[UPDATE] Booker Prize im All
Samantha Harveys „Orbital“ gewinnt
[UPDATE der Meldung „Samantha Harveys „Orbital“ auf der Shortlist“ vom 5. November] Überraschend genug: Samantha Harvey hat mit ihrem kurzen Roman „Orbital“ den Booker Prize gewonnen! In der diesjährigen Jury saßen Künstler und Autor Edmund de Waal, Autorin Sara Collins, die Fiction-Redakteurin des Guardian, Justine Jordan, Autorin und Professorin Yiyun Li sowie Musiker, Komponist und Produzent Nitin Sawhney. Die Verleihung und die kurze Dankesrede von Harvey kann man sich auf YouTube ansehen.
***
Der Booker Prize wird seit 1969 an Romane verliehen, deren Autorinnen und Autoren aus dem britischen Commonwealth, Nordirland, Südafrika, Simbabwe und Irland stammen. Kurz gesagt: Es ist der wohl wichtigste britische Literaturpreis der Gegenwart.
Immer wieder schaffen es auch Titel mit Bezügen zum phantastischen Genre auf Long- oder Shortlist, zuletzt etwa Diane Cook mit „Die neue Wildnis“ (im Shop) oder Kazuo Ishiguro mit „Klara und die Sonne“ (im Shop). Paul Lynch konnte im vergangenen Jahr mit der Dystopie „Das Lied des Propheten“ den Preis sogar gewinnen.
In diesem Jahr nun hat es Samantha Harveys „Orbital“ auf die Shortlist geschafft, ein kurzer Roman (der übrigens auch für den Ursula K. Le Guin Prize nominiert war) über 6 Astronautinnen und Astronauten, die an Bord der ISS über der Erde schweben und binnen eines Tages, an dem die Sonne für sie allerdings sechzehnmal auf- und untergeht, über die kleinen und ganz großen Fragen des Universums sinnieren. Der Band erscheint in wenigen Tagen unter dem Titel „Umlaufbahnen“ auch auf Deutsch bei DTV.
Ebenfalls auf der Shortlist befindet sich „James“ von Percival Everett (dt. im Carl Hanser Verlag), an dem in diesem Jahr allerdings schwer vorbeizukommen sein dürfte. Everett erzählt nämlich Mark Twains „Abenteuer des Huckleberry Finn“ aus der Sicht des Sklaven Jim und hat damit einige Begeisterungsstürme ausgelöst.
Die Preisverleihung findet in diesem Jahr am 12. November 2024 in London statt.
Das „Booker“ in Booker Prize bezieht sich übrigens nicht auf „Book“, sondern auf die Firma Booker McConnell, einen Lebensmittelkonzern, die ganz am Anfang mal Hauptsponsor des Preises war; so prosaisch geht’s manchmal zu. Der Preis ist jedoch immerhin mit £50,000 für den Sieger dotiert und hat auch für diejenigen, die es auf die Shortlist schaffen, noch £2,500 übrig.
Aber wichtiger als das Preisgeld dürfte das Renommee sein, das mit dem von einer Jury ausgewählten Preis einhergeht. Und die Werbung, denn der prämierte Titel entwickelt sich in aller Regel zum Bestseller.
Kommentare