13. Februar 2016 2 Likes

Gute Nacht, Philae!

Der kleine Lander auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko ist wohl schon im ewigen Winterschlaf

Lesezeit: 3 min.

Seit dem letzten Kontakt zwischen dem ESA-Lander Philae und seiner Muttersonde Rosetta am 9. Juli 2015 sind sieben Monate vergangen. Seitdem hat man nichts mehr von Philae gehört, und es sieht schwer danach aus, als würde man das auch nicht mehr: „Die Chancen, dass Philae noch einmal Kontakt zu unserem Team im Lander-Kontrollzentrum des DLR aufnimmt, gehen leider gegen Null, und wir senden auch keine Kommandos mehr – es wäre sehr überraschend, wenn wir jetzt noch ein Signal empfangen würden“, sagte Philae-Projektleiter Dr. Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Am 12. November 2014 landete die Sonde auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Doch es lief nicht alles so, wie geplant: Die Harpunen an den Landebeinen, die Philae im Gestein verankern sollten, funktionierten nach zehn Jahren Flug nicht mehr. Philae prallte mehrfach von dem Kometen ab und kam schließlich so ungünstig auf, dass sie größtenteils im Schatten lag. Philae braucht jedoch Sonnenlicht und vor allem -wärme, um funktionieren zu können. Mehr als 60 Stunden lang – so lange hielten die Batterien – untersuchten die Wissenschaftler Philaes Umgebung, machten Fotos, analysierten den Untergrund und übertrugen die Daten und Bilder über Rosetta, die als Relais diente, zur Erde. Dann ging Philae in den Winterschlaf. Als sich Tschuri im August 2015 dem sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn näherte, konnte Philae die Batterien wieder so weit aufladen, dass Kontakt zu Rosetta und damit auch zur Erde hergestellt werden konnte. Insgesamt sieben Mal kam der Kontakt zustande, aber nur unregelmäßig. Es ist durchaus möglich, dass der Lander noch öfter versucht hat, Kontakt aufzunehmen, aber Rosetta musste beim Erreichen des Perihels auf Abstand gehen: der Komet schleuderte, aufgeheizt von der Sonne, Gase und Partikel ins All, die eine Gefahr für Rosetta darstellten. Auch ein Kurzschluss in Philaes Elektronik wird als Ursache für das Schweigen des Landers nicht ausgeschlossen. Nach dem Durchfliegen des sonnennächsten Punkts entfernen sich Tschuri, Rosetta und Philae jetzt wieder von der Sonne: „Tschurjumow-Gerassimenko ist inzwischen wieder über 350 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt“, erläutert Dr. Ekkehard Kührt, Planetenforscher am DLR und zuständig für den wissenschaftlichen Anteil des DLR an der Mission mit Rosetta und Philae. „In der Kometennacht kann es jetzt bis unter minus 180 Grad Celsius kalt werden. Selbst am Tag bleibt der gesamte Komet nun tiefgefroren.“ Philae ist auf Temperaturen von minus fünfzig Grad ausgelegt – und wird sich vermutlich nicht mehr soweit aufheizen können, dass sie sich einschaltet. So, wie Philae steht, ist sie vermutlich eisfrei, aber durch das Ausgasen des Kometen sehr wahrscheinlich mit Staub bedeckt. Wäre der Lander an seinem eigentlich angedachten Landeplatz in Agilika in etwa einem Kilometer Entfernung von seiner jetzigen Position in Abydos aufgekommen, hätte er deutlich mehr Sonnenlicht zur Verfügung gehabt, wäre allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit während Tschuris Annäherung an die Sonne überhitzt.

Philae hat etwa 80% seiner Aufgaben auf dem Kometen erfüllen können, dennoch wird es noch mehrere Jahre dauern, bis die Daten der Mission ausgewertet sind. Rosetta wird noch bis September 2016 um den Kometen kreisen und weiterhin Messungen durchführen. Sie soll auch noch so lange auf Signale von Philae horchen, bis ihre Energie nicht mehr ausreicht, um empfangsbereit zu bleiben. Dann soll sie sich auf den Kometen stürzen und dabei auch Philae fotografieren. Der Lander wird bis dahin an seinem schattigen Fleckchen schon im ewigen Winterschlaf liegen. In sechs Jahren kommt Tschuri mit seinen künstlichen Bewohnern dann wieder an uns vorbei, wenn er die Sonne ein weiteres Mal umrundet hat.

Quelle/Bilder: ESA; Titelbild: Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko am 16. August 2015

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