25. April 2021 1 Likes

Kurz-Review: „Infection“ - Zombies in Venezuela

Routine mit Wut im Bauch

Lesezeit: 2 min.

Bei „Infection“ handelt es sich offiziell um Venezuelas ersten Zombiefilm, auch wenn wir’s streng genommen mit Menschen zu tun haben, die von einer mutierten Variante des Tollwut-Virus infiziert wurden. Aber Feinheiten dieser Art haben bereits damals, 1980, bei Umberto Lenzis herrlich übermütigen und im Deutschen völlig irreführend betitelten Splatter-Cartoon „Großangriff der lebenden Toten“ keinen interessiert und deswegen gelten seitdem Filme in denen Leute mit einer Gaswolke oder einem Virus oder anderem ungesunden Zeugs infiziert werden und sich aufführen wie Duracell-Hasen auf Crystal Meth trotzdem als Zombiefilm (ein bekannter Kandidat wäre auch „28 Days Later“ von Danny Boyle). Egal, Feinheiten, der Ablauf ist jedenfalls hüben wie drüben der Gleiche: Die einen ticken aus, die anderen rennen weg. Kennt man alles, hat man im Laufe der Jahrzehnte schon viele Fantastilliarden mal gesehen, Generalüberholungen der alten Formel scheint’s nur noch in Japan zu geben (Tipp: „Beautiful, Goodbye“ vom letzten Jahr, ein Film, für den man 1000mal Danke Richtung Himmel schreit.).

Der routiniert runtergeschrubbten Standard-Fan-Befriedigung von „Infection“ wohnt allerdings eine gewisse Kraft inne, die man so vor allem vom politisch aufgeladenen Output des 2017 verstorbenen Untoten-Urgesteins George R. Romero kennt. Wenn einem bereits in der ersten Szene das Graffiti „Maduro Dictador“ (gemeint ist dieser gar nicht nette Herr!) entgegenspringt, weht eine leise Ahnung herbei, dass hier jemand mit Wut im Bauch die Kamera angeschaltet hat. Und wenn man sich dann noch vor Augen hält, dass die runtergekommenen Gegenden nicht aus dem Rechner und die im Film aufgezeigten Mängel (leere Regale, kein Benzin) nicht aus den Fabulierstuben der Hollywood-Studios kommen, sondern einer kalten, grausamen Realität entsprechen, dann kriegt das Geschehen doch etwas mehr Tiefenwirkung als man angesichts der Plotzusammenfassung (die ich wohlweislich unter den Tisch fallen gelassen hab) eigentlich erwartet hätte. Summa summarum nicht unbedingt gut, aber trotzdem zu interessant, um nicht gesehen zu werden.

(Wem diese Zeilen nicht ganz ausreichen: Eine 2016 gedrehte Reportage von CGTN American über die Produktion sollte die Neugierde auf „Infection“ noch zusätzlich anheizen.)

„Infection“ ist seit dem 01.04.2021 von der Busch Media Group als Blu-ray, DVD und VOD erhältlich.

Infection (Venezuela 2019) • Regisseur: Flavio Pedota • Darsteller: Rubén Guevara, Leonidas Urbina, Magdiel Gonzálz, Genna Chanelle Hayes

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