12. Februar 2021

„Space Sweepers“ - Hollywood-Kino aus Korea

Uralter Wein in brandneuen Schläuchen

Lesezeit: 4 min.

Space Sweepers“ ist einer dieser Filme, die man nach Abspann fast schon ein wenig hasst. Aber nicht, weil so schlecht, sondern weil die Macher statt selbstbewusst eigene Stärken auszuspielen, auf Teufel komm raus einen Film produzieren wollten, der auf dem internationalen Parkett tanzen, sprich mit dem alles dominierenden amerikanischen Kino mithalten kann. Das hat zwei Gründe. Zum einen ist das koreanische Publikum dem Blockbuster amerikanischer Provenienz ebenso zugetan und da kann man dann sagen: „Hey, das Gleiche könnt ihr auch von uns bekommen!“ und zum anderen lässt sich ein koreanischer Film, der sich amerikanisch anfühlt, außerhalb Koreas natürlich weitaus besser verkaufen. In dem Fall hatte man besonders viel Glück, denn der ursprünglich geplante Kinostart fiel coronabedingt aus und so landeten die weltweiten Vertriebsrechte schlussendlich bei Netflix in dessen Programm er perfekt passt: Kann man durchaus weggucken, ist innerhalb kürzester Zeit aber wieder vergessen.

Worum geht’s? Im Jahr 2092 ist jede Menge Schrott (ausgemusterte Satelliten, verlassene Raumschiffe und anderes) im Orbit der Erde unterwegs. Schrott, den man wiederaufbereiten kann, weswegen sich die kleine, vierköpfige Crew des Raumschiffs Seungni-ho bemüht, den ganzen Abfall zu bergen und zu Geld zu machen. Allerdings stoßen Captain Jang (Kim Tae-ri), Tae-ho (Song Joong-Ki), Tiger Park (Seon-kyu Jin) und Roboter Bubs eines Tages auf die siebenjährige Dorothy (Ye-Rin Park). Das Mädchen ist zwar wahnsinnig süß, aber, wie sich herausstellt, ein Roboter und eine Massenzerstörungswaffe auf zwei Beinen. Währenddessen baut der UMTS-Konzern unter der Leitung des sinistren Vorstands James Sullivan (Richard Armitage) ein neues Zuhause im Weltraum auf, da die Erde nahezu unbewohnbar geworden ist. Logisch, dass sich beide Handlungsstränge kreuzen und wenn sie’s nicht täten, wär’s irgendwie auch egal, denn man fragt sich schon bald wie der 136 Minuten lange Film eigentlich durch die Abnahme gekommen ist.

„Space Sweepers“ ist – vor allem angesichts eines Budgets von umgerechnet gerade 21 Millionen – beeindruckt gemacht. Die digitalen Tricks sind zwar, wie’s digitalen Tricks nun mal zu eigen ist, viel zu glatt um ein echtes Feeling für das Dargestellte aufkommen zu lassen, können sich aber trotzdem absolut sehen lassen. Anders als bei so vielen, oftmals zigfach teureren Hollywood-Kollegen, macht sich nur in wenigen, kurzen Momenten die Pixel-Herkunft deutlich bemerkbar. Zudem ist das Ganze ungeheuer farbenprächtig und erfreut mit einem einfallsreichen, detailverliebten Produktionsdesign, egal ob das bis in den letzten Winkel ausstaffierte Raumschiff der Helden oder die imposanten, coolen Rüstungen von Sullivans Schurken mit ihren „Monitor-Helmen“: Ein Augenschmaus ist das Weltraumabenteuer auf alle Fälle.

Leider funkelt der Inhalt nicht halb so hell wie die Verpackung: Das Drehbuch, das von Regisseur Jo Sung-Hee zusammen mit zwei Mitstreitern fabriziert wurde, ist ein einziges Abhaken von allseits bestens bekannten Sci-Fi-Figuren und -Motiven, der größte Einfluss dürfte wohl Joss Whedons Serienklassiker „Firefly – Der Aufbruch der Serenity“ (2002-2003) gewesen sein, aber auch Erinnerungen an „Guardians of the Galaxy“ (2014) oder „Elysium“ (2013) werden schnell wach. Alleine das würde an und für sich noch nicht mal unbedingt den Genickbruch bedeuten, nur leider kommt das Geschehen zudem reichlich rumpelig daher: Die Handlung ist stellenweise nur vage nachvollziehbar, man kriegt unweigerlich das Gefühl, es fehlen Schlüsselmomente und immer wieder wird das Geschehen zu Gunsten von Emotionalitäten ausgebremst, die meist in Verbindung mit Kindern stehen, aber kaum Relevanz für die Handlung besitzen, sondern sich immer so anfühlen, als ob jemand dachte, dass das jetzt noch Emotionen rein müssen. Das Gleiche trifft auf die spät und en passant reingekegelten Standard-Hintergründe der Hauptcharaktere zu: man hat die Info jetzt, okay, aber interessant oder irgendwie groß bedeutsam für den Film ist das nicht. Ungeschickt zudem: Superbösewicht Sullivan tritt erst kurz vor Feierabend auf den Plan, im ausgedehnten Finale muss aber mal wieder die ganze Welt gerettet werden.

„Space Sweepers“ fühlt sich an, als ob die Verantwortlichen das gedrehte Material halt zusammengeklebt und dann Feierabend gemacht haben. Und das ist ausgesprochen schade, denn die Figuren sind grundsätzlich nicht unsympathisch, die Chemie untereinander stimmt, es gibt hier und da was zu lachen, die Action passt und sehen lassen kann sich das Weltraumabenteuer, wie gesagt, auf alle Fälle. Aber in der Form wird das überlange Science-Fiction-Epos nach und nach zur Geduldprobe. Und beim Abspann macht sich dann ein leichter Hass bemerkbar. Was hätte doch draus werden können.

„Space Sweepers“ ist seit dem 05.02.2021 im auf Netflix abrufbar.

„Space Sweepers“ (Südkorea 2021) • Regie: Jo Song-Hee • Darsteller: Kim Tae-ri, Song Joong-ki, Jin Seon-gyu, Yoo Hae-jin, Park Ye-rin, Kim Mu-yeol, Oh Ji-yul

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