14. Juni 2014 1

Kammerflimmern (14.06.14)

Science-Fiction-Kurzfilme zum Wochenende

Lesezeit: 2 min.

Luft ist da, aber wir sehen sie nicht. Kein Problem, denkt mancher da, aber wie stellt man das dar? Meistens läuft es dann auf einen sich im Wind wiegenden Baum hinaus oder so etwas, denn der Wind und seine Wirkung lassen sich schon eher zeigen. Ein ähnliches Problem begegnet uns beim Thema Zeit: Wie zeigt man Zeit? Auch hier greifen wir oft zum Kunstgriff der Wirkung (Alter, rasende Uhrzeiger, rieselnder Sand, usw.). Doch dahinter versteckt sich eine Wahrheit, die uns nur selten bewusst wird: Die Zeit, die dabei dargestellt wird, erschafft schon wieder eine neue Zeit ‒ nämlich die Zeit, die wir zum Betrachten und Begreifen der Darstellung brauchen.

Das merken wir besonders beim Film, wo die benötigte Zeit sich zwar in Minuten messen lässt, das aber noch lange nichts über die verstrichene, also die gefühlte Zeit aussagt. Andrej Tarkowskij, der mit Stalker nicht nur einen Strugatzki-Roman verfilmt hat, sondern mit Solaris auch einen von Stanislaw Lem, hat darüber ‒ über die Zeit, die der Film erschafft ‒ ein schönes, persönliches und sehr erhellendes Buch geschrieben („Die versiegelte Zeit“, gegenwärtig im Berliner Alexander Verlag lieferbar).

Wie die Zeit als Spekulationsobjekt im Science-Fiction-Kurzfilm darstellbar ist, darum geht es heute. Dabei lassen sich sofort zwei große Trends (oder Erzählkniffe) ausmachen, die zwei unterschiedliche Zeit- bzw. Zeitreisekonzepte verraten: zum einen Zeit, die sich addiert, und zum anderen Zeit, die sich dehnt. Stanislaw Lems „Sterntagebücher“ haben eins meiner liebsten Beispiele für akkumulative Zeit parat, nämlich wenn der Held Ijon Tichy in eine Zeitschleife gerät und sich mit einer ganzen Ansammlung von Kopien seiner selbst herumschlagen muss ‒ besonders schön zu sehen in der skurrilen Miniserie Ijon Tichy: Raumpilot von ZDF neo in der Folge „Kosmische Kollegen“. (Golem.de hat übrigens auch ein Making-of zur zweiten Staffel). Eine wesentlich spannendere, weil bedrohlichere Variante desselben Gedankens erzählt der Kurzfilm Unpossible von Robert King. Das andere Konzept, die dehnbare Zeit, erkundet Tempo, der neuesten Film von RedGiant, einem Hersteller von Postproduktions- und Special-Effects-Software. Und so langsam läuft auch mir die Zeit davon ‒ das Wochenende wartet. In dem Sinne viel Spaß & Clip ab!

Kommentare

Bild des Benutzers Shrike

Ijon Tichy - ich mich jedes mal schiefiglache mit Held von Kosmos, was wird nachgesagt, hätte Schwäche für Alkohol. Dabei glauben Leute lieber größte Blödsinn als wahre Tatsache.
Hut ab vor den Machern dieser kleinen Serie.

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