22. September 2015 1 Likes

Die etwas andere Wissenschaftspreisverleihung

Die Ig Nobel Preise für die unkonventionellsten und aberwitzigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse des Jahres

Lesezeit: 3 min.

Manchmal stolpert man in Fachzeitschriften oder Wissenschaftsblogs über Forschungen, bei denen man einfach lachen muss. Und das geht nicht nur Laien so – auch denjenigen, die wissenschaftliche Forschung betreiben, geht es oft nicht anders. Für die skurrilsten, aberwitzigsten und auf den ersten Blick lachhaftesten wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es den Ig Nobel Preis, die 2015 zum 25. Mal vergeben wurden. Das diesjährige Thema war „Leben“, und viele der Preisträger hatten tatsächlich zu diesem Thema geforscht.

Ehe die Preise verliehen wurden, galt es, gewisse Traditionen aufrecht zu erhalten. Eröffnet wurde die Feier von einem Regen aus Papierfliegern, die auf ein Ziel auf der Bühne geworfen werden mussten. Anschließend gab es die „Welcome – Welcome“-Rede, gehalten von Bill Hoston und Jean Berko Gleason. Es folgte die Parade der Ig-Nobel-Preis-Gewinner und die Vorstellung der tatsächlichen Nobelpreis-Gewinner. Auch die Einführung von „Miss Sweetie Poo“, zum 25. Jubiläum länger als gewöhnlich, durfte nicht fehlen. Miss Sweetie Poo ist eine Achtjährige, die zu lange Dankesreden mit einem unsagbar süßen und unsagbar nervigen „Please stop, I’m bored“ – Bitte hör auf, mir ist langweilig! – unterbricht.

Dieses Jahr bestand der Ig Nobel Preis aus einer Topfpflanze, aber ohne Pflanze. Im Topf befindet sich eine Art Drahtbaum, an dem die chemischen Elemente, aus denen Leben auf der Erde überwiegend besteht, befestigt waren. Dazu gab es ein Stück Papier, das besagt, dass man den Ig Nobel Preis gewonnen hat, sowie 10 Billionen Dollar. Zimbabwe-Dollar. Jep, das ist nur ein einziger Schein. Zwischen den einzelnen Verleihungen gab es kurze Intermezzi, etwa eine dreiaktige Mini-Oper darüber, was alles passieren würde, wenn alles Leben auf der Erde in einem einzigen Zimmer eingesperrt werden würde, eine Podiumsdiskussion zur Frage, warum Viren keine Lebensformen sind, und ein Lied zum Mitsingen über Krebs.

Die Gewinner 2015 waren unter anderem:
Den Chemie-Preis gewannen Callum Ormonde, Colin Raston, Tom Yuan, Stephan Kudlacek, Sameeran Kunche, Joshua N. Smith, William A. Brown, Kaitlin Pugliese, Tivoli Olsen, Mariam Iftikhar und Gregory Weiss, die eine chemische Methode entwickelt haben, mit der man gekochte Eier partiell wieder „ent-kochen“ kann. Greg Weiss demonstrierte zudem, wie man mittels eines Hammers ein gekochtes von einem ungekochten Ei unterscheiden kann.
In der Physik ging der Preis an Patricia Yang, David Hu, Jonathan Pham und Jerome Choo, die das biologische Prinzip überprüften, dass alle Säugetiere ihre Blase in 21 Sekunden (+/- 13 Sekunden) entleeren, ganz egal, wie groß sie sind. David Hu nahm den Preis in einem Toilettensitz um den Hals entgegen.
In der Literatur gewannen Mark Dingemanse, Francisco Torreira und Nick J. Enfield, die entdeckten, dass es den Ausdruck „Häh?“ in jeder menschlichen Sprache zu geben scheint. Wie deren Dankesrede ausgesehen hat, kann man sich leicht vorstellen.
‚Die Bangkok Metropolitan Police gewann in der Kategorie Ökonomie, weil sie ihren Polizeibeamten einen Gehaltszuschuss anbietet, wenn sie sich nicht bestechen lässt. Die Gewinner nahmen ihren Preis leider nicht persönlich entgegen, und die Behörde konnte auch nicht zu einer Rede per Skype bewegt werden.
Elisabeth Oberzaucher und Karl Grammer gewannen den Mathematik-Preis für ihre Bemühungen, mit mathematischen Methoden herauszufinden, wie Mulai Ismail, ein marokkanischer Sultan im 17. Jahrhundert, in 30 Jahren 888 Kinder hatte zeugen können. In einem kurzen erklärenden Video bestätigten die Mathematiker, dass Ismail mindestens einmal pro Tag Sex gehabt haben musste.
Preiswürdig in der Biologie erschien der Jury die Untersuchung von Bruno Grossi, Omar Larach, Mauricio Canals, Rodrigo A. Vásquez und José Iriarte-Díaz, die herausfanden, dass sich ein Huhn mehr wie ein Dinosaurier bewegt, wenn man ihm einen beschwerten Stock am Bürzel befestigt. Zum Beweis zeigten sie ein kurzes Video, das man sich auf YouTube ansehen kann.
Diallah Karim, Anthony Harnden, Nigel D’Souza, Andrew Huang, Abdel Kader Allouni, Helen Ashdown, Richard J. Stevens und Simon Kreckler fanden heraus, dass die Stärke der Schmerzen, die beim Überfahren einer aufgepflasterten Schwelle zur Geschwindigkeitsbegrenzung entstehen, ein erstaunlich akkurates Hilfsmittel beim Diagnostizieren einer akuten Blinddarmentzündung ist, und enthielten den Ig Nobel Preis in der Kategorie Diagnostische Medizin.
Weitere Preisträger kamen aus den Kategorien Physiologie und Entomologie (Wie schmerzhaft sind Insektenstiche, und an welcher Körperstelle tun Bienenstiche besonders weh?), Management (Risikobereitschaft bei Führungspersonen) und Medizin (die biomedizinischen Konsequenzen von intensivem Küssen).

Ein Video der kompletten Zeremonie finden Sie auf YouTube oder direkt unter diesem Beitrag. Mehr Information rund um die Veranstaltung und deren Hintergründe gibt es auf www.improbable.com. Es lebe die Wissenschaft!

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