Beweismaterial

von Isaac Asimov

Je weiter die Technik voranschreitet, je schneller Computerchips und Prozessoren werden, desto mehr machen sich Wissenschaftler und Schriftsteller Gedanken darüber, wie man Mensch von Maschine unterscheiden kann. Sie haben eine Reihe von Tests erfunden, vom Turing-Test, der bestimmen soll, ob ein Computer ein dem Menschen ähnliches Denkvermögen hat, bis hin zu Philip K. Dicks Voigt-Kampff-Test, der anhand der Fähigkeit zur Empathie zwischen Mensch und Androide unterscheiden kann. Isaac Asimov entwickelte für seine Roboter keinen Test. Stattdessen folgen sie den Drei Gesetzen der Robotik. Das erste Gesetz besagt, dass kein Roboter einem Menschen Schaden zufügen, noch durch Untätigkeit zulassen darf, dass einem Menschen Schaden zugefügt wird. So zähmt Asimov die Maschinen, und wo immer Probleme auftauchen, ist es an uns Menschen, sie mit Logik und Rationalität zu lösen.

Das wird dem Politiker Stephen Byerley, der 2032 für das Bürgermeisteramt kandidiert, beinahe zum Verhängnis. Sein Gegenspieler Fred Quinn droht, Byerley zu diskreditieren, indem er behauptet, Byerley sei ein Roboter. Niemand habe ihn je schlafen, essen oder trinken sehen, seit er vor einigen Jahren einen schweren Autounfall hatte, und der echte Byerley würde sich seitdem vor der Öffentlichkeit verstecken. Byerley ist alles andere als hilfsbereit bei der Beschaffung von „Beweismaterial“. Er besteht auf seinen Grundrechten, solange nicht bewiesen ist, dass er ein Roboter ist – was ohne seine Hilfe unmöglich scheint. Er verweigert jede medizinische Untersuchung, er trägt ein Gerät mit sich herum, das verhindert, dass heimlich Röntgenaufnahmen von ihm gemacht werden, und er isst sogar in Gegenwart von Dr. Susan Calvin, der Robotpsychologin, die beauftragt wurde, Byerley zu testen, einen Apfel. Das bestätigt Quinns Behauptung nicht, widerlegt sie aber auch nicht.

Aber wäre ein Roboter als Bürgermeister wirklich etwas Schlimmes? Auf Byerleys Bemerkung, dass er gar nicht gewusst habe, dass Roboter psychologisch so anders seien als Menschen, erwidert Dr. Calvin, Robots seien von Grund auf anständig – nicht gerade die Eigenschaft, die wir im Allgemeinen unseren Politikern zuschreiben. Dass Byerley sich offen gegen die Todesstrafe ausspricht, könnte natürlich sein Versuch, das erste Gesetz der Robotik einzuhalten, sein – oder, wie Dr. Calvin es formuliert: „Wenn Byerley alle Regeln der Robotik befolgt, dann mag er vielleicht ein Robot sein. Vielleicht aber ist er auch einfach nur ein sehr guter Mensch.“

Ein guter Mensch als Politiker? Klingt verlockend, oder? 

 

von Elisabeth Bösl

 

Isaac Asimov

Ich, der Roboter

Robots auf dem Vormarsch

Dr. Susan Calvin war fünfzig Jahre lang als Robotpsychologin bei der U. S. Robot Company angestellt, einem der größten Unternehmen der Welt. Sie erlebte hautnah mit, wie Robots zum alltäglichen Bestandteil der menschlichen Kultur wurden und welche Probleme es mit sich bringt, wenn Menschen mit Robotern zusammenleben. Vor allem aber stellt sich eine Frage: Was passiert, wenn sich Mensch und Roboter kaum noch voneinander unterscheiden? In neun Erzählungen zeigt sie einem jungen Reporter, wie eine Zukunft, geprägt von gigantischen Positronengehirnen, für uns Menschen aussieht.

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