19. April 2018

Durchsichtig

„Anon“ von Andrew Niccol (Gattaca)

Lesezeit: 2 min.

Man darf wohl mit Fug und Recht sagen, dass Andrew Niccol eine gewisse Affinität zu fantastisch-dystopischen Stoffen hat. In den letzten zwanzig Jahren schuf er einige markante Eckpfeiler in diesem Genre, vor allem natürlich „Gattaca“ (1997), „Die Truman-Show“ (1998; Drehbuch) und „In Time“ (2011, nach Philip K. Dick). Aber auch seine zeitgenössischen Filme „Lord of War“ (2005; über Waffenhandel) und „Good Kill“ (2014; über Kampfdrohnen) waren mehr als dicht an der Schnittstelle zwischen Gegenwart und Zukunft angesiedelt. Die Adaption des Stephenie Meyer-Romans „Seelen“ (2013) vergessen wir einfach mal.

Jetzt hat Niccol erneut einen Blick in die Zukunft gewagt und mit „Anon“ nach einem eigenen Drehbuch einen Film realisiert, der erneut in einer ziemlich grauen Zukunft spielt, in der jede Privatsphäre durch die alles durchdringende Technik abgeschafft wurde. Verbrechen sind damit ebenfalls zur Seltenheit geworden. Bis eben doch ein Mord geschieht und Detective Sal Frieland (Clive Owen) nach einem Täter sucht, der aller Technik zum Trotz einfach nicht zu identifizieren ist.

„Wer nichts zu verbergen hat…“ versus „Ich will auch mal meine Ruhe haben“, darum dreht es sich hier in überspitzter Form. Die Interessen von Wirtschaft (der gläserne Kunde) und Staat (der gläserne Bürger) versus die Interessen des Bürgers an seiner Privatsphäre. Dividiert durch die Naivität der Bürger, sich selbst gläsern zu machen. Das ist eine spannende Prämisse für einen dystopischen Thriller – und Niccol hat das Format, das zu stemmen.

In England startet „Anon“ am 10. Mai. In den USA landet der Film bei Netflix. Für Deutschland ist noch nichts bekannt.

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.