Der Hugo hieß ursprünglich eigentlich nicht Hugo, sondern Science Fiction Achievement Award, bis man sich 1992 entschloss, den Spitznamen der Trophäe (benannt nach Hugo Gernsback) offiziell zu machen. Er wird seit 1955 jedes Jahr vergeben, was über die Jahre zu 46 Gewinnern führte. Robert A. Heinlein hat am häufigsten gewonnen, dicht gefolgt von Lois McMaster Bujold und Isaac Asimov. Auch William Gibson, Frank Herbert, Kim Stanley Robinson und John Scalzi gehören in den erlauchten Kreis der Hugo-Gewinner. Aus dieser beeindruckenden Liste den Allerbesten zu küren ist unmöglich – aber man kann sie chronologisch sortieren und den Fokus auf die Autoren legen, die Sie vielleicht noch nicht gelesen haben, aber unbedingt gelesen haben sollten:

 

10
James Blish Der Gewissensfall Science-Fiction und Religion? Das beißt sich schon am „science“, möchte man meinen, auch wenn man hin und wieder Menschen begegnet, für die das Genre selbst eine Art Religion zu sein scheint. Wirklich interessant wird es, wenn beides aufeinander trifft, der Glaube und die Wissenschaft, und kaum ein Roman schafft das so gut wie James Blishs "Der Gewissenfall". Darin nimmt die Menschheit Kontakt zu den Lithianern auf, die nach christlichen Maximen auf einer paradiesischen Welt leben, aber nicht an ein höheres Wesen glauben. Das wird insbesondere für den Jesuitenpater Ruiz-Sanchez, der die Expedition ins Sternbild des Widders begleitet, zu einer echten Glaubensprüfung, die Blish so spannend beschreibt, dass er dafür 1959 mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurde.
9
Roger Zelazny Herr des Lichts Ganz andere Götter, nämlich die hinduistischen, beschwört Roger Zelazny in seinem Roman "Herr des Lichts". Strenggenommen handelt es sich nicht einmal um Götter, sondern um Wesen, die durch gezielte Mutationen entstanden sind und jetzt als grausame Herrscher den Fortschritt unterdrücken, damit ihre technologische Überlegenheit und damit ihre Machtposition nicht gefährdet wird. Doch eines Tages kehrt Mahasamatman, der Herr des Lichts, von seiner Festung im Himmel auf die Erde zurück – und stellt sich auf die Seite der Unterdrückten. Zelazny analysiert das Verhältnis von Wissenschaft und Religion, von Herrscher und Beherrschten, alles verpackt in seine einzigartige, poetische Sprache – kein Wunder, dass er dafür 1968 mit dem begehrten Preis ausgezeichnet wurde.
8
John Brunner Morgenwelt Schauplatz dieses Romans, der erstmals 1968 erschien, ist die Welt von morgen, die mittlerweile die Welt ist, in der wir leben: Das 21. Jahrhundert. Er spielt in den USA und Afrika ebenso wie in Europa und Asien und zeigt eine Zukunft, die unserer Gegenwart in markanten Punkten gleicht, sich aber auch von ihr unterscheidet: Künstliche Intelligenz und Genmanipulation sind an der Tagesordnung; Firmen kaufen Entwicklungsländer auf, der Handel mit menschlichen Organen wird an der Börse notiert … "Morgenwelt" ist eine erschreckende Vision aus dem Jahr 1968, die ein Jahr später den Hugo gewann, und wer diesen Roman heute liest, bekommt unwillkürlich Gänsehaut …
7
Frederik Pohl Die Gateway-Trilogie Frederik Pohls Meisterwerk "Mensch+" war 1977 zwar für den Hugo nominiert, gewann ihn aber nicht. Im darauffolgenden Jahr schob sich "Gateway" jedoch höchst verdient an die Spitze. Gateway ist ein Asteroid, der in einem exzentrischen Orbit unsere Sonne umkreist und sich als nichts Geringeres als das Tor zum Universum entpuppt. Eine vor langer Zeit ausgestorbene Alien-Zivilisation ließ den Weltraumbahnhof zurück, und jetzt ist er den Menschen in die Hände gefallen. Der Haken an der Sache ist nur, dass keiner, der durch Gateway fliegt, weiß, wo er herauskommen wird. Für einen solchen Flug ins Ungewisse braucht es einen ganz besonderen Menschenschlag, und kein anderer kann ein derart intensives Bild von diesen Menschen vermitteln als Fred Pohl …
6
David Brin Sternenflut Woher stammt unser Bewusstsein? Wie konnte sich die Menschheit von primitiven Lebensformen zu einer intelligenten Spezies entwickeln? David Brin hatte schon immer einen Sinn für die wirklich großen Fragen des Lebens, und in "Sternenflut" lässt er den Menschen so gekonnt Schöpfer spielen, dass der Roman 1984 mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurde. Die verhilft nämlich inzwischen mittels Gentechnologie Delfinen und Affen zu einer gesteigerten Intelligenz. Das ist im Universum so üblich, denn wie die erstaunten Erdlinge nach dem Erstkontakt mit Aliens erfahren, bekam jede intelligente Spezies im Universum Hilfe „von oben“. Doch wer half den Menschen, die sich scheinbar ganz alleine entwickelt haben? Eine Forschungsmission bricht auf, um das zu klären
5
Carolyn J. Cherryh Geklont Als C. J. Cherryh 1989 den Hugo Award für ihren Roman "Cyteen" bekam, ahnte niemand, dass sieben Jahre später Klon-Schaf Dolly das Licht der Welt erblicken würde – doch das Klonen war in aller Munde. Viele, viele Romane setzen sich mit diesem Thema auseinander, sowohl vor als auch nach "Cyteen". Cherryh befasst sich weniger mit den technischen Möglichkeiten, als mit einem ganz anderen Aspekt: wie stelle ich sicher, dass mein Klon, der mir körperlich bis aufs Haar gleicht, auch meine Eigenschaften, meine Psyche, aufweist? Ariane Emory, die Leiterin des modernsten gentechnischen Labors, macht den Selbstversuch. Sie will, dass ihr Replikat genauso ist wie sie selbst. Doch der Mensch ist nicht nur die Summe seiner Erbanlagen, sondern das Produkt vielfältiger Einflüsse, die sich nicht gänzlich kontrollieren lassen und überraschende Folgen haben können …
4
Connie Willis Die Jahre des schwarzen Todes Wer dieses Buch nicht gelesen hat, hat einen der besten Romane verpasst, den das Gere je hervorgebracht hat. Immerhin haben die amerikanischen Kollegen das erkannt und Connie Willis‘ "Die Jahre des Schwarzen Todes" 1993 mit dem Hugo Award ausgezeichnet. Im Jahr 2054 sind Zeitreisen möglich, und die Zeitmaschine an der Universität in Oxford befindet sich in den Händen derer, die wirklich damit umzugehen wissen: den Historikern. Nun soll Kivrin zum ersten Mal ins finstere Mittelalter geschickt werden, trotz aller Vorbehalte ihres Chefs. Doch es kommt zu einem Fehler in der Kalkulation, und sie landet im Jahr 1349 – dem Jahr, in dem in England die Pest ausbricht. Und weil „gleichzeitig“ in der Zukunft eine schlimme Grippeepidemie in Oxford wütet, ist keiner zur Stelle, der die junge Wissenschaftlerin retten könnte …
3
Paolo Bacigalupi Biokrieg Bangkok in naher Zukunft: Klimawandel und die Profitgier der internationalen Großunternehmen haben die Welt, wie wir sie kennen, für immer zerstört. Künstlich generierte Krankheiten, Bioterrorismus und Hungersnöte gehören zum Alltag, die Lebensmittelkonzerne beherrschen die globale Marktwirtschaft. Anderson Lake, Mitarbeiter der Firma AgriGen, versucht, Zugang zu thailändischen Genlaboratorien zu bekommen – weltweit die einzigen, die noch Stammkulturen unverseuchten Getreidesamens besitzen. Doch Thailands Regierung setzt alles daran, das Eindringen der westlichen Konzerne in ihr Land zu verhindern … "Biokrieg" setzt da ein, wo John Brunner aufgehört hat – inklusive Hugo-Gewinn im Jahr 2010. Wenn ein Roman über die Agrarindustrie so einschlägt, weiß jeder, dass da gerade etwas mächtig schiefläuft in der Welt!
2
Ann Leckie Die Maschinen Wer 2014 nicht vollkommen verschlafen hat, wird den Namen Ann Leckie bereits gehört haben. Die räumte mit ihrem Debütroman "Die Maschinen" nämlich den Hugo, den Nebula, den Locus, den BSFA-Award und den Arthur C. Clarke Award ab. "Die Maschinen" hat einfach alles: Space Opera, Raumschiff-Action, jede Menge Inner Space und eine ganz, ganz eigene Sprache, in die man sich einlesen muss, während man die Abenteuer der Kämpferin Breq verfolgt, die sehr, sehr viel mehr ist als nur ein einzelnes Individuum. Der Reiz der Story liegt nicht in der (doch genial inszenierten) Rachegeschichte, die Breq antreibt, sondern vor allem im mehr als kreativem Umgang mit Sprache und Gender, und dafür lieben wir "Die Maschinen" einfach!
1
Cixin Liu Die drei Sonnen Die Amerikaner wurden im 2015 vom chinesischen Genre-Urgestein Cixin Lui, der in seinem Heimatland bereits neun Mal den Galaxy Award (den „chinesischen Hugo“) gewonnen hat, völlig überrascht. Zum Glück fing man sich im imperialistischen Westen schnell genug wieder, um den ersten Band aus Lius Trilogie mit dem Hugo Award auszuzeichnen. "Die drei Sonnen" schildert eine drohende Alien-Invasion, die ganz anders abläuft, als man es aus den USA kennt, wird aber auf den letzten Seiten zu etwas völlig anderem, sehr viel größerem ... Kurz: "Die drei Sonnen" ist ein Roman, der mehr als verdient ausgezeichnet wurde und diese Liste unangefochten anführt!

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