18. Februar 2020 1 Likes

Am Pulsschlag der Weltraum-Action

Krachende Space Opera: Drew Williams’ Roman „Sternenpuls“

Lesezeit: 2 min.

Drew Williams (im Shop), Buchhändler aus Birmingham in den USA, stattet seinen ersten Science-Fiction-Roman „Sternenpuls“ mit einer einfachen, aber griffigen Prämisse aus: Ein mächtiger Energiepuls fegte vor gut 100 Jahren wie eine gigantische Welle durch die gesamte Galaxis und warf viele Zivilisationen auf den getroffenen Planeten auf das technologische Level aus der Zeit vor der Raumfahrt zurück. Mehr noch: Die Strahlung, die der Puls auf jenen Welten hinterlassen hat, ist teilweise so groß, dass von außerhalb mitgebrachte Technologie schnell den Geist aufgibt und selbst Schiffe eher früher denn später abstürzen. Das macht den Job von Williams’ Ich-Erzählerin, so taff sie auch sein mag, nicht gerade leichter. Ihre Aufgabe ist es nämlich, im Auftrag ihrer Sekte durch die Galaxis zu reisen und auf jeder noch so isolierten, rückständigen Welt paranormal begabte Kinder einzusammeln. Ihr größer Gegner, abgesehen von örtlichen Widrigkeiten? Das Imperium der Pax, die ihre Feinde reihenweise besiegen, in anonymisierende Kampfrüstungen stecken und dazu einsetzen, noch mehr Welten zu erobern, damit sie als Stärkste über die Schwachen herrschen und dem Universum so ihre perverse Art von Frieden bringen können …

„Sternenpuls“ ist eine flott geschriebene, extrem launige Space Opera, die z. B. von Genre-Senkrechtstarterin Becky Chambers in höchsten Tönen gelobt wird. Schon nach ein paar Kapiteln hat man sich an die vielen Einschübe – die in dieser Form daher kommen – gewöhnt, die Williams recht exzessiv nutzt. Zudem lässt der Amerikaner es von Beginn an ordentlich krachen und überwindet hierbei sogar die Grenzen von der Space Opera zur Military-Science-Fiction. Ob auf einem exotischen Planeten oder vor dem Panorama des Weltraums: Im Universum nach dem Puls wird viel und hart gekämpft. An ein, zwei Stellen des Romans verläuft sich Williams kurzzeitig in der eigenen Metzel-Orgie, doch immerhin kriegt er jedes Mal die Kurve und vergisst nicht, wie viel Spaß auch die verbalen Auseinandersetzungen seiner sympathischen Figuren machen: seiner Protagonistin, die mit jeder Waffe umgehen kann, von Implantaten verstärkt ist und keinen aussichtslosen Kampf oder riskanten Plan scheut; ihrem Ex, dem schnittigen Piraten; dem reptilienhaften Alien-Spion; der liebenswerten, sprechenden Schiffs-KI; der misstrauischen Roboterpriesterin; und natürlich dem Mädchen mit den telekinetischen Kräften, das aus seinem Leben in die unendlichen Weiten sowie einen brutalen Krieg gerissen wird, den die Parteien mit Raumkreuzern, Hyperraumantrieben und Orbitalkanonen führen.

Ein paar Elemente aus „Sternenplus“ erinnern zwischendurch ein bisschen zu sehr an „Star Wars“ oder „Firefly“, aber diese SF-Giganten sind heute eben Teil der Genre-DNA, die alle gegenwärtigen Kreativen in sich tragen und weitergeben. Und ein paar Macken kann und muss man einem Romanerstling außerdem zugestehen. Vor allem dann, wenn er über weite Strecken so viel Spaß macht und es so krachen lässt wie Drew Williams’ „Sternenpuls“.

Hier gibt es ein Interview mit Williams und hier eine Leseprobe.

Drew Williams: Sternenpuls • Aus dem Englischen von Norbert Stöbe • Heyne, München 2020 • 606 Seiten • E-Book: 11,99 Euro (im Shop)

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