„Simon vom Fluss“: Postapokalyptischer Western
Der frankobelgische Comic-Klassiker von Claude Auclair als Gesamtausgabe
Ab 1973 trug der französische Autor und Zeichner Claude Auclair (1943–1990) mit seinem postapokalyptischen Neo-Western „Simon vom Fluss“ dazu bei, die Grenzen der frankobelgischen Comicmagazin-Landschaft und des ganzen grafischen Erzählens in Europa zu verschieben. Die Abenteuer in der rauen Welt nach dem Untergang der Zivilisation brachten reifere Themen und deutlich mehr Gewalt in das zahme Umfeld, in dem rund 40 Jahre zuvor Hergés „Tim und Struppi“ debütierte. Bei Cross Cult gibt es nun eine auf drei Bände angelegte Gesamtausgabe der Serie „Simon vom Fluss“, die auf Deutsch früher einmal bei Carlsen erschien.
Allerdings startet die Neuausgabe sogar mit einer langen Geschichte in deutschsprachiger Erstveröffentlichung, die Leserinnen und Lesern hierzulande bisher noch nie als Übersetzung präsentiert wurde. Apropos Präsentation: Das großformatige Hardcover enthält neben der schwarz-weißen Premiere von „Die Ballade des Rotschopfes“ sowie den bunten Reprints von „Der Clan der Zentauren“ und „Die Sklaven“ noch ein gewohnt kenntnisreiches Vorwort von Andreas C. Knigge und ein umfangreiches, üppig bebildertes Auclair/Simon-Dossier von Patrick Gaumer, zwei erwiesenen Comicexperten.
Inhaltlich ist „Simon vom Fluss“ nie mehr als solide postapokalyptische Western-Kost, die dem Zahn der Zeit aber immerhin ganz gut trotzt. Zu mehr wird Claude Auclairs Werk durch die starken Zeichnungen und eben die enorme Relevanz für den gesamten europäischen Comic sowie speziell die Postapokalypse innerhalb der neunten Kunst.
Im März folgt der zweite, im Juli der dritte Sammelband der Gesamtausgabe.
Abb.: © dt. Ausgabe Cross Cult
Claude Auclair: Simon vom Fluss Gesamtausgabe Bd. 1 • Cross Cult, Ludwigsburg 2021 • 186 Seiten • Hardcover: 35 Euro
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