14. Februar 2021

Von Panflöten-Bangern und pinkenen Stirndiamanten

Neue Trap-Beats zum Wochenende: Young Thug & Lil Uzi Vert

Lesezeit: 3 min.

Wie sehr sich Hip-Hop seit den goldenen 1990er-Jahren doch verändert hat, wird einem pünktlich zum Wochenende mal wieder von Young Thug in Erinnerung gerufen. Ob der Rapper wirklich, wie von der BBC vor einem Jahr festgestellt, der einflussreichsten Künstler des 21. Jahrhunderts ist, sei mal dahingestellt. Fest steht aber, dass er zusammen mit seinem Label YSL Records zur großen, treibenden Kraft des Genres gehört: Egal ob ungewöhnliche Musik, grelle Videos oder herrlich abgedrehte Marketing-Aktionen, der 29-jährige und seine Crew sind immer ganz vorne mit dabei. Apropos „abgedrehte Marketing-Aktionen“: 2018 dürften einige US-Musikpublikationen nicht schlecht gestaunt haben, als zusammen mit dem üblichen Info-Material zu „Slime Language“, einer Compilation mit Musik diverser YSL-Künstler, ein Terrarium mit dem Titel der Veröffentlichung und eine echte Schlange namens „Sex“ verschickt wurde.

Bei der am Freitag veröffentlichten Single „That Go!“ (zusammen mit Meek Mill und T-Shyne) handelt es sich um eine Single der im Oktober angekündigten neuen Compilation „Slime Language 2“, die dann aber doch nicht zum angekündigten Termin kam. Seitdem hält YSL den sabbernden Fans – auch mit originellen Bildmotiven, auf denen vor allem grüner Schleim eine Rolle spielt – immer mal wieder die Wurst hin und zieht sie dann wieder weg! Sehr vergnüglich für alte, abgeklärte Säcke wie mich, aber für die zumeist jugendlichen Fans natürlich eine Qual! Man kann bei allem Gehype aber wirklich davon ausgehen, dass das Sequel was wird, denn die bisherigen Single-Auskopplungen („Take It Trial“, „GFU“) waren toll und das brettige „That Go!“ begeistert mit Sounds, die man eigentlich eher in der Rave-Ecke vermuten würde und zudem mit einer ohrwurmigen Panflötenmelodie kontrastiert werden. Das Video kommt mit wilden Bildverzehrungen daher, die etwas an die Point-of-View-Sequenzen diverser Sci-Fi-Filme der 80er- und frühen 90er erinnern, in denen Killer-Aliens und -Roboter den Menschen das Leben schwer machen.


Lil Uzi Vert - nur echt mit Klunker

Dass Rapper sich gerne mit jede Menge Bling-Bling behängen ist nichts Neues, Lil Uzi Vert hat diese Angewohnheit jetzt aber auf die Spitze aller Spitzen getrieben und sich einen 24 Millionen Dollar teuren, großen, elf-karätigen, pinken Diamanten mitten auf die Stirn implantieren lassen, was Uzi jetzt im wahrsten Sinne des Wortes zu einem überaus kostbaren Menschen macht.

Wie man auf so eine Idee kommt? Tja, viele Fans ziehen Vergleiche zu Marvels Androiden Vision (der dank Paul Bettanys großartiger Darstellung in diversen Kinofilmen und zuletzt in der TV-Serie „Wanda Vision“ über die Comics hinaus populär wurde), es könnte aber ebenso die Anime-Serie „Naruto“ für den entsprechenden Impuls gesorgt haben, deren Charakter Tsunade einen ähnlichen Gesichtsschmuck trägt. Wie auch immer, das Internet war jedenfalls am Dampfen und es wird damit gerechnet, dass es in Zukunft schrecklich hip wird, sich alles Mögliche ins Gesicht installieren zu lassen. Bei all dem Trubel ging leider ein klein wenig unter, dass Kollege Doe Boy und der funkelnde Wortakrobat einen eher ruhigen, leicht melancholischen Song namens „Low Key“ veröffentlicht haben.

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