23. Dezember 2021 1

„Matrix Resurrections“ – Déjà-vu

Die späte Matrix-Fortsetzung ist so gut wie so ein Film eben sein kann

Lesezeit: 3 min.

17 Jahre später eine Fortsetzung zu drehen ist selten ein gutes Zeichen, erst recht nicht nach einer so rund und ja auch gelungen abgeschlossenen Trilogie wie den „Matrix“-Filmen. Deren erster Teil revolutionierte 1999 das Kino, die beiden Fortsetzungen, die 2003 erschienen enttäuschten viele, waren aber trotz aller Schwächen ein sehr konsequentes Ende der Reihe.

Seitdem hat Warner Bros. oft an eine Fortsetzung oder TV-Serie gedacht, Lana Wachowski, eine Hälfte der Wachowski-Geschwister, hat sich nun an das Projekt gewagt und in gewisser Weise das Beste herausgeholt, was möglich war. Was allerdings nicht heißt, dass „Matrix Resurrections“ ein großartiger Film ist, von der visuellen und inhaltlichen Revolution, die das Original zum modernen Klassiker machte, ganz zu schweigen.

Erinnern wir uns: Am Ende von „The Matrix: Revolutions“ war Trinity (Carrie-Anne Moss) gestorben und Neo (Keanu Reeves) hatte sich – seine Rolle als Christ erfüllend – für die Menschen geopfert, um das Schadprogramm Smith zu besiegen und einen Frieden zwischen den Menschen und den Maschinen zu schließen. Zu Beginn von „Matrix Resurrections“ lebt Thomas Anderson (Reeves in seinem John Wick-Look) als erfolgreicher Programmierer in der nahen Zukunft, der Spielehit, der ihn einst berühmt gemacht hat: die „Matrix-Trilogie“. Alles, was man in den ersten drei Filmen gesehen hat, war also nur ein Spiel – soll man einen Moment denken und diese Idee ist letztlich das Gewagteste einer Fortsetzung, die gleichzeitig weiß, dass sie ein durchschaubarer Versuch ist, Geld zu machen, aber glaubt, dass es besser wird, wenn sie dieses Wissen selbst reflektiert.

Da sitzt Anderson etwa mit seinen Programmierkollegen zusammen und es heißt: „Unsere Muttergesellschaft Warner Bros. will eine Fortsetzung von The Matrix drehen.“ Das ist zwar einerseits hübsch selbstreflexiv, ändert aber natürlich nichts daran, dass hier genau das passiert, was im Film ironisiert werden soll. Eigentlich findet Wachowski es also doof, noch mal genau das Gleiche zu machen, nun macht sie aber selbst noch einmal genau das Gleiche, streut immer wieder Szenen aus der Original-Trilogie ein, hakt ansonsten aber penibel die Kernszenen des ersten Teils ab: Anderson folgt seltsamen Gestalten, um aus der Illusion der Realität geführt zu werden, hat die Wahl zwischen roter und blauer Pille, in einem Dojo wird Kung Fu trainiert, schwarze Katzen kreuzen den Weg, auf dem Dach ballern Hubschrauber rum und am Ende zählt nur die Liebe.

Das sieht natürlich alles toll aus, zumal Wachowski schöne Menschen gecastet hat, die in schönen Klamotten und Zeitlupe noch besser aussehen. Bemerkenswert ist vor allem, mit welcher Beiläufigkeit hier Diversität gezeigt wird, wie die Transfrau Lana Wachoswki schwule und hetero Schauspieler, weiße, schwarze und braune Menschen zeigt, dazu Androiden und Roboterwesen aller Art, denn in dieser Inkarnation der Matrix sind tatsächlich alle Wesen gleich.

Man schaut sich das gerne an, je nach Kenntnisstand der Original-Trilogie schmunzelt man über die offensichtlicheren oder versteckteren Anspielungen, doch wirkliche Begeisterung kann diese Fortsetzung selten entfachen. Kein Wow-Moment wie damals, als die ersten Bullet-Time-Szenen die Grenzen des visuell Machbaren ausloteten, von einer atemberaubenden Actionsequenz wie der Highway-Verfolgung aus Teil 2 ganz zu schweigen. Aber auch philosophisch bleibt „Matrix Resurrections“ dünn, dass Anderson in der scheinbar realen Welt von seinem Psychiater eine ganze Tablettendose voller blauer Pillen bekommt, ist da schon das Ende der Reflexion über die Frage, welches Leben erstrebenswerter ist.

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Eine späte Fortsetzung wie „Matrix Resurrections“ kann eigentlich nur enttäuschen, zu viel Bedeutung haben die Originalfilme, besonders das Original, inzwischen aufgeladen bekommen. Will man nicht einen kompletten Neuanfang, ein wirklich radikales Weiterdenken probieren und damit viel riskieren, dann bleibt nicht viel Raum. In diesem Sinne ist dieser vierte Matrix-Film vermutlich so gut, wie eine Fortsetzung dieser Art, in diesem Moment des Hollywood-Blockbuster-Kinos sein kann. Ein wirklich toller Film ist es aber leider nicht geworden.

Matrix Resurrections • USA 2021 • Regie: Lana Wachowski • Darsteller: Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II, Jonathan Groff, Jessica Henwick, Neil Patrick Harris, Jada Pinkett Smith • jetzt im Kino

Kommentare

Bild des Benutzers Slambo14

Ich empfand diesen Film als absolut schrecklich. Furchtbares Sequel.

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