von den jüngsten Filmen (also auch dem lauwarmen Dark Fate) und eine eigene Story im Kontext der ersten beiden Teile verfolgt. Inmitten des Krieges gegen Skynets Armeen, übernehmen wir die Rolle des hartgesottenen Widerstandskämpfers Jacob Rivers, dessen Division in L.A. von den Terminatoren komplett aufgerieben wurde. Schon bald stoßen wir auf eine kleine Gruppe weiterer Überlebender, mit denen Rivers vorerst die Flucht aus der Stadt ergreift, um sich zu sammeln und wieder Anschluss an andere Widerstandsdivisionen herzustellen. Schließlich hat Skynet ein neues Todesass im Kybernetischen Ärmel und auch ein mysteriöser Fremder, der scheinbar nicht von seiner Seite weicht, gibt Jacob einige Rätsel auf.

Wie nicht anders zu erwarten, bedient sich die Story im Verlauf der gut 12 Stunden Spielzeit Terminator-typischer Wendungen um Zeitreisen, Verrat und der Bedrohung neuartiger Killermaschinen, die die Menschen nahezu perfekt zu täuschen imstande sind. Auch die obligatorische Begegnung mit Freiheitsikone John Connor bleibt nicht aus und Fans der Vorlage freuen sich dank Lizenz auf Originalsoundtracks und bekannte Feindmodelle wie den T-800.

Ganz im Stile frühzeitlicher Shooter-Tage, verzichtet Resistance etwas überraschend auf jegliche Multiplayer- oder Onlinefunktionen und konzentriert sich auf die Einzelspielerkampagne, die in streng voneinander angegrenzten Kapiteln vorangetrieben wird. Meist sind wir allein in Ego-Sicht unterwegs, werden allerdings je nach Verlauf auch mal von mehreren KI-Kollegen im offenen Feldkampf unterstützt. Das Arealdesign zeigt sich relativ offen, ohne das Geschehen mit einer echten Open World zu überfrachten.

Das bedeutet, dass wir zwar oft mehrere Wege einschlagen und so etwa bestimmten Feinden auch ausweichen oder ihnen Fallen stellen können; die Übersicht aber u.a. mittels optionaler Karte nie verlorengeht. Meist verschlägt es uns in völlig zerstörte Stadtgebiete, wie man sie aus Terminator 1 und 2 kennt. Dort erkunden wir begehbare Fabrikanlagen, Krankenhäuser oder Wohnblöcke, wo uns Feinde wie allerhand Items und Craftingmaterial erwarten.

Leider versäumen es die Macher speziell an diesem Punkt für mehr Abwechslung zu sorgen und so das Maximum aus der Kapitelstruktur herauszuholen. Bis auf einen Abstecher in die begrünten Hollywood Hills, steht uns eine triste Stadtwüste nach der anderen bevor und sogar der Mehrfachbesuch einiger Gebiete bleibt uns nicht erspart. Da es Resistance jederzeit spürbar am Budget von Toptiteln wie Call of Duty fehlt, kann die – auch abseits des Themas – viel zu triste bzw. detailarm bis leblose Grafik keinen Ausgleich zu den immer gleichen Häuserschluchten markieren. Besonders frappierend stellt sich das Problem bei den Gesichtsanimationen der Charaktere auf unserer Reise, deren Pseudo-Mimik kaum von der der Terminatoren unterscheidbar ist. Dadurch verliert die eigentlich überzeugend düstere, lange Zeit konsequent hoffnungslos eingezogene Postapokalypse selbst in ihren härtesten Momenten etwas an Flair. Schade.

Anders als bei der Grafik, erweist sich Resistance beim Gameplay hingegen als bemüht variantenreich. Wie schon angedeutet, können wir mit Rivers gegen unsere Widersacher auf verschiedene Arten vorgehen und dabei auf ein zunehmend umfangreicheres Arsenal aus Schusswaffen, Sprengfallen oder Granaten zurückgreifen. Stealth-Einlagen sind dabei sogar innerhalb der Kampagne mehrfach Pflicht und selbst mit einem dank gewonnener Erfahrungspunkte ordentlich aufgemotzen Soldaten ist es ratsam, Gegnerhorden speziell in den höheren Schwierigkeitsgraden nicht nur plump die Flinte vor die kaum vorhandene Blechnase zu halten.

Fähigkeiten wie der Einsatz von Dietrichen und das Hacken von Terminals via Minispielchen lockern zeitweise das ansonsten sehr geradlinige Abklappern verschiedener Haupt- und optionaler Nebenmissionen ab, die wir innerhalb eines Areals zu erledigen haben. Letzteres beschränkt sich meist darauf, Gegenstände (Hunde, Malkreide oder einfach Informationen) für Mitglieder unserer Gruppe zu besorgen und so neben zusätzlichen Erfahrungspunkten für den Kauf von Fähigkeiten wie erhöhtem Schaden oder der Herstellung neuer Ausrüstungsgegenstände mehr über unsere Gruppe zu erfahren.

Dank zumindest im Vergleich zu vielen Shootern gut geschriebener Dialoge inklusive mehrerer Gesprächsverläufe und Entscheidungen, wachsen uns einige unserer Mitstreiter trotz so manch himmelschreiender Walking Dead-Survivalklischees ans Herz. Die Dialoge nehmen auch in kleinerem Umfang Einfluss auf den Ausgang des Abenteuers, rechtfertigen aber für sich genommen nicht einen erneuten Durchlauf – der leider auch aufgrund einer fehlenden Kapitelanwahl ärgerlicherweise nur für die wenigsten Spieler eine echte Option darstellen dürfte.

Und wie performt nun die eigentliche Shooter-Mechanik? Auch hier ein zwiespältiges Bild. Die Steuerung funktioniert tadellos und via Waffenrad und Schnellanwahl geht der Kampf um das Überleben der Menschheit flüssig über die Bühne. Doch gerade wer Resistance auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad zockt, bemerkt trotz solidem Trefferfeedback schnell, wie dumm die Gegner-KI über die gesamte Kampagne agiert. Im Grunde bewegen sich die dauerfeuernden Feinde einfach nur in eine Richtung oder auf uns zu, sodass selbst die wenigen eingestreuten Bosskämpfe zum Ballergewirr ohne viel Geschick oder gar Taktik verkümmern. Auch bei den Stealth-Passagen sind die Laufwege der Kontrahenten schnell entschlüsselt und anrückende Blechbüchsen lassen sich mit simpelsten Versteckspielchen austricksen. Für Spieler, die sich nur auf die Atmosphäre fokussieren und die Fähigkeiten von Rivers maximal ausreizen, mag das noch in Ordnung gehen; für halbwegs anspruchsvolle Genrefans ist das Shootergerüst aber sicherlich zu wenig.

Doch wie gesagt, Terminator: Resistance ist trotz genannter (und weiterer) Kritikpunkte keine Spielspaßgurke und kann gerade an der Stimmungsfront größtenteils überzeugen. Wenn wir uns etwa mangels geeigneter Waffe in einem Autofriedhof vor einer anrückenden T-800-Garnison verstecken müssen oder in oft genug beengten Fluren plötzlich von einem äußerst widerstandsfähigen Modell überrascht werden, kitzelt schon allein der Soundtrack das Nervenkostüm angenehm durch. Für Hardcore-Fans ist der Titel daher absolut brauchbar, während der Rest vielleicht mal einen Blick riskiert, wenn gerade kein CoD oder Battlefield am Start ist und demnächst eine vielleicht auch etwas gepatchter Version nicht mehr zum Vollpreistitel verkauft wird.

Fazit

Geradliniger, durchaus unterhaltsamer Terminator-Shooter mit viel Originalflair, der aber technisch wie spielerisch nicht in der oberen Genreliga mitmischen kann.

Terminator: Resistance • Teyon/Reef Entertainment/Koch Media • Shooter • PS4/ Xbox One/PC

Abb. © Teyon/Reef Entertainment/Koch Media

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