17. September 2018

Nebenprojekt: Wiederauferstehung

Torill Kornfeldt besucht in „Wie klone ich ein Mammut?“ engagierte Forscher bei ihren Vorhaben

Lesezeit: 2 min.

Mammuts in Sibirien, Auerochsen in Europa, Wandertauben in Nordamerika – die Liste ausgestorbener Tiere ist lang. Aber gilt eine Tierart wirklich als ausgerottet, wenn das letzte lebende Exemplar gestorben ist? Oder kann die moderne Wissenschaft schon bald idyllische Landschaften erschaffen, in denen mehr oder weniger urzeitlich anmutende Tiere leben? Diesen spannenden Fragen geht die schwedische Wissenschaftsjournalistin Torill Kornfeldt in ihrem Fachbuchdebüt „Wie klone ich ein Mammut? Die Rückkehr der Eiszeitgiganten“ nach.

Ausgestorbene Tiere? Dabei denkt wahrscheinlich jeder SF-affine Leser an Douglas Adams (im Shop). Er hatte sich zwischen 1985 und 1989 mit dem Zoologen Mark Carwardine auf Reisen zu bedrohten Tierarten begeben. Seine Eindrücke schilderte er in einer BBC-Hörfunkreihe und in dem Buch „Die Letzten ihrer Art“. Kornfeldt begibt sich knapp dreißig Jahre später auf eine ähnliche Expedition. Sie besucht jedoch nur selten die noch lebenden Exemplare einer Art. Ihr Interesse gilt den Forschern, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, bereits ausgestorbene Arten zu neuem Leben zu erwecken.

Dabei ist die Journalistin selbst etwas zwiegespalten. Einerseits fühlt sie sich wie ein neugieriges Kind, das wie elektrisiert ist von der Vorstellung der Wissenschaftler, die von Mammutherden in Sibirien oder Pyrenäensteinböcke in Spanien träumen. Andererseits ist sie skeptisch und sieht die Probleme, die mit solchen „Mammutaufgaben“ einher gehen: Sind die Menschen und das Ökosystem in der Lage, diesen Arten wieder Raum zu geben? Wäre die Forschung nicht besser beraten, den Lebensraum bereits bedrohter Tiere zu erhalten und somit aktiv etwas für den Artenschutz zu tun?

Fragen, die angesichts der Hingabe, mit denen z. B. George Church (Mammut), Ben Novak (Wandertauben) und William Powell (Amerikanische Kastanie) an ihren Projekten arbeiten, schwer zu beantworten sind. Auch der berühmte Paläontologe und „Jurassic Park“-Berater Jack Horner darf über seine Pläne, aus einem Küken einen Dinosaurier zu erschaffen, erzählen. Daneben kommen aber auch Kritiker wie der Professor für Umweltethik Ben Minteer zu Wort. Apropos Projekt: nur von ihren Forschungen kann keiner der im Buch genannten Wissenschaftlern leben. Es sind zumeist Nebenprojekte, mit denen sie sich in ihrer Freizeit beschäftigen.

Torill Kornfeldt schreibt einfach und verständlich über die Möglichkeiten und Grenzen der modernen Wissenschaft. Sie bringt ihren interessierten Lesern viele unterschiedliche Forschungsprojekte näher, die mal verrückt, mal sehr ambitioniert und manchmal gar nicht weit entfernt von ihrer Realisation scheinen. Nach der Lektüre von „Wie klone ich ein Mammut?“ ist klar, was Wunschdenken bleibt, welche ausgestorbenen Tiere einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten und warum die Grundlagenforschung Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht.

Torill Kornfeldt:Wie klone ich ein Mammut? Die Rückkehr der Eiszeitgiganten • Aus dem Schwedischen von Maike Barth und Inge Wehrmann • wbg Theiss, Darmstadt, 2018 • 240 Seiten • 24,95 €

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