2. August 2015 4 Likes 1

Zurück in die Zukunft

Abendgedanken – Es stand im „Spiegel“ anno 1978

Lesezeit: 2 min.

Wir schreiben das Jahr 1978 und der „Krieg der Sterne“ hat die Welt ein klein wenig verändert. Science-Fiction war plötzlich ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Und Deutschlands Pädagogen, Literaten, Psychologen und der „Der Spiegel“ waren besorgt.

Ein Appetizer?

Vom Scheidt, unter dem Pseudonym Thomas Landfinder selbst Herausgeber von SF-Büchern, hat in seiner Praxis SF-Freaks psychoanalytisch behandelt und dabei Defekte der seelischen Struktur seiner Patienten entdeckt, die offensichtlich typisch für das Gros der SF-Anhänger sind. Von Freuds Feststellung ausgehend, „der Glückliche phantasiert nie, nur der Unbefriedigte“, stieß er auf eine narzistische Persönlichkeitsstörung, die sich durch „seelische Zustände von Sinnlosigkeit, tiefster Verlassenheit und Isoliertheit“ bemerkbar macht.

Der typische SF-Leser befinde sich, so vom Scheidt, im Zustand der „Regression“. er sinke in „vergangene“ meist frühkindliche Wahrnehmungs-, Denk- und Verhaltensweisen“ zurück. Dieser Disposition komme der in der gängigen SF zu beobachtende Ausdruck von Größenwahn, Verfolgungsideen und Beeinflussungswahn entgegen, also unter anderem dem, was Freud als „infantile Allmachtsphantasien“ bezeichnete.

Vom Scheidt vergleicht den SF-Leser mit dem Rauschdrogen-Konsumenten: „Er kann mit Hilfe einer SF-Erzählung regredieren (wie der Hascher mit seiner Droge), und er kann dies um so ungestörter, als das Arsenal an technologischen Klischees ihm vorgaukelt, er „progrediere“ in Wirklichkeit – aber dann wird er im Stich gelassen und muß selbständig versuchen, aus dem Zustand der oft sehr tiefen Regression wieder in den Alltag aufzutauchen.“

Der vollständige, höchst lesenwerte und hochamüsante Artikel findet sich im Spiegel-Archiv, eine großartige Quelle der Zeitgeschichte, an der sich noch Generationen von Historikern abarbeiten können.

Kommentare

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

Da muss was dran sein. Diese seelischen Zustände von Sinnlosigkeit empfinde ich auch immer, wenn ich regrediere.

Ist es jetzt arg infantil, wenn ich ein herzhaftes "LOOOOOOOLZ!" hinterherschicke? ;-)

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.