4. Juli 2019 1 Likes

Und weiter geht's

„Spider-Man: Far From Home“ ist ein amüsantes, teils aufregendes Intermezzo

Lesezeit: 3 min.

Gerade einmal zwei Monate ist es her, da retteten die Avengers einmal mehr die Menschheit, ach was, das Universum, und schon geht es weiter im schier endlosen, unausweichlichen Strom der Marvel-Filme. Doch was soll jetzt noch kommen, wie soll es nach dem gigantomanischen „Avengers: Endgame“ weitergehen? Noch ein Bösewicht, der die Erde bedroht? Oder gleich das ganz große Fass aufmachen und eine neue Großstory beginnen, die Phase vier des Marvel Cinematic Universe einläutet?

Da trifft es sich gut, dass „Spider-Man: Far From Home“ zwar ein Marvel-Film, aber eben doch auch ein Sony-Film ist, dass er also Teil des großen Ganzen, aber doch auch ein wenig unabhängig ist. Und auch wenn die erste Szene zeigt, wie Nick Fury genau in dem Moment in einem Dorf in Mexiko auftaucht, als Mysterio gerade gegen ein furchterregendes Wesen kämpft, beginnt der eigentliche Film – an einer High-School.

Im beschaulichen New Jersey geht Spider-Man alias Peter Parker nach den aufregenden Ereignissen von „Endgame“ wieder zur Schule und sehnt die Ferien herbei, man kann es verstehen. Eine Klassenfahrt nach Europa steht an und eine Sache will Peter nicht mitnehmen: seinen Spider-Man-Anzug. Statt dessen hofft er darauf, auf dem Eiffelturm endlich Mary Jane gestehen zu können, dass er sie mag.

Natürlich kommt es anders, doch auch nachdem Nick Fury Peter in Prag von der Bedrohung durch die Elementals berichtet hat, ihn ins Team um Mysterio geholt hat, mag sich Peter nicht recht entscheiden: Muss er denn schon wieder die Welt retten? Kann er nicht lieber Zeit mit seinen Freunden verbringen, Dinge tun, die Teenager tun?


Zwischen Krawall …


… und Teenie-Highschool-Romcom. „Spider-Man: Far From Home“

Diesen Konflikt reizt „Spider-Man: Far From Home“ lange aus, gefällt sich darin, weniger ein Superheldenfilm zu sein, als eine High-School-Komödie, die Peter Parkers ewiges Mantra, dass aus großer Kraft große Verantwortung folgt, originell variiert. Kurze Zerstörungsorgien in Prag und Venedig muten da fast nebensächlich, gar irreal an, was nicht ganz zufällig ist. Denn wie sich die Handlung in der zweiten Hälfte entwickelt, zählt tatsächlich zu den ungewöhnlichsten Momenten des bisherigen MCU. Vorsichtig selbstreflexiv wirkt es beinahe, wenn Spider-Man mit seiner Wahrnehmung hadert, nicht mehr weiß, was echt und was falsch ist. Man mag hier gar Anspielungen an die Diskussion um Fake News und die Illusionsgebilde sehen, die Demagogen wie Donald Trump möglich gemacht haben, doch so weit muss man nicht gehen.

Mehr als in den meisten anderen MCU-Filmen lässt Regisseur Jon Watts ironische Zwischentöne zu, agiert Jake Gyllenhaal als mysteriöser Mysterio bewusst nah an der Grenze zur Selbstparodie, weiß der Film um die grundlegende Absurdität seiner Prämisse. Gerade das hier einmal nicht mit großer Geste und bemüht wirkendem Pathos die Zerstörung der Menschheit beschworen wird, lässt „Spider-Man: Far From Home“ im steten Strom der Marvel-Filme so sympathisch wirken. Doch keine Sorge: Spätestens die beiden Post-Credit-Sequenzen deuten dann an, dass es bald wieder ums große Ganze geht und dann mehr auf dem Spiel steht als nur eine Teenager-Romanze. Schade eigentlich.

„Spider-Man: Far From Home“ startet am 4. Juli 2019 im Kino. Abb.: Sony/Marvel

Spider-Man: Far From Home • USA 2019 • Regie: Jon Watts • Darsteller: Tom Holland, Zendaya, Samuel L. Jackson, Jake Gyllenhaal

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