3. März 2021

Hilary Leichters Roman „Die Hauptsache“

Die surrealen Abenteuer einer Zeitarbeiterin und Aushilfe

Lesezeit: 2 min.

Die Amerikanerin Hilary Leichter, 1985 geboren, schrieb schon für „The New Yorker, „The Cut“ und andere renommierte Blätter in Übersee. Ihr Romandebüt „Temporary“ erschien im Original 2020 und ist nun in der Übersetzung von Gregor Runge als „Die Hauptsache“ bei Arche auf Deutsch erschienen.

Leichters Protagonistin und Ich-Erzählerin entstammt einer regelrechten Dynastie an Aushilfen und Zeitarbeiterinnen. Auch sie springt von einem Job in den nächsten. Unbeständig ist dieses Leben, das sie zudem mit vielen oberflächlichen Liebschaften anreichert, während sie vom Unbefristeten träumt. Dazwischen liegen Jobs auf einem Piratenschiff, als Assistentin eines Mörders oder als menschliche Seepocke für eine Umweltschutzorganisation, und schon bei dieser Polarisierung sollte deutlich werden: „Die Hauptsache“ ist ein ziemlich surreales Buch, das im Absurden die Metaphern für den Arbeitsmarkt von Heute und Morgen findet – für flüchtige Mitarbeiter und Kollegen, Aufgaben und Investitionen, Ambitionen und Verantwortung, alles vermittelt von einer Agentur, alles auf Zeit, alles austauschbar. Auch sehr witzig: die kurzen Episoden über die Erste Aushilfe, die von den Göttern eingestellt wurde.

Kurzum: Hilary Leichters schräger Roman, der von einer luftig-feinen Prosa getragen wird, liest sich die meiste Zeit über so, als hätte Terry Gilliam eine satirische, hellsichtige Bestandsaufnahme von Douglas Coupland oder Bizarro Fiction von Carlton Mellick III inszeniert. Kein schlechter Job, aber einer, auf den sich Lesende einlassen müssen und den sie, passend zum Thema, nur zeitlich begrenzt zu schätzen wissen.

Hilary Leichter: Die Hauptsache • Arche, Zürich-Hamburg 2021 • 255 Seiten • Hardcover: 20 Euro

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