23. Januar 2020

Keine Außerirdischen, viele Aliens

Ottessa Moshfegh’ Storysammlung „Heimweh nach einer anderen Welt“

Lesezeit: 1 min.

Das gleich vorweg: Obwohl das Cover zu Ottessa Moshfegh’ Kurzgeschichtensammlung „Heimweh nach einer anderen Welt“ von einer fliegenden Untertasse geziert wird, ist dieses Buch keine Science-Fiction (sieht man einmal davon ab, dass abgerissene Junkies in einer Story als Zombies bezeichnet werden, und in einer anderen Geschichte in einem Nebensatz die Entdeckung eines neuen Planeten verkündet wird). Nicht, dass man Moshfegh keine Science-Fiction zutrauen oder die Kritik SF-Hochliteratur von ihr ablehnen würde. Die 1981 geborene Amerikanerin mit kroatisch-persischen Wurzeln wird schließlich als eine der besten jungen Autorinnen der USA gefeiert, dank ihres für den Man Booker Prize nominierten, mit dem PEN/Hemingway Award ausgezeichneten Noir-Romans „Eileen“ und ihrer Gesellschafsmetapher „Mein Jahr der Ruhe und Entspannung“.

Die vierzehn lakonischen Geschichten in „Heimweh nach einer anderen Welt“ sind alle – wie zu erwarten – sehr geschmeidig und gut geschrieben. Verbunden werden sie oft durch eine einzelne Phrase oder Beschreibung. Dabei gehen Moshfegh ihre in Windeseile präsenten, lebendigen Charaktere und die groteske, dichte Stimmung meistens vor Plot oder Pointe. Alle Storys handeln von Menschen, die festgefahrener, trostloser, boshafter, ekeliger, zerstörerischer, verzweifelter oder schlechter sind, als sie und der Leser es anfangs für möglich halten. Ja, Moshfegh’ Erzähler und Protagonisten benehmen sich manchmal so befremdlich wie Aliens. Womit wir dann wieder beim Titelbild wären.

Ottessa Moshfegh: Heimweh nach einer anderen Welt. Storys • Liebeskind, München 2020 • 335 Seiten • Hardcover: 22 Euro

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