„Void tRtLM(); // Void Terrarium“: Blöder Titel, solides Spiel
Das Roguelike-RPG belebt den Tamagotchi-Fan in uns
Eines hat Gamedesigner Masayuki Furuya wirklich drauf: sich teils ultrasperrige und letztlich für den Verkauf absurd dumme Namen für seine Kreationen auszudenken. Sein htol#NiQ: The Firefly Diary legte die Messlatte bereits hoch, doch sein jüngstes Werk, das wir der Einfachheit nur Void Terrarium nennen wollen, erhärtet den Eindruck, dass es Furuya doch irgendwie zu sehr mit Programmcodes hält als es dem Inszenierten jenseits von 0 und 1 guttut. Inhaltlich kann man Void Terrarium allerdings schon deutlich weniger am Zeug flicken als an seiner Benennung.
Das seit Anfang Juli für PS4 und Switch erhältliche Roguelike-RPG gewinnt seinen unverhohlen offensiv zur Schau gestellten Charme aus einem Mix aus märchenhaft düsterer Animegrafik, anrührenden Figuren und den für dieses Subgenre charakteristischen prozeduralen Levelarchitekturen, in denen wir neben Kämpfen gegen putzige Feinde vor allem auf der Jagd nach Loot sind. Letzteres benötigen wir für eine spezielle Person, die uns eine für Furuya gewohnt abstrakt gehaltene Story auftischt. Die beginnt mit einer eindeutigen Prämisse. Die Menschheit ist in Void Terrarium nämlich quasi ausgestorben.
Wir übernehmen die Rolle eines stummen Miniroboters, der in Wall-E-Manier ein einsames „Leben“ auf einer Art Schrottplatz fristet, bis er eines Tages ein ebenfalls stummes Mädchen antrifft. Während Roboter wie Mädchen zunächst kaum durch Reaktionen auffallen, erweist sich der sie begleitende Computer mit seinen vielen Emojis fast schon als emotionale Quasselstrippe. Die beiden künstlichen Intelligenzen beschließen, das Mädchen zu beschützen und ihr ein möglichst sicheres Heim aka Terrarium zu bescheren. Dazu benötigt das Menschenkind allerdings u.a. Hilfe gegen die schwer kontaminierte Luft, die es aber nicht ohne Einsatz gibt.
Genau diese Hilfe motiviert das Gameplay, das uns in Gestalt des Robos immer wieder raus in die zufallsgenerierten Weiten der Schrottplatzwelt schickt, um Rohstoffe für das Terrarium und die Ernährung des Mädchens zu erbeuten. Dazu erkunden wir die stimmungsvoll gezeichneten, labyrinthischen Gebiete aus einer 2D-Vogelperspektive und bestreiten währenddessen rundenbasierte Gefechte gegen Monster. Bei jedem Außeneinsatz startet unser Charakter bei Stufe 1 und kann im Verlauf weiter aufsteigen und dadurch an Stärke gewinnen. Gehen wir vor der sicheren Rückkehr final zu Boden, verlieren wir unsere sauer erbeuteten Gegenstände und müssen, je nach Leistung, mit einer nur grundsätzlichen Ressourcenbelohnung für unsere Mühen auskommen. Das ist aber immerhin mehr, als die meisten Roguelikes ihren Spielern gewähren.
Besonders interessant wird dieses Prinzip bei der Nahrung, denn die kann mit der Zeit sogar schlecht werden und so das Befinden unseres Mädchens beeinträchtigen. Zusätzlich fies dabei: Es kann, Stichwort zufallsgeneriert, aber auch vorkommen, dass wir keine noch gute Nahrung in den Dungeons finden und so dabei zusehen müssen, wie sich die Gesundheitsanzeige des Mädchens rapide verschlechtert. Das kann zu mehreren Krankheiten wie etwa der Vogelgrippe führen, die dazu führen, dass dem Mädchen Federn wachsen. Ähnlich witzige, eigentlich aber fast schon schwarzhumorige Einfälle, hat das Spiel mehrfach in Petto. Unser Schützling übernimmt generell die Funktion eines Tamagotchis, das stets umsorgt werden muss, um es am Leben zu halten und uns umgehend entsprechende Reaktionen zeigt, wenn wir unseren Job gut oder weniger gut ausfüllen (Stichwort Kulleraugen).
Allerdings liegt hier auch der Teufel im Detail, denn oft genug hängt unsere Suche zu stark vom Zufall ab und führt so zu Frust. Wenn beispielsweise aufgrund einer Falle Gegner respawnen oder wir schlicht nichts finden, bevor das Mädchen stirbt, hat das mit unserem Geschick nichts zu tun. Das betrifft auch die Energieleiste unseres leicht sperrig agierenden Robos, die mit jeder Aktion in den Dungeons abnimmt. Finden wir keine neue Energie, war es das schnell für uns, auch wenn die Gefechte gegen die schematisch agierenden Feinde eher weniger ein Problem darstellen – obwohl wir auch da oft ob der schieren Übermacht zur Flucht gezwungen werden. Zwar sollte man bei Roguelikes generell ein wenig Frustresistenz mitbringen, aber für einen Genrevertreter im Jahr 2020 wäre eine bessere Balance definitiv wünschenswert.
Insgesamt muss man den Entwicklern aber zugutehalten, dass sie sowohl das Tamagotchi-Prinzip (also das permanente Aufpäppeln des Mädchens und den Ausbau des Terrariums mittels Crafting) als auch das Roguelike-Erkunden solide zusammengeführt und mithilfe ausreichender Tutorials und Anzeigen stimmig präsentieren. Der Grafikstil weiß zumindest anfangs zu gefallen, ehe sich aufgrund der etwas zu trist designten Dungeons in dieser Hinsicht leichte Ermüdungserscheinungen einstellen, wohingegen die technische Performance (zumindest bei der von uns getesteten PS4-Version) keine gravierenden Mängel oder Aussetzer aufwies. Wer also ein Herz für putzige Figuren und deren Zusammenspiel hat und sich am leicht frustigen Dungeon-Gameplay nicht stört, findet in Void Terrarium einen netten Zeitvertreib für einige Stunden.
Fazit
Netter Mix aus Dungeon-Erkunden, Kämpfen, Craften und Tamagotchi-Survival, dessen Charme sich aber hauptsächlich aus den Figuren und der Präsentation speist.
Void tRtLM(); // Void Terrarium • Nippon Ichi • Roguelike-RPG • PS4/Switch
Abb. © NIS America
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