Actress – „Dummy Corporation“

Ich weiß, Blasphemie, aber Actress (den ich einst an dieser Stelle näher vorgestellt hatte) ist für mich ein bisschen der Thronerbe von Aphex Twin. Während Aphex seit dem Comeback mit „Syro“ (2014) vor allem mit Musik auf sich aufmerksam macht, die klingt wie eine Resteverwertung seines Schaffens aus den 1990er-Jahren (was keinesfalls so negativ gemeint ist, wie es klingt), pflegt auch Actress einen sehr eigenen, jederzeit klar erkennbaren, akribisch ausgetüfelten Sound, baut ihn aber stets behutsam in die verschiedensten Richtungen aus.

Die neue EP „Dummy Corporation“ dauert satte 47 Minuten, ist stark vom Detroit-Techno inspiriert und startet mit dem 19-minütigen (!) Titelstück, einem wahrlich furiosem, elegant gewebten, fesselnden Epos, zwischen dreifach tiefergelegtem Lofi-Ambient, der leichte „Twin Peaks“-Vibes versprüht, und Oldschool-Acid. Sagenhaft gut und im Zeitalter der extra-kurzen Aufmerksamkeitsspannen irgendwie geil unverschämt. „Futur Spher Techno Version“ vermengt einen hypnotischen Melodie-Loop, sphärisch-futuristische Klinge und einen sanften, aber geradeaus nach vorne gehenden Beat. Bei „Fragment’s Of A Butterfly Face“ und „Dream“ tritt der Detroit-Einfluss am deutlichsten hervor: Zwei gnadenlos zupackende, dem Mimimalismus verpflichtete Club-Banger, die einen perfekten Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft finden. Als Dreingabe finden sich noch rabiat, um mehr als die Hälfe, gekürzte Fassungen der beiden letztgenannten Tracks, die sicherlich den Druck erhöhen, aber halt auch die Immersion verringern.

Alles in einem eine absolut fantastische Veröffentlichung, mit der Actress einmal mehr seine Ausnahmestellung in Sachen elektronischer Musik zementiert und die mit Sicherheit so einige Jahreshitlisten anführen wird. Anhören kann man sich das Paket direkt unter der Meldung und bei Gefallen beim Label, aber natürlich auch bei den üblichen Verdächtigen, kaufen (leider bis jetzt nur als digitale Version).