Unentdeckte Welten - Rumänische Science-Fiction im Überblick
Teil I: Literatur
Ein Land, das in Sachen Science-Fiction bisher wohl eher unerforschtes Terrain darstellen dürfte, ist Rumänien. Beim Stichwort Rumänien werden viele mit Sicherheit als erstes an Dracula denken, aber an Raumschiffe? Das Ironische: Horror ist in Rumänien gar nicht mal sonderlich populär, das Land verfügt dafür aber über ein reichhaltige, jahrhundertealte Science-Fiction-Kultur, die allerdings außerhalb der Grenzen weitestgehend unbeachtet geblieben und dank der mittlerweile mangelhaften Verfügbarkeit vieler Arbeiten und weniger oder komplett fehlender Infos zu Künstlern und Künstlerinnen schwierig angemessen nachzuzeichnen ist.
Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, zumindest einen groben Überblick zu geben und vielleicht etwas neugierig auf eine unentdeckte Welt zu machen. Selbst wenn das meiste nie aus dem Rumänischen übersetzt wurde: Was nicht ist, kann immer noch werden. So ist es durchaus bemerkenswert, dass erst in diesem Jahr das psychedelische Weltraum-Abenteuer „Delta Space Mission“ (1984), der erste rumänische abendfüllende Animationsfilm, in den USA eine Auswertung auf Blu-ray erfahren hat. Wer weiß, was noch kommt …
I. Literatur
Vorab eine Anmerkung: Die allermeisten der hier vorgestellten Bücher oder Zeitschriften wurden nie in Deutschland veröffentlicht. Die deutschen Übersetzungen der Titel in Klammern dienen lediglich dazu, die genannten Werke etwas greifbarer zu machen.
Die ersten rumänischen Zeitschriften, die sich nicht nur mit Nachrichten beschäftigten, waren „Curierul românesc“ („Der rumänische Kurier“) und „Albina românească“ („Die rumänische Biene“) in Bukarest und Iaşi, Ende der 1820er Jahre. Im „Curierul“ verfasste Ion Heliade Rădulescu zahlreiche Erläuterungen zu Villerois U-Boot und den Automaten von Mälzel. Neuigkeiten zum Heißluftballon und Flugmaschinen erschienen erstmals 1841 in Iaşi, in der Zeitung „Icoana lumei“. Die technologische Entwicklung seit Mitte des 19. Jahrhunderts beflügelte auch die Phantasie rumänischer Autoren. Die Übersetzungen der Werke von Jules Verne, H.J. Wells, E.A. Poe und vielen anderen, trugen zur Entwicklung der rumänischen Science-Fiction-Literatur bei.
Der erste und einer der wichtigsten Romane der so genannten Proto-SF, ist „Finis Rumaniae“ („Das Ende Rumäniens“) von Al. N. Dariu, der 1873 erschien und eine alternative Vergangenheit beschreibt, in der nach dem plötzlichen Ableben von König Carol I. gegen den neuen Herrscher revoltiert und Rumänien zur Republik erklärt wird.
Deutlicher als Science-Fiction-Literatur zu erkennen ist der Roman „În anul 4000 sau O călătorie la Venus“ („Im Jahr 400 oder Die Reise zur Venus“) (1899) von Victor Anestin (1875-1918). Die Philosophie der Vielfalt der Welten hat dieses Werk zum Gegenstand und beschreibt die Konfrontation mit einer unbekannten Zivilisation, die von Wissenschaftlern regiert wird und in der Gefühle ausgeschlossen sind. Das sicher einschneidendste Erlebnis seiner Zeit, der 1. Weltkrieg, verarbeitet V. Anestin im Roman „Puterea ştiinţei sau Cum a fost „omorit“ Răsboiul European“ („Die Macht der Wissenschaft oder Wie der europäische Krieg getötet wurde“) (1916). Anestin glaubte mehr an wissenschaftliche Ideen als an die Fantasie, was dem Optimismus in seinen Texten jedoch keinen Abbruch tut. In einem Artikel von 1912 postuliert er ein auf wissenschaftlichen Entdeckungen basierendes bequemes und reiches Leben für die Menschheit.
Vor dem 2. Weltkrieg ist der Begriff für Science-Fiction noch nicht vorhanden und eine Definition für das neue Genre fehlt. Die ersten Versuche einer Kategorisierung orientieren sich nach dem Inhalt der Texte und wurden unter Utopie, Dystopie oder Space Opera einsortiert. Die Fantastische Literatur und sowie Texte mit metaphysischem Inhalt wurden später unter Science-Fiction-Literatur zusammengefasst.
Mit dem Roman „Un român în lună“ („Ein Rumäne auf dem Mond“) (1914) von Henric Stahl, erscheint die Bezeichnung „astronomischer Roman“ und verweist auf den Inhalt des Werkes.
Der Protagonist, ein Journalist aus Bukarest, entdeckt einen in seinen Garten gestürzten Flugapparat. Darin findet er ein Notizbuch, in dem die Reise eines rumänischen Kosmonauten stenografiert ist. Dieser reiste auf den Mond, erforschte ihn und traf dort einen Marsianer mit dem er sich anfreundete. Zur Erde zurück konnte er nicht reisen, da sein Fluggerät nicht mehr genügend Energie hatte um das Gewicht eines Menschen zu tragen. So schickte er in der Hoffnung auf Hilfe, das Notizbuch zur Erde zurück.
Weitere Definitionsbemühungen orientieren sich an Elementen anderer Genres, die in den Texten zu finden sind, wie dem Kriminal- oder Spionageroman oder Märchen. Als der Erfinder der rumänischen „Futuristische Märchen“ gilt J.C. Vissarion (1879-1951).
Das Märchen „Tinereţe fără bătrineţe şi viaţă fără de moarte“ („Jugend ohne hohes Alter und Leben ohne Tod“) (1862) aus der Märchensammlung „Legende sau Basmele Românilor“ („Legenden oder Märchen der Rumänen“) von Petre Ispirescu, ist im weitesten Sinn eine verstörende Science-Fiction-Erzählung über die Paradoxie der Zeit. Der Roman handelt von einem Königssohn, dem bei der Geburt ewiges Leben versprochen wurde. Um dies zu bekommen macht er sich auf den Weg zu einem Palast von Feen, die ihm den Wunsch gewähren und als Gegenleistung verlangen, dass er für immer bei ihnen bleibt. Eines schönen Tages erinnert er sich an seine Eltern und macht sich auf den Heimweg. Unterwegs wird er alt und die Welt hatte sich verändert. Wo einst dichte Wälder waren, sind nun Städte, sein Elternhaus liegt in Trümmern und niemand erinnert sich an die Zeit des Königssohns.
Im Allgemeinen zeichnen sich Vissarions „Futuristische Märchen“ durch eine Atmosphäre wager religiöser Utopie und einer Offenheit in der Mischung technischer Themen mit folkloristischen Obskuritäten aus.
Die ungenaue Definition der Science-Fiction-Literatur zeigt sich auch am 1930 erschienen Roman „Omul de cristal“ („Kristallmann“) von N. Rădulescu-Niger. Die Handlung spielt in den Jahren 1910/1911 und damit nicht – wie wir es heute kennen – in der Zukunft. Der Autor skizziert moderne Themen wie die Möglichkeit künstliches Leben zu erschaffen, einen Automaten mit Gewissen und die Liebe zwischen Mensch und Automat. Heute würden wir den Automaten als Androiden bezeichnen.
Eine besondere Verbindung zwischen Mensch und Maschine findet sich bei Oscar Lemnarus (als Oscar Holtzmann in Bukarest geboren) (1907-1968) „Ceasornicul din turn“ („Der Uhrenmann im Turm“) (1946). In dieser Erzählung ist das Leben eines sehr alten Mannes mit einer Uhr verbunden. Als die Uhr stehen bleibt, stirbt der Mann.
Ein Elixier mit dem Verstorbene wiedererweckt werden sollen erfinden drei Mediziner in „Groază“ („Das Grauen“) (1938) von Victor Papilian (1888-1956).
Ein Experiment der etwas anderen Art finden wir in Papilians „Manechinul lui Igor“ („Die mechanische Puppe von Igor“) (1943). Der Protagonist Igor Iarotzki Voroniuc nimmt an, die Erinnerung sei ebenso eine körperliche Funktion und die Bilder auf der Retina gespeichert und der Anatom Voroniuc experimentiert um diese Bilder zu reproduzieren.
Sehr gedehnt wurde der Science-Fiction-Begriff indem die Werke des Religionswissenschaftlers, Religionsphilosophen und Schriftstellers Mircea Eliade (1907-1986) dem Genre zugeschrieben wurden, die zumeist Mythologie und Metaphysik zum Gegenstand haben. Der erste Roman Eliades, der in diese Kategorie eingeordnet wurde, ist „Nopți la Serampore“ („Nächte in Serampore“) 1940. Der Roman enthält magisch-spirituelle Kriminalgeschichten, in denen Eliade einige Erlebnisse seiner Indienreise einwob. Die Theorie zu parallelen Universen einer der Romanfiguren kann für die Zuordnung zum Genre als Argument dienen.
Die wahrscheinlich ersten Außerirdischen der rumänischen Science Fiction und die Auseinandersetzung mit Präastronautik, finden sich in Ilie Ileanas Roman „Ard luminile-n Vitol“ („Lichter brennen in Vitol“) (1937). Zwei Jugendliche vom Planeten Vitol reisen mit einer Flugzeugrakete zur Erde und beginnen die diese zu bevölkern. Die geheimnisumwitterte, versunkene Stadt Atlantis ist die Heimat der ersten so entstandenen ersten Menschen.
Das Ende der Welt – wie wir sie kennen – thematisiert Felix Aderca (1891-1962) in „Oraşele scufundate“(1932), in deutscher Übersetzung 1970 erschienen mit dem Titel „Die Unterwasserstädte“. Der Autor beschreibt das Leben der Menschheit auf dem Meeresgrund. Da sich die Sonne immer mehr verdunkelt, ziehen sich die Menschen in den neuen Lebensraum zurück in dem unterirdische Vulkane als Energiequelle dienen. Drei Städte mit unterschiedlichen Gesellschaftsformen entstehen: die verweichlichten, durchgeistigten Herrenmenschen, die organisierten Verwaltungsmenschen und die wilden, muskulösen Arbeitsmenschen. Als die neu neue Energiequelle zu versiegen droht, bleibt den Menschen die Wahl weiter ins Erdinnere vorzustoßen oder mit einer Rakete den Planeten zu verlassen.
Nach dem 2. Weltkrieg ändert sich die rumänische Science-Fiction-Literatur dahingehend, dass sie beinahe als Fantastische Literatur bezeichnet werden kann. Kritisiert wurde damals an der Literatur, dass sie triviale Sensations- und Konsumliteratur sei, der jegliche traditionelle rumänische Basis fehle. Welche Basis dies sein soll, war etwas unklar, da sich in jener Zeit von Europa und lateinischen Wurzeln – die vor allem in der Sprache zu finden sind – zu distanzieren versucht wurde und die Geschichte des Landes kreativ umgeschrieben wurde. Nichts desto trotz wurde sie wie jedes andere Genre und jede andere Kunstform von dem neuen kommunistischen Regime instrumentalisiert und als Mittel zur Popularisierung der Wissenschaft und ideologischen Indoktrination verwendet. Zu diesem Zweck wurde die Science-Fiction-Zeitschrift „Povestiri științifico-fantastice“ („Science-Fiction-Erzählungen“) 1957 gegründet. Zu den Autoren, die mit dieser Zeitschrift kollaborierten und Texte verfassten, die mit der vom Regime definierten marxistischen Ideologie kompatibel waren, gehörten I. M. Ștefan, geboren als Alexandru Sergiu Sraghe (1922-1992) in Bukarest und Radu Nor, geboren als Josef Norbert Rudel (1921-2006) in Czernowitz. Zu den wenigen Werken, die in dieser Zeit entstanden, ist kaum ein Artikel oder eine Rezension zu finden.
In den 1960ern wurden vorwiegend alte Texte neu verlegt. Die neuen Texte versuchte man in das enge thematische Korsett des sozialistischen Realismus zu zwängen und reduzierte die Inhalte auf menschliche Probleme, Erziehung und Moral. Der Großteil der Leserschaft waren Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die nach den Vorstellungen des kommunistischen Regimes geformt werden sollten. Anhand der Marxistisch-Leninistischen Prinzipien sollte Kinder und Jugendlichen für die Anforderungen der Planwirtschaft vorbereitet werden, indem sie nach strenger Disziplin das nötige Wissen und die Fähigkeiten erwerben, aber auch die Werte der kommunistischen Ideologie verinnerlichen. Dazu dienten neben den Schulen außerschulische Veranstaltungen, wie beispielsweise Sommerschulen und die Kunst im weitesten Sinn. Dabei hatten naturwissenschaftliche Fächer und die Mathematik einen deutlich höheren Stellenwert als andere Fachrichtungen. Der Ingenieur war das gesellschaftliche und politische Sinnbild des kommunistischen Regimes. Dies führte dazu, dass 1960 68% der Universitätsabsolventen Ingenieure waren. Die Literatur sollte jedoch nicht unbeachtet bleiben, wurde ein Instrument des Regimes und orientierte sich sehr stark an der sowjetischen Science-Fiction. In den 1950ern wurde die Mihai Eminescu-Schule für Autor/-innen gegründet. Insbesondere wurden junge Leute, Arbeiter/-innen, die in der Industrie, der Landwirtschaft und auf dem Bau arbeiteten, zu willfährigen Autor/-innen ausgebildet, die so genannte revolutionäre Literatur schufen, die zur kommunistischen Ideologie passte und sich strikt an die Vorgaben der Partei hielten. Entsprechend unterirdisch in der Qualität war das Ergebnis zumeist.
Nach dem 2. Weltkrieg beherrschten die Atomenergie, die Raumfahrt und der Kalte Krieg auch die Welt der Kunst. Bis in die 1970er Jahre wurden die Autoren in ‚Literati‘ und ‚Sputnik‘ geteilt. Der ‚Literati‘-Begriff wurde von Cătălin Badea-Gheracostea in Anlehnung an Mircea Opriță geprägt und bezeichnet eine literarische Strömung, die sich als Reaktion auf die naive Technokratie und stumpfe Propaganda der ‚Sputnik‘-Jahre versteht. Die ‚Literati‘ zeichnete aus, dass sie universelle menschliche Gefühle ausdrückten, auf Imagination basierende Welten konstruierten und dabei auf Stil und Balance achteten. Einer der bekanntesten Texte dieser Kategorie ist sicher „Inimă de ciută“ („Das Hirschherz“, 1955) von Adrian Rogoz. Darin wird die Transplantation eines Herzens thematisiert, eine Operation, die – erstmals und erfolglos – 1967 an einem Menschen durchgeführt wurde.
Die ‚Sputnik‘-Autoren urteilen in ihren Werken gemäß der kommunistischen Ideologie und müssen eine politische Aussage machen. Eines dieser ereignislosen Werke, „Doando“ (1965) wurde in Gemeinschaftsarbeit von Romulus Bărbulescu und George Anania fabriziert. In dem Roman gibt es drei Spezies: Menschen, die von einer perfekten Welt kommen Terraforming zum Hauptziel haben, die Vuunds, die erst seit wenigen Jahrzehnten eine perfekte Gesellschaft haben und eine neue Heimat suchen, da sie auf eine ökologische Krise zusteuern, und eine sehr alte, hoch entwickelte Spezies. Letztere entwickelte ein gigantisches Raumschiff nach dem Schema eines Buches, mit dem sie einen ganzen Planeten bewegen um die Mutter-Spezies zu retten. Die drei Spezies beschließen einander zu helfen, alles läuft geschmeidig und am Ende ist alles gut.
Das Dogma der Sputnik-Jahre unterwandert Sergiu Fărcăşan mit seinen Texten und der wohl eindrücklichste dürfte „Vă caută un taur“ („Du suchst nach dem Bullen“) (1970) sein. Das Buch handelt von der Fiktion als Labyrinth, dessen Aussage – der Minotaurus – auf die/den Lesende/-n verweist (das kann eine Figur sein oder die Lesenden). Letzten Endes schreibt eine Maschine jeden erdenklichen Zweig der Geschichte in einem Hypertext, bevor ein Begriff für dieses Konzept existierte.
In den 1980er-Jahren konnte niemand mehr leugnen, dass die kommunistische Utopie gescheitert ist und diverse Umstrukturierungen fanden statt. Die Literatur sollte sich von utopischen Zukunftsphantasien abwenden und auf Geheiß des Regimes eine Vergangenheit des Landes thematisieren, die angeblich wegen diverser Feinde dem Volk genommen worden ist. Der Mythos der Daker – die in frühen Geschichtsschreibungen nicht zu finden sind – wurde erneut instrumentalisiert um ein Nationalbewusstsein zu erschaffen beziehungsweise zu stärken und die Thrakologie sollte als Wissenschaft begründet werden. Dieses bizarre wie interessante Phänomen wird hier nicht weiter behandelt, da es den Rahmen sprengen und vom eigentlichen Thema weg führen würde.
Der Glaube an eine bessere Zukunft durch Wissenschaft und Technik war aus den Köpfen aber nicht zu eliminieren und so nutzte die Partei die wichtig gewordene Gruppe der SF-Anhänger und gründete überall im Land Science Fiction-Literaturclubs, die von den Casele de Cultură (Kulturhäusern) unterstützt wurde, zudem entstanden zahlreiche Radiosendungen wie „Radiobiblioteca SF“ (SF-Radiobibliothek). Auf diese Weise konnten das anti-kommunistische Potential dieser Gruppe kontrolliert werden. So entstanden die New-Wavers, die durch die kommunistische Zensur kontrolliert und manipuliert wurden. Die zahlreichen Literaturveranstaltungen und Conventions wurden mit Argusaugen von der Securitate überwacht um subversive Elemente zu erwischen. Besonders fürchten mussten sich die Herausgeber, mehr als die Autoren. Sie entschieden schließlich was gedruckt wurde und sie wurden drakonisch bestraft, wenn sie „das Falsche“ publizierten. Ein Beispiel wäre der Herausgeber Ion Albescu, der sehr bangen musste als er „Sandkings“ (1979) von George R.R. Martin übersetzte und publizierte, da es als massive Kritik an Nicolae Ceaușescu gelesen werden konnte. Um in sicheren Lesezirkeln etwas aus dem Ausland und etwas qualitativ Hochwertigeres zu lesen – sofern man es in die Finger bekam – übersetzten einige Autor/-innen die „gefährliche“ Literatur aus dem Westen. Einer von ihnen war Mihnea Columbeanu. Auch er musste in den Literaturclubs zunächst seine Texte vorstellen und sie wurden in Gemeinschaftsarbeit in eine „angemessene“ Form gebracht um sie publizieren zu können. Nichts desto trotz fanden die Autor/-innen Wege ihre Kritik in den Texten unterzubringen. Mihnea Columbeanu gelang 1987 die Publikation eines kritischen Textes mit „10 kilograme de uraniu“ („10 Kilogramm Uran“), in dem Außerirdische auf die Erde kommen, die für das Fortbestehen ihrer Spezies dringend Uran benötigen. Um an ihr Ziel zu gelangen müssen sie den steinigen Weg der Bürokratie gehen und als ihnen schließlich das Gewünschte bewilligt wird, ist es zu spät.
Trotz der Widrigkeiten der kommunistischen Zeit (oder wegen ihnen?) entstanden lesenswerte Texte. Einige davon haben Mircea Oprița und Herbert W. Franke in der kleinen Sammlung „SF aus Rumänien – ›Die beste aller Welten‹ und 16 weitere Geschichten“ auch in deutscher Übersetzung 1983 herausgegeben.
In Ion Hobanas „Die beste aller Welten“ 1962 werden Tote zum Leben erweckt, minimalinvasive Eingriffe durchgeführt, Atomernergie und die Ausbeutung von Rohstoffen auf anderen Planeten thematisiert.
„Unter anderen Sternen“ (1972) von Vladimir Colin ist eine Erzählung über körperlose Wesen, die die Körper verschiedener Spezies wie Kleider anziehen um sich an der Gefühlswelt der Wesen zu berauschen. Die Körper sterben und verfallen und werden von den Energiewesen quasi recycelt, wodurch eine Art Zombies entstehen. Mit der Ressource „Körper“ wird verschwenderisch umgegangen und die Wesen können nicht mehr „umziehen“.
Anfang der 1990er-Jahre – in etwa parallel zum Aufbranden des Genres in Japan dank Mamoru Oshiis Meilenstein „The Ghost in the Shell“ - kommt der Cyberpunk nach Rumänien. Nun hat die neue Autorengeneration die Möglichkeit ideologische und sexuelle Komplexe zu verarbeiten und sie ihrer zu entledigen.
Die New-Weird-Strömung entstand zu Beginn der 2000er-Jahre. In diesen Jahren formierten Costi Gurgu, Bogdan-Tudor Bucheru, Ana-Maria Negrilă und Jean-Lorin Sterian die Gruppe Kult. Ihre Ideologie mit Vorstellungen, die vielmehr aus der Kunst als der Wissenschaft kommen, verlangen sie nach einem urbanen Universum, einer reinen Sprache, der Auseinandersetzung zwischen Ideen und Mehrdeutigkeit, zwischen Ethik und Ästhetik in den Charakteren. Ihr bisher wichtigstes gemeinsames Werk ist „Radharc“ (2005). Die Welt Radharc ist ein mentales Konstrukt der drei mythischen Gründerfiguren Petre, Matei und Nobilia, die ihre Visionen anhand einer Droge teilen und mit Hilfe ihrer Anhänger die Welt umgestalten wollen.
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