25. Oktober 2020

„Over the Moon“ - Die bunte Seite des Mondes

Der neue Netflix-Animationsfilm setzt voll auf die Disney-Formel

Lesezeit: 2 min.

Ende 2019 begeisterte Netflix mit dem handgezeichneten 2D-Zeichentrickfilm „Klaus“. Dieses Jahr schickt der Streaming-Service „Over the Moon“ alias „Die bunte Seite des Mondes“ ins Rennen um den besten Animationsfilm der Vorweihnachtszeit.

Protagonistin der amerikanisch-chinesischen Produktion – diesmal wieder ein 3D-Animationsfilm – ist die junge Fei Fei: ein Genie und ein liebes Mädchen, das den Eltern in der Bäckerei hilft. Einige Jahre nach dem Tod ihrer Mutter findet Fei Feis Vater eine neue Frau, was seine Tochter überhaupt nicht verstehen mag. Der Legende nach wartet schließlich selbst die göttliche Chang’e seit ewigen Zeiten auf dem Mond darauf, wieder mit ihrem Liebsten vereint zu werden. Und wenn Chang’e das kann, dann sollte das ja wohl auch Fei Feis Papa! Um Ba Ba zu beweisen, wie treulos sein Handeln ist, baut Fei-Fei eine Rakete und fliegt mit ihrer süßen Hasenfreundin zum Mond. Allerdings sind blinde Passagiere an Bord, und die Göttin sowie ihr Mondkönigreich nicht das, was Fei Fei erwartet …

Schon ab dem ersten Song gleich zu Anfang weiß man: Netflix’ „Die bunte Seite des Mondes“ macht schwer einen auf Disney. Man könnte sogar ein Ratespiel (oder Trinkspiel) daraus machen, welche Figuren und Szenen von welchem Disney-Klassiker inspiriert wurden, meistens kann man das nämlich ziemlich genau bestimmen. Kein Wunder: Die Regisseure Glen Keane und John Kahrs, die das letzte Drehbuch der verstorbenen Audrey Wells („The Kid – Image ist alles“, „The Hate U Give“) umsetzten, arbeiteten früher beide als Animationszeichner und Designer für Disney, u. a. an Filmen wie „Arielle, die Meerjungfrau“, „Aladdin“, „Pocahontas“, „Rapunzel“ oder „Die Eiskönigin“. Die beiden haben also Disney im Raketentank.

Ob Referenz, Retorte oder Raubbau: Am Ende werden die vielen typischen Disney-Elemente dem Netflix-Animationsfilm oft zum Verhängnis. Natürlich kann man sich dieses bunte Weltraummärchen, das melancholische Musical-Nummern ebenso drauf hat wie fetzigen Rap und Pop, mit oder ohne die Kleinen gern mal anschauen. Doch wegen seiner Formelhaftigkeit und Anbiederei hat „Die bunte Seite des Mondes“ nie den Impact oder gar Klassiker-Anspruch der Disney-Meilensteine, denen es so sehr nacheifert.

Schade, dass Netflix nicht da weitermacht, wo man mit „Klaus“ als Gegenentwurf zu all den bunten, poppigen 3D-Animationsfilmen unserer Zeit aufgehört hat.

Abb.: Netflix © 2020

Die bunte Seite des Mondes • USA/China, 2020 • 100 Min. • Regie: Glen Keane, John Kars • Drehbuch: Audrey Wells

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.