2. April 2021 3 Likes 1

Eine kleine Godzilla-Liste!

Warm-up für „Godzilla vs. Kong”!

Lesezeit: 6 min.

Regelmäßigen Leser wird wohl aufgefallen sein, dass wir einem gewissen großen Viech aus Japan ziemlich zugeneigt sind – exakt, die Rede ist von Godzilla, dem weltbesten Miniatur-Städtezerstörer aller Zeiten! Und da freut es doch sehr, dass mit „Godzilla vs. Kong“ ein neuer Film aus des 1954 begonnen Franchise unterwegs ist. Wobei, es freut uns nicht so richtig, denn wir mögen – wie alle ordentlichen Fans, die was auf sich halten – die alten japanische Filme selbstverständlich lieber als die neuen amerikanischen Ableger, in denen nur noch Städte aus dem PC platt gemacht werden (mehr dazu hier!). Aber man soll sich dem Neuen natürlich nie verschließen, deswegen gucken wir jetzt trotzdem mal frohen Mutes nach vorne, zumal die bisherigen Kritiken alles in einem recht positiv ausfallen.

Zum Warm-up – der Deutschlandstart steht noch aus, aber bald dürfte es soweit sein – folgt jetzt eine kleine, kunterbunte Liste mit unterschiedlichen Themen, die auf die eine oder andere Weise mit dem Godzilla-Universum zu tun haben (ergänzende Videos gibt’s im Anschluss an den Text)!

 

• I’m Home! Chibi Godzilla (2020)

Selbst Godzilla war mal klein. Und wer wissen will, wie Godzillas Kinderjahre so waren, sollte sich unbedingt die super-niedliche Web-Serie „I’m Home! Chibi Godzilla“ anschauen. Die Sendung basiert auf dem Chibi-Godzilla-Charakter der Illustratorin und Kinderbuchautorin Chiharu Skazaki, die den – wortwörtlich übersetzt – „kleinen Godzilla“ erstmals 2018 im Buch „Ganbare Chibi Gojira“ ins Rennen schickte. Der Anfang eines groß angelegten Projekts, mit dem die Produktionsfirma Toho versucht ihre wertvolle „Godzilla“-Marke den Allerkleinsten schmackhaft zu machen. Und das ist durchaus ebenso für schon etwas größere Kinder nicht ganz uncharmant. So erfährt man zum Beispiel, dass bereits der kleine Godzilla ganz gut auf einen Toaster verzichten konnte. Die 30-sekündigen Folgen gibt’s – mit englischen Untertiteln – auf dem offiziellen Youtube-Kanal von Toho zu sehen.

 

• Godzilla vs. Wolfman (1983)

Ja, genau. Godzilla tritt gegen einen mutierten Werwolf an. Wie? Noch nie von diesem Film gehört? Na, kein Wunder, die Nummer wurde bis heute noch nicht veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um einen Fanfilm von Shizuo Nakajima und weiteren ehemaligen Mitarbeitern von Toho. Der Ex-Arbeitgeber war von dem Projekt wenig begeistert, weswegen es nie zur Veröffentlichung kam. Die Dreharbeiten zu „Godzilla vs. Wolfman“ begannen bereits in den 1970er-Jahren, Kostümdesigner war Fuyuki Shinada, der dem Genre mit der Mitarbeit an Filmen wie Godzilla – Duell der Megasaurier“ (1991) oder „Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack“ (2001) erhalten bleiben sollte. Ursprünglich entstand eine Reihe von Kurzfilmen. 1983 fing man allerdings mehr oder weniger von vorne an. Dieses Mal aber mit dem Ziel einen abendfüllenden Spielfilm zu drehen, die Version, die dann der Öffentlichkeit angepriesen wurde, aber nie das Licht der Leinwand erblickte.

In den letzten Jahren hat Nakajima immer wieder versucht seinen damaligen Akt der Liebe der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen und eine DVD-Veröffentlichung anzustoßen. Im Zuge dieser Bemühungen wurden diverse Clips und Bilder veröffentlicht, zudem gab der Regisseur an, dass insgesamt 10 Stunden Rohmaterial vorliegt (welches das vor 1983 gedrehte und erst als verloren geglaubte Material beinhaltet), der komplette Film steht leider nach wie vor aus. Aber es geschehen ja noch Zeichen und Wunder. Nakajima ist auf Facebook jedenfalls immer noch aktiv und veröffentlicht von Zeit zu Zeit neue Appetithäppchen …

 

• Godzilla (1977)

Dass es von Ishirô Hondas meisterhaften ersten „Godzilla“-Film von 1954 eine alternative US-Fassung mit neuen Szenen gibt, in denen Raymond Burr („Perry Mason“, 1957 - 1966) mitspielt, wissen die meisten (auf den DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen befinden sich oft beide Versionen) – doch von einer dritten Version dürften noch nicht allzu viele was gehört haben …

Der italienischen Regisseur und Drehbuchautor Luigi Cozzi (dessen wundervoller „Star Crash“ hier vorgestellt wird) wollte am Erfolg von „King Kong“ (1976, Regie: John Guillermin) partizipieren und lizenzierte die US-Version für den heimischen Markt. Blöderweise machten die Betreiber der Lichtspielhäuser um Schwarz-Weiß-Filme mittlerweile einen großen Bogen, da die modernen Zuschauer natürlich Farbe gewohnt waren. Also musste „Godzilla“ farbig werden. Das klingt für heutige Ohren banal, der Computer macht ja wirklich alles möglich, 1977 konnte man von einer Kolorierung via PC aber nur träumen. Es existierten zwar bereits seit 1902 Verfahren, Film einzufärben, aber das war sehr arbeits- und kostenintensiv, da jedes Bild einzeln koloriert werden musste. Keine Option für Cozzi. Der erfand eine Methode, die er „Spectrorama 70“ nannte: Der Regisseur färbte zusammen mit Effektebastler Armando Valcauda (dessen Arbeit man in „Star Crash“ bewundern kann) „Godzilla“ einfach mit einer bestimmten Palette an Gele ein, die farblich nicht gerade mit Hondas Bildern korrespondierten, was eine ganz schön psychedelische Ästhetik zur Folge hatte, zwar farbig, aber natürlich auf eine ganze andere Weise farbig, als das, was man normalerweise bei einem Film so unter farbig versteht.

Aber nicht genug, die Originalversion wurde von Cozzi noch weiter durch die Mangel gedreht: Ein paar Szenen wurden geschnitten, um das Tempo zu erhöhen, Ausschnitte aus „Der Tag an dem die Erde Feuer fing“ (1961), „Panik in New York“ (1953), „Der Zug“ (1964) und „Godzilla kehrt zurück“ (1955) dafür reingepackt, um wieder auf eine anständige Lauflänge zu kommen. Aber es kommt noch bizarrer: Zusätzlich wurde ein neuer „Hiroshima“-Prolog vorne dran geklebt, in dem Ausschnitte aus Wochenschauen mit echten Leichen und echter Zerstörung integriert wurden. Außerdem wurde ein Sensurround-Mix des Soundtracks erstellt, der dem Geschehen mehr Wirkung verleihen sollte. Teile des Films wurden dagegen komplett neu vertont, wofür Vincenzo Tempera engagiert wurde, der Fans des italienischen Films vor allem durch seine Vertonung diverser Lucio-Fulci-Filmen wie „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“ (1975) bekannt sein sollte. Das Resultat – das im Laufe der Jahre den Spitznamen „Cozilla“ bekommen hat – wurde nie außerhalb von Italien veröffentlicht. Die, die’s gesehen haben, berichten aber von einer ziemlich bewusstseinserweiternden Erfahrung.

 

• Godzilla-Porno

Tja. Was soll man dazu sagen? Ich wusste, dass eingefleischte Fans auf die wildesten Ideen kommen, selbst vor der guten Marge Simpson wurde nicht halt gemacht, aber Godzilla und Kollegen? Will wirklich jemand sehen, was Godzilla mit King Kong oder King Ghidorah in unbeobachteten Momenten so alles macht? Auf Reddit findet man jedenfalls nicht nur schlechte Börsentipps …

 

• MF Doom

Dass einer dermaßen überlebensgroßen Popkulturikone wie Godzilla in den letzten Jahrzehnten natürlich musikalisch reichlich gehuldigt wurde, überrascht nicht wirklich. Aber in der Musik der Ende Oktober 2020 bedauerlicherweise verstorbenen Hip-Hop-Legende MF Doom, ein Rapper, auf den sich wirklich alle, egal ob Fans, Presse oder Musiker-Kollegen einigen konnten, spielten Godzilla und andere Monster aus dem Toho-Universum schon eine übergroße Rolle. Das Werkverzeichnis des bekennenden Fans wimmelt nur so vor Querverweisen. Das bekannteste Beispiel ist das Kult-Album „Take Me To Your Leader“, was von Doom 2003 unter dem Pseudonym King Geedorah (der Name eines Antagonisten aus dem „Godzilla“-Universum) auf die Welt losgelassen wurde und in dem sich unter anderem zahlreiche Samples (Melodien, Dialoge, Soundeffekte) aus Ishirô Hondas „Befehl aus dem Dunkel“ (1965) (der sechste Film der „Godzilla“-Reihe) finden.

 

• Godzilla & Dr. Pepper

1985 machte unser Zerstörer der Herzen gemeinsame Sache mit den Herstellern des amerikanischen Softdrinks Dr. Pepper. Zum einen war die Zuckerbrause in der US-Fassung von „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ in zwei Szenen zu sehen, zum anderen war Godzilla Star zweier wirklich gelungener Dr. Pepper-Werbespots, die nicht nur bemerkenswert sind, weil die Vorbilder in ästhetischer Hinsicht perfekt getroffen wurden, sondern weil wir dort zum ersten und einzigen Mal offiziell einen verliebten Godzilla erleben. Außerdem entstand im Zuge der Kampagne ein Musikvideo mit dem Titel „I was afraid to love you“, das allerdings nur zweimal ausgestrahlt wurde.

 

• Godzilla – Spielzeug (für kleine und große Kinder)

Da lassen wir jetzt doch einfach mal die folgende Bildergalerie für sich sprechen. Es gibt zahllose Figuren von Godzilla und den anderen Bewohnern seines Universums, von konventionell bis abgefahren. Das oben abgebildete Figurenset, in denen die Monster Pressekonferenzen geben, um sich für die Zerstörung von Städten zu entschuldigen, ist unser großer Favorit! Leider ist auch der Preis (monster-)groß: Für das längst ausverkaufte Set muss mittlerweile um die 600 Dollar berappt werden.

Vielen Dank an Junichi Yamamoto für das zusätzliche Bildmaterial!

Kommentare

Bild des Benutzers Alexander Schlicker

Danke für dieses wunderbar nerdige Feature zu unser aller Lieblingsmonster, das mir nicht nur dank Chibi Godzilla viel Freude bereitet hat

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