12. April 2018 1 Likes

One last time

„Interstellar Civil War – Guardians Of The Future“: Albert Pyun ist zurück – (vielleicht) zum letzten Mal!

Lesezeit: 2 min.

Es ist gut möglich, dass der Name Albert Pyun heutzutage erstmal Schulterzucken auslöst. Bei einem Blick auf die Filmographie sollte allerdings ein „Ach, ok!“ folgen, denn selbst wenn man Pyun vielleicht nicht bewusst wahrgenommen hat, dürften über seine Filme wohl viele schon mal gestolpert sein, gerade das Science-Fiction-Genre hat der Hawaiianer um  einiges an kostengünstig gezüchtetes, meist ziemlich eigenwilliges Gemüse bereichert: „Radioactive Dreams“ (1984), „Alien from L.A.“ (1988), „Cyborg“ (1989), „Nemesis“ (1992), „Knights“ (1993) und vieles mehr tummelt sich in seinem Köchelverzeichnis. Der umtriebige Regisseur war zudem 1990 für das allererste Leinwandabenteuer von Captain America verantwortlich.  

Pyun hat dank der – um es mal vorsichtig zu formulieren – stark variierenden Qualität seiner Werke unter Filmfans allerdings nicht gerade den besten Ruf und sorgte schon in Pre-Uwe-Boll-Zeiten für eine Welle an fieser Häme (inklusive der obligatorischen Ed-Wood-Vergleiche).

Wer sich die Akte Pyun allerdings mal etwas nüchterner vornimmt, wird erstaunt zwei Sachen feststellen: Zum einen ist der Mann, der mit Toshiro Mifune und Akira Kurosawas langjährigem Kameramann Takao Saito zwei großartige Mentoren hatte, alles andere als ein schlechter Handwerker und zum anderen ist die Qualität seiner weniger geglückten Arbeiten oftmals auf Eingriffe von Außen zurückzuführen; der Regisseur musste mit extrem widrigen Produktionsumständen kämpfen, mehrfach wurden ihm die Filme gleich ganz weggenommen. Das mag sich vielleicht ein bisschen wie eine Ausrede für schlechte Ergebnisse anhören, allerdings veröffentlichte Pyun 2011 in Eigenregie Wunschfassungen diverser Werke, die tatsächlich zur verblüffenden Erkenntnis führten, dass wir es hier zwar sicherlich nicht mit einem bisher unentdeckten Thronerben Kubricks, wohl aber mit einem Mann zu tun haben, dessen Visionen weitaus interessanter waren, als das, was die Studios letztendlich zuließen.

Die Zeit meinte es allerdings nicht gut mit Albert. In 2000er-Jahren rutschte er, wie so viele seiner Kollegen, vom B- in den C-Sektor ab. Die Budgets wurden winzig, veröffentlicht wurde praktisch unter Ausschuss der Öffentlichkeit. Zudem erkrankte Pyun 2013 an Multipler Sklerose, was ihn 2014 aber trotzdem nicht von einem weiteren Film abhielt („The Interrogation of Sheryl Cooper“).

Interstellar Civil War – Guardians Of The Future“, dessen Produktion sich dank zahlreicher Krankenhausaufenthalte (Pyun kämpft mittlerweile auch noch gegen durch MS ausgelöste Demenz) auf über drei Jahre erstreckte, ist laut Eigenauskunft sein höchstwahrscheinlich letzter Film, der auf verschiedenen Ebenen eng mit seiner Erkrankung verknüpft sein soll. Ein Veröffentlichungsdatum gibt es noch nicht, erste Testscreenings auf diversen Festivals fanden – mit überraschend positiver Resonanz! – aber bereits statt.

Klar, wer den unten verlinkten Trailer anschaut, wird vermutlich erstmal mit den Augen rollen und das nicht ganz zu Unrecht, dass das Budget mal wieder winzig war, wird nach drei Sekunden deutlich. Man kann’s natürlich als Schrott abtun, man kann dem Ganzen aber auch einfach mal eine klitzekleine Chance geben und mit dem Gedanken anschauen, dass hier ein schwerkranker Mann (mit vielleicht letzter Kraft) noch einmal seiner Leidenschaft nachgegangen ist.

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.