1. November 2015 1 Likes

Die Geburt der Raumfahrt …

… aus dem Geiste des Yankee-Kapitalismus in Robert A. Heinleins Novelle „Der Mann, der den Mond verkaufte“

Lesezeit: 2 min.

Warum gehen Menschen auf Entdeckungsfahrten? Warum zieht sich der Drang, Horizonte zu erweitern, Grenzen zu überwinden und das zu erforschen, was jenseits davon liegt, wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte? Erstaunlicherweise gibt die Science-Fiction-Literatur, die sich doch unter anderem mit der Grenzerweiterung im allergrößten, kosmischen Ausmaß beschäftigt, nur recht selten Antwort auf diese Frage. Und selbst ein so proliferanter Autor wie Robert A. Heinlein, dessen jahrzehntelanges Schreiben, Erfinden und Erzählen von Zukünften die Science-Fiction geprägt hat wie nur wenige andere Autoren, lässt die Frage nach dem Warum größtenteils unbeantwortet. 

Robert A. Heinlein: Der Mann, der den Mond verkaufteIn seiner Novelle „Der Mann, der den Mond verkaufte“ (im Shop) zieht Heinlein allerdings ein wenig den Schleier zurück – und wir erhaschen einen Blick auf die inneren Triebfedern seiner Helden. Die Geschichte, 1949 geschrieben und 1950 erstmals veröffentlicht, erzählt die Geschichte der ersten Mondlandung in einem fiktionalen Jahr 1978. Eingebettet ist die Geschichte in Heinleins erzählerisches Großprojekt seiner „Future History“, deren Kurzgeschichten unter dem Titel „Die Geschichte der Zukunft“ erst dieses Jahr bei Heyne neu aufgelegt wurden. Der Flug zum Mond ist in dieser Story das Herzensanliegen eines erfindungsreichen und gerissenen Geschäftsmanns namens Delos David Harriman. Heinleins erzählerischer Trick ist dabei allerdings, dass er uns als Leser direkt auf die Schulter dieses schlitzohrigen Yankees setzt, der die Mondlandung vor allem als ein gewinnversprechendes Unternehmen verfolgt.

Harriman ist gewissermaßen Heinleins Vorgriff auf die Entrepreneurs des gegenwärtigen Startup-Booms, und der Mond ist das visionäre Startup-Projekt schlechthin. Das macht großen Spaß zu lesen, und nach einer Weile traut man diesem Harriman irgendwie alles zu – bis einen dann der Schluss dieser gut 120 Seiten starken Novelle doch überrascht. Und auf einmal begreift man, dass Heinlein etwas ganz anderes gemacht hat, unbemerkt und quasi zwischen den Zigarrenwolken des Old-Boy-Gehabes der Vorstandsvorsitzenden und Chefstrategen, aus denen Heinlein das Ensemble seiner Protagonisten zusammengestellt hat.

Was Robert A. Heinlein da macht, und welche Antwort auf die Frage nach dem „Warum fliegen wir zum Mond?“ er vielleicht darin andeutet und inwiefern sich die Geschichte der tatsächlichen Mondlandung als Vorausdeutung wiederfinden lässt, das verrate ich hier nicht. Ich empfehle nur jedem, der sich von der aktuellen Mars-Begeisterung hat anstecken lassen, diese Story zu lesen und sich ebenfalls die Frage nach dem Warum zu stellen. Es lohnt sich!

Robert A. Heinlein: Der Mann, der den Mond verkaufte · Novelle · Aus dem Amerikanischen von Rosemarie Hundertmarck · Wilhelm Heyne Verlag · 1,99 € · im Shop erhältlich (E-Only)

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