16. April 2014

Wie kosmisch ist die Finsternis?

„True Detective”, die aufsehenerregendste Serie der Gegenwart, startet im Pay-TV

Lesezeit: 2 min.

Alle, restlos alle drehen durch, wenn es um True Detective geht. True Detective, das ist endlich und so gut wie unumstritten die HBO-Serie, die The Wire hinter sich lässt (nichts da, Breaking Bad); das ist Matthew McConaughey in der Rolle seines Lebens; das ist die wahrhafte Apotheose dessen, was Subgenre-Kategorien wie Southern Gothic und Noir bezeichnen; das ist amerikanisches Fernsehen der neuerlich neuen Art, erzählt, geschrieben, gespielt und fotografiert auf einem so noch nicht gekannten Niveau, einschließlich der atemberaubendsten Plansequenz, die je für TV-Schirme realisiert wurde.


Am 12. Januar begann in den USA die Ausstrahlung der dank eines einzigen Regisseurs (Cary Joji Fukunaga) und eines einzigen Drehbuchschreibers (Nic Pizzolatto) als Autoren-Serie einzuschätzenden Geschichte, in der die Polizisten Rustin Cohle (McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) im Süden Louisianas Morde aufzuklären versuchen, die wahrscheinlich nicht nur eine Serie bilden, sondern möglicherweise auch pagan-rituell-kultisch motiviert sind – die Handlung springt dabei zwischen 1995, dem Jahr, in dem die Ermittlungen beginnen, und 2012, dem Jahr, in dem Cohle und Hart von den Fall neu aufrollenden Beamten getrennt zur Sache befragt werden.


Was eine solche Krimiserie – so finster sie auch sein mag – mit dieser oder irgendeiner Zukunft, also unserem unmittelbaren Interessen- und Zuständigkeitsgebiet zu tun haben könnte, erschließt sich ziemlich zügig, wenn man bei der um True Detective kreisenden Online-Recherche auf ein Interview mit Autor Pizzolatto, in dem dieser Referenzen und Lektüreeinflüsse nicht furchtbar nahe liegender Natur benennt, oder auf eine hochinteressante Leseliste stößt, in der neben den fürs Atmosphärisch-Topologische (Flannery O’Connor, Cormac McCarthy) und fürs Weltanschaulich-Nihilistische (Friedrich Nietzsche, E.M. Cioran) zuständigen und berechenbaren Namen auch Robert W. Chambers, H.P. Lovecraft, Ambrose Bierce, Laid Barron oder Thomas Ligotti auftauchen. Gerade die Relevanz von Chambers‘ The King in Yellow von 1895 scheint darauf hinzudeuten, dass der Horror von True Detective kein allein pessimistisch-naturalistischer, sondern von kosmischem Ausmaß ist.


Man lese also mindestens Chambers sowie The Conspiracy against the Human Race, das Menschliche-Existenz-ist-ein-Albtraum-Theorie-Manifest des literarisch leider weitgehend verstummten Thomas Ligotti. Und vor allem schalte man ab dem 17. April auf dem auf HBO-Produktionen spezialisierten Bezahlsender Sky Atlantic HD True Detective ein, wahlweise deutsch synchronisiert oder in der englischsprachigen Originalfassung. Schauen wir mal, wie kosmisch die Finsternis ist.

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