23. Dezember 2022

„Plan 9 aus dem Weltall“ wird zur Oper

Ed Woods Sci-Fi-Klassiker kommt auf die Bühne

Lesezeit: 2 min.

Ich find Aussagen wie „der schlechteste Film aller Zeiten“ immer problematisch. Zum einen würde das ja eigentlich voraussetzen, dass man wirklich alle Filme gesehen hat und das ist wohl kaum möglich, zum anderen: So einige dieser „schlechten Filme“ haben eine treue Fangemeinde, werden besprochen, diskutiert und immer und immer wieder neu aufgelegt, sie bedeuten den Menschen was – über Jahrzehnte hinweg! Wollen wir dagegen wetten, dass von einem vermeintlich besseren, „guten“ Film wie zum Beispiel dem derzeit laufenden „Avatar 2 – The Way of Water“ in spätestens zwei Jahren kein Mensch mehr spricht, es ihm gehen wird wie dem Vorgänger von 2009? (Deutlich nachhaltiger wird dagegen das grandiose Buch „Die Wissenschaft von Avatar“ von Stephen Baxter sein – im Shop)  

Natürlich ist „Plan 9 aus dem Weltall“ (1959) vor allem handwerklich gesehen alles andere als gutes Kino, aber es ist in all seiner Unbedarftheit unheimlich liebenswertes Kino und vor allem Dokument einer tiefen Leidenschaft, denn Regisseur Ed Wood war alles andere als ein konventioneller Billigfilm-Regisseur, der schnelles Geld angepeilt hatte, sondern ein naiver Träumer, dessen Liebe zum Film unendlich viel größer war als sein Talent (und noch sehr viel größer als seine Budgets). Aber Wood gab trotzdem nie auf, er war überzeugt von sich, nahm die widrigsten Umstände in Kauf, wollte seine Geschichten erzählen, um jeden Preis. Und es ist wahrscheinlich eben dieser rührenden Diskrepanz zwischen Leidenschaft und Möglichkeit zu verdanken, dass sein wohl bekanntester Film, der ja „der schlechteste aller Zeiten“ sein soll, sich rund 60 Jahre nach Entstehung immer noch großer Beliebtheit erfreut und bald auch auf die Bühne kommt.

Dementsprechend ist es schön zu hören, dass die Macher der Opern-Version von „Plan 9“ diesem Umstand Rechnung tragen werden. Und das ist durchaus glaubhaft, denn um die Umsetzung kümmern sich zwei Männer, die durchaus das richtige Gespür für den Stoff mitbringen dürften. Torsten Neumann, seines Zeichens Leiter des Filmfestivals Oldenburg und zudem Produzent im Independentfilm-Bereich („A Thought of Ecstasy“, 2017), wird als Produzent agieren. Und komponieren wird die Oper der thailändische Komponist, Schriftsteller und gelegentliche Regisseur und Drehbuchautor S.P. Somtow. Somtow ist ein unglaublich vielseitiger Künstler, der ein herrliches Werkverzeichnis vorweisen kann: Von thematisch anspruchsvollen Opern, die während der NS-Zeit spielen oder sich schwierigen Themen wie Kindesmissbrauch widmen, über Horror- und Science-Fiction-Romanen („Vampire Juncion“, „Star Trek: Next Generation – Träumen Kometen?“) bis hin zu Low-Budget-Splatterfilmen („The Laughing Dead“) findet sich da so ziemlich alles.

Ein Teil der Musik wird bis zum Herbst 2023 als Teaser „Suite aus der Oper“ erscheinen, die Proben werden Anfang 2024 beginnen. Man darf gespannt sein. Ziemlich gespannt!

Abb.: „Plan 9 from Outer Space“

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