8. April 2019

Against the Machine

Der (Koop-)Shooter „Generation Zero“ im Test

Lesezeit: 3 min.

Schweden oder besser: endlich mal nicht die USA. Was sich viele Spieler wahrscheinlich zuletzt auch bei Metro: Exodus (hier nochmal unser Test) gedacht haben, dessen Handlung bekanntermaßen in Russland angesiedelt ist, trifft nun ebenfalls auf das kürzlich veröffentlichte Generation Zero zu. Während Entwickler nämlich viel zu oft auf amerikanische Settings setzen und damit einer doch etwas kruden Idee von Anti-Globalismus zumindest das Wort reden, versetzten uns die Just Cause-Macher der Avalanche Studios mit ihrem jüngsten Output in das Schweden der 80er – genauer: in eine dystopische Alternative History-Variante davon.

Denn in Generation Zero überfallen Maschinenwesen das ganze Land und versetzten sowohl Stadt wie Land in den ultimativen Ausnahmezustand. Da die eigentlich zuständigen Streitkräfte den teils riesigen Mechs anscheinend nicht viel entgegenzusetzen haben, muss die stark dezimierte Bevölkerung selbst zu den Waffen greifen, um die alles andere als verhandlungsbereiten und mit ihrer Zerstörung höchst erfolgreichen Invasoren zurückzuschlagen.

Hier kommen nun wir ins Spiel und übernehmen die Rolle eines Teenagers, der entweder allein oder mit bis zu drei weiteren Leidensgenossen in die Schlacht durch gefühlt halb Schweden zieht. Auf unserem Weg gilt es anhand verstreuter Hinweise und des sehr dezenten Storytellings herauszufinden, woher die Maschinen kommen und was sie motiviert. Im Kern generiert sich Generation Zero dabei als klassischer Koop-Shooter, bei dem wir durch schier unendliche Wälder und vor allem Dörfchen im typischen ZDF-Sonntagsfilm-Design streifen.

Das Setting präsentiert sich grafisch durchaus ansehnlich und speziell das Heranstapfen der verschiedenen Gegnertypen sorgt beim leider aufgrund kleinerer Bugs nicht immer ordentlichen Bilder- wie Spielfluss für reichlich Spannung. Man fragt sich allerdings, ob die Roboter neben ihrer Menschenphobie auch ausgeprägte Tierhasser sein müssen, denn in den leider bisweilen völlig leblosen Weiten Skandinaviens existiert offenbar kein einziges tierisches Lebewesen mehr. Eine solch unnötige Trostlosigkeit kostet leider trotz des nachvollziehbar düsteren Storyansatzes definitiv Punkte auf der Open World-Skala.

Stets wartet hingegen allerorten kaum versteckter Loot und jede Menge Action, wobei wir oft genug einer gewaltigen Übermacht an Blechbüchsen gegenüberstehen, der wir nur mit gut gewählter Deckung die Legierung von der Haube ballern können. Schleichen ist ebenfalls möglich, allerdings fehlt es dem Gameplay dabei an der nötigen Finesse, um aus diesem Element wirklich ein taktisch tiefergehendes Element zu machen. Ebenso verpasst es der Titel, das Thema Survival stärker mittels Ressourcenmangel auszubauen, um sein Thema intensiver auszugestalten und damit noch greifbarer aufzuladen. Die Waffenauswahl sowie deren Handling funktionieren hingegen solide, allerdings stellt sich schon nach wenigen Stunden Spielzeit vor allem eines ein – Ernüchterung.

Denn die Macher haben sich offensichtlich nicht die Zeit gelassen, ihrem Shooter den nötigen Feinschliff zu gönnen. So hat man nach ein paar Dörfern und einigen Bunkern bald praktisch jede Variante des Grafikdesigns gesichtet und die Gegnerhorden erinnern Solospieler permanent daran, dass sie allein eigentlich so gut wie keine Chance haben, da das Spiel offenbar nicht entsprechend der Spieleranzahl die Balance justiert. Wer also zu viert loszieht ist überproportional im Vorteil; reinen Solokriegern ist daher sogar zur Frustvermeidung dringend zu raten, von Generation Zero aktuell die Abzugsfinger zu lassen.

Zusätzlich lösen weitere Faktoren dezentes Kopfschütteln aus, da man Avalanche definitiv mehr Kompetenz zutrauen muss. Warum dürfen wir etwa nur zu Fuß unterwegs sein, obwohl doch oft genug verlassene Vehikel in der Gegend herumstehen? Wieso haben es nur an die sechs unterschiedliche Gegnertypen in ein Spiel geschafft, das deutlich mehr Spielzeit veranschlagt, als beispielsweise frühere Call of Duty-Kampagnen mit ihren knapp fünf Stunden? Dazu sorgt die teilweise ins Chaos abdriftende KI für unnötig planlose Gefechte, in denen Geduld gefragt ist, um aus einer sicheren Deckung heraus eine wild um sich schießende Überzahl zu dezimieren.

Dennoch sollte man Generation Zero nicht zu schnell als Gurke abstempeln. Wie heutzutage (leider) üblich, könnten die Macher mit nachgereichten Bugfixes und kleineren Umbauten ihren Shooter deutlich verbesseren und somit der eigentlich guten Grundidee sowie dem launigen, eben stark auf Koop ausgerichteten Ansatz das Ergebnis zuteilwerden lassen, das es verdient hätte.

Fazit

Ein leider nur halbgarer, an vielen Stellen zu unausgereifter Dystopie-Shooter, der nur im Koop richtig Spaß macht. Schade, denn mit etwas mehr Feinschliff wäre hier locker mehr drin gewesen.

Generation Zero • Avalanche Studios • (Koop-)Shooter

Abb. © Avalanche Studios

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