22. Juni 2020

Rohkost mit Extra-Bass

Ras G: Raw Fruit Vol. 5 & 6 – Beat-Improvisationen direkt aus der Maschine

Lesezeit: 2 min.

Das im Juli letztes Jahr leider völlig überraschend verstorbene Ausnahmetalent Ras G wurde hier bereits vorgestellt. Wie bei den meisten vorzeitig abgetretenen Ausnahmetalenten folgen jetzt natürlich die obligatorischen posthumen Veröffentlichungen. Man darf in diesem Fall aber beruhigt sein, es handelt sich um keinen von fremder Hand angerührten Schmu um noch ordentlich Dollar aus dem Verblichenen zu pressen, sondern um originale Produktionen, die der gemütlich wirkende, aber nahezu stetig beschäftigte Fleißarbeiter schon fertig in der Schublade und teilweise schon offiziell angekündigt hatte.

Den Anfang machen zwei, zu einem Release, gebündelte Fortsetzungen seiner 2012 gestarteten „Raw Fruit“-Beattape-Serie. Hierbei handelt es sich um reine Improvisations-Sessions, die nach dem Prinzip Maschinen an, Joint an und los geht’s fabriziert wurden und hinterher quasi direkt aus dem Ofen in den Verkauf gelangt sind. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich den Unterschied zum restlichen Output jetzt nicht sooo groß finde, das Reizvolle an Ras’ Musik ist grundsätzlich dieses nach alle Richtungen ausschlagende Freidrehen (man weiß nie so recht, was als Nächstes kommt, egal ob Volksmusiksamples aus aller Herren Ländern, Filmreferenzen, Ambient-Miniaturen, wüste Freejazz-Einlagen, rabiate Elektrosounds oder 8-Bit-Soundeffekte, alles ist möglich) und den dreifach tiefergelegten Rumpel-Beats, alles verpackt in einer knusprigen Lo-Fi-Soundästhetik.

Die rohen Früchte wirken vielleicht noch etwas skizzenhaftiger als sonst, aber grundsätzlich gilt: Wer bereits in die Welt des Beat-Buddhas (unvergesslich auch sein tiefentspannter Twitter-Stream) eingetaucht ist, wird an dieser Veröffentlichung ebenso gefallen finden, alle Neueinsteiger sollten vielleicht erstmal zu … ach ne, zieht’s euch einfach rein, entweder man findet Zugang oder halt nicht. Für mich sind Ras-G-Veröffentlichungen jedenfalls immer mehr Reisen als reguläre Musikalben, Reisen durch die Vergangenheit, die immer mal wieder von intensiven Trips in die Zukunft – einer komplett fremdartigen, zuweilen leicht bedrohlich wirkenden, aber stets erforschenswerten Zukunft – unterbrochen werden.

Mit Sicherheit eine der besten Veröffentlichungen des Jahres. Hier kann man die Früchte komplett im Stream begutachten und danach in digitaler Form, auf Kassette oder auf Vinyl käuflich erwerben!

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