30. Januar 2017 1 Likes

Working Class (Exo-)Hero

Das kommende Action-RPG „The Surge“ zeichnet ein besonders düsteres Bild unserer zukünftigen Arbeitswelt

Lesezeit: 3 min.

Dass der Science Fiction zumeist eine düstere Tendenz ohne allzu große Euphorie über unsere zukünftige Weltgesellschaft innewohnt, muss an dieser Stelle kaum weiter vertieft werden. Dennoch wird man selbst als Genre-Kenner manchmal überrascht, wenn sich hinter einer vermeintlich vorhersehbaren Oberfläche so mancher Abgrund auftut, den man gar nicht erwartet hätte. So geschehen beim Action-RPG The Surge, das nur auf den ersten Blick als just another dark Dystopia durchzugehen scheint, bei dem das Setting bloß die Fassade für ein mehr oder minder ausgereiftes Action-Gameplay bereitstellt. Mit dem im kommendem Mai erscheinenden Rollenspiel verfolgen Focus Home Interactive und Deck 13 neben der Action auch ein Konzept, das zumindest im Vergleich zu vielen anderen Genrevertretern tatsächlich unsere Arbeitswelt inklusive eines zunehmend marodierenden Sozialsystems zum Thema erklärt. In einer folgerichtig natürlich extrem dystopischen Zukunft angesiedelt, nähert sich in The Surge das uns bekannte Leben auf der Erde seinem offenkundigen Ende.

Wer in dieser äußerst rauen Gemengelage übrig bliebt, lebt in völlig überbevölkerten Städten und muss praktisch jeden Job annehmen, um wegen der alternden Bevölkerung sowie der steigenden Zahl umweltbedingter Krankheiten halbwegs überleben zu können. Ähnlich wie in der Deus Ex-Reihe sollen diese Rahmenbedingungen konkret auf das Gameplay einwirken und somit eine ernsthafte Reflexion steigender Umweltbelastung, massiver Überbevölkerung und der Notwendigkeit einer ungebremsten Anpassung der Menschen an die Bedingungen ohne Chance auf eine nachhaltige Verbesserung anbieten. Mit der steigenden Bedeutung der künstlichen Intelligenz in nahezu allen Berufsgruppen, ist der Mensch in The Surge in vielen Sparten nämlich austauschbar oder sogar komplett überflüssig geworden. Nur wer seine eigene Produktivität mithilfe von Exo-Skeletten oder anderen Augmentierungen erhöhen kann, findet überhaupt noch einen Platz in der Gesellschaft als menschliche Resource. Dass genau diese Entwicklung zu einer dekadenten Oberklasse führt, die sich an der Armut der Welt hemmungslos bereichert, lässt ebenfalls deutlich erahnen, inwiefern The Surge als überspitzter, aber eben nicht völlig irrealer Ausblick unserer tatsächlichen Zukunft durchgehen könnte. 

Doch letztlich handelt es sich bei diesem Titel nicht um eine Gesellschaftssimulation, sondern um ein Rollenspiel, das uns als Einzelkämpfer mit dieser Gesamtsituation konfrontiert. Daher übernehmen wir einen Protagonisten namens Warren, der bereits bei seinem ersten Arbeitstag als Augmented-Fachkraft mit einer Krise konfrontiert wird, die sich zu einer echten Katastrophe für Warren ausweitet. Als er nämlich während einer Routine-OP seines Arbeitgeber, dem großen Konzern CREO, einen neuen Exo-Anzug verpasst bekommt, ereignet sich ein tragischer Unfall tief im Inneren des Komplexes, der dazu führt, dass sowohl andere Angestellte als auch eine künstliche Intelligenz Warren tot sehen wollen. In der Rolle des frisch augmentierten Warren müssen wir in dieser kritischen Survival-Situation improvisieren, um beispielsweise unsere Werkzeuge, die eigentlich nicht für den Kampf gedacht waren, nun zu Waffen umzufunktionieren. Im Kern geht es in Sachen Gameplay darum, unser Equipment mit erbeuteter Ausrüstung weiter auszubauen, Gegner mit einem speziell darauf ausgerichteten Kampfsystem ihrer Exo-Parts zu berauben und immer tiefer in den CREO-Komplex einzudringen.

Inwiefern sich Setting, Gameplay und Storytelling letztlich die Wage halten und sich zu einem ähnlich spannenden, gleichzeitig atmosphärisch tiefsinnigen Erlebnis wie etwa Deus Ex: Mankind Divided oder Valley vereinen, können Gamer im kommenden Mai herausfinden, wenn The Surge für die PS4, Xbox One und für PC erscheint. Markanterweise wird im gleichen Monat Prey von Bethesda und den Arkane Studios veröffentlicht, das bekanntermaßen ein ähnlich intensives, wenn auch schon aufgrund des Settings etwas anders gelagertes Sci-Fi-Erlebnis bieten wird. Trotzdem: Der Kampf um die diesjährige Dystopie-Krone im Gaming verspricht schon früh im Jahr ziemlich eng zu werden.

The Surge • Focus Home Interactive/Deck 13 • Action-RPG

Abb. © Focus Home Interactive/Deck 13

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