Weltraumballons
Wie mein Traum, ins All zu fliegen, eines Tages doch noch Wirklichkeit werden könnte
Ich habe mich mit der Tatsache abgefunden, dass ich nie in den Weltraum fliegen werde.
Die Umstände, unter denen das möglich sein könnte, sind einfach zu unwahrscheinlich. Niemand wird mich für ein wissenschaftliches oder kommerzielles Projekt dorthin schicken, denn ich bin von einem Astronautenkandidaten so weit entfernt, wie man es sich nur vorstellen kann. Auch werde ich mir eine solche Reise niemals leisten können, außer ich verkaufe mein Haus und einige meiner Organe. Ich bin Schriftsteller. Selbst wenn ich noch fünfzig Jahre lebe, werden etliche Sterne in einer Reihe stehen müssen (in diesem Fall ein angemessenes Bild), bevor ich ein Shuttle finanzieren kann, das mich in Erdorbit bringt.
Für jemanden, der so besessen vom Weltraum ist wie ich, ist das eine ziemlich bittere Pille. Doch dann begann ich, darüber nachzudenken, warum ich eigentlich da hoch will.
Es sind zwei Gründe. Ich will die Schwerelosigkeit erleben. Und ich will den Planeten als Ganzes sehen (oder eben so viel davon, wie in ein Bordfenster passt). Ja, klar, da ist dieser ganze Unsinn, dass man damit angeben kann, im Weltraum gewesen zu sein. Nun, ich gehe auf die vierzig zu, womit soll ich schon groß angeben außer mit der Tatsache, dass ich morgens aufstehe, ohne einen Knacks im Nacken zu haben?
So gesehen ist der Weltraum für mich durchaus erreichbar. Schwerelosigkeit zu erfahren zum Beispiel, ist erstaunlich einfach. Es gibt mehrere Unternehmen, die Sie in speziell ausgestattete Jets setzen und dann Parabelbögen fliegen, so dass Sie der sogenannten Mikrogravitation ausgesetzt sind. Ein angenehmer Nebeneffekt dabei ist, dass die Knochenmasse nicht degeneriert und man keine Sehstörungen erleidet, wie es bei einer längeren Schwerelosigkeit der Fall ist.
Und kürzlich habe ich erfahren, dass auch mein zweites Ziel – so viel wie möglich von der Erde auf einmal zu sehen – näher liegt, als ich dachte.
Um einen meiner Science-Fiction-Romane zu promoten, habe ich ihn vor einigen Jahren mit einer GoPro-Kamera an einen Ballon geschnallt und nach oben geschickt. Ich wollte einen Blick auf die Erde aus dem Weltraum erhaschen – mit meinem Buch elegant im Bild. Erstaunlicherweise hat das wirklich funktioniert. Zwar wurden danach nicht allzu viele Exemplare des Romans verkauft, aber es ist eine verdammt gute Erinnerung. Und ich habe die Bilder, die das beweisen.
Es war ziemlich harte Arbeit, weil man auf etliche Details achten muss, aber ich habe gelernt, dass es theoretisch möglich ist, jede Last mit einem ausreichend großen Ballon hoch über die Erdoberfläche zu heben. Okay, irgendwann wäre der Ballon zu groß, um noch praktikabel zu sein, aber Sie verstehen, was ich meine.
Ein spanisches Startup namens HALO Space hat daraus den logischen Schluss gezogen: Man setzt eine Gruppe zahlender Kunden in eine große Gondel mit Panoramafenstern, bläst darüber einen großen und starken Ballon auf und lässt ihn von den Seilen. Die Passagiere steigen langsam auf 35 Kilometer auf, hoch genug, um den größten Teil der Erde auf einmal zu sehen. An diesem Punkt löst sich der Ballon, und die Gondel steigt mithilfe eines steuerbaren Fallschirms ab. Mit anderen Worten: Man bekommt einen Vorgeschmack auf das Leben im Weltraum ohne die Gefahren von explodierendem Raketentreibstoff oder G-Kräften.
Zugegeben, technisch gesehen fliegt man nicht in den Weltraum - die niedrige Erdumlaufbahn beginnt bei etwa 160 Kilometern. Aber wenn man ein Ziel hat, das so weit entfernt ist wie ein wirklicher Flug ins All, ist es eine großartige Alternative. Ich weiß, dass es nicht immer Spaß macht, sich auf Kompromisse einzulassen, aber es macht einfach Sinn.
Natürlich ist es nicht ganz ungefährlich. Durch den Druckunterschied kann der Ballon platzen, so dass die Passagiere vermutlich angeschnallt sein müssen. Und - das weiß ich, seit ich die GoPro-Aufnahmen vom Flug meines Buches gesehen habe - auf dem Weg nach unten schaukelt es ziemlich. Wer unter Reisekrankheit leidet, sollte sich nicht bewerben.
Das Beste daran ist, dass es mit 168.000 Dollar einigermaßen erschwinglich ist. Klar, das ist ein Haufen Geld, aber es ist eine Summe, die man sich vorstellen (und eines Tages vielleicht auch verdienen) kann. Und ehrlich gesagt, kann ich mir keine bessere Art denken, einen plötzlichen Geldsegen auszugeben, als ihn an einen riesigen Ballon zu schnallen und in die weite Welt abzuheben.
HALO sagt, dass es 2026 den Betrieb aufnehmen will. Ausnahmsweise halte ich das tatsächlich für möglich, schließlich ist das Ganze nicht besonders kompliziert. Man muss nur die Nutzlast und den Ballon vergrößern, Sicherheitsgurte und einen Bierkühlschrank hinzufügen – und schon kann es losgehen.
In diesem Sinne: Bitte lesen und verbreiten Sie diese Kolumne und alle folgenden, dann kann ich irgendwann die Rechte an meiner Lebensgeschichte verkaufen und mir einen Platz in einem Weltraumballon sichern. Vielen Dank im Voraus!
Rob Boffard wurde in Johannesburg geboren und pendelt als Autor und Journalist zwischen England, Kanada und Südafrika. Er schreibt unter anderem für „The Guardian“ und „Wired“. Seine Romane „Tracer“ (im Shop), „Enforcer“ (im Shop) und „Verschollen“ (im Shop) sind im Heyne-Verlag erschienen. Alle seine Kolumnen finden Sie hier.
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