Passendes fürs Osternest

Ostern steht vor der Tür: Was gäbe es da Besseres, als dem Nachwuchs die Zeit mit bunten Geschichten zu versüßen? Ob Giganten, Klimawandel oder ungewöhnliche Maschinen, die folgende Auswahl bietet einiges für junge Science-Fiction-Fans.

Wer ruft dich?

Als das Waisenkind Erin im Wald über eine riesige Kreatur stolpert, steht ihre Welt auf dem Kopf. Das Mädchen hat eine starke Verbindung zu dem Giganten Yrso, dem die Flora gehorcht. Wie sich herausstellt sind Yrso und Erin seit ihrer Kindheit verbunden ‒ und hat sie deshalb einen grünen Daumen, mit dem sie selbst im nasskalten Großbritannien Kiwis züchten kann. Doch Yrso ist nicht allein: Auf der Erde gibt es mehrere Giganten, darunter auch einen, der die Welt zerstören kann ‒ und den ausgerechnet die Wissenschaftler:innen und Techniker:innen eines skrupellosen Geschäftsmannes zum Leben erwecken möchten. Den jungen Held:innen bleibt nur wenig Zeit, um eine Katastrophe zu verhindern. „Die Giganten“ ist eine auf sechs Bände angelegte Kindercomicreihe. Im Mittelpunkt dabei: Die Kids und ihre gigantischen Freunde. Jedes Abenteuer widmet sich den einzelnen Protagonist:innen und den dunklen Machenschaften ihrer Gegner. Und so erzählt das Quartett um Szenerist Lylian, den Zeichnern Paul Drouin und James Christ sowie Kolorist Aureyre Lorien nicht nur eine abenteuerliche Geschichte über Umweltschutz und Nächstenliebe, sondern auch eine über Mut, Freundschaft und das Über-sich-Hinaus-Wachsen. Band drei erscheint übrigens im Juli dieses Jahres.

Lylian, Paul Drouin, Aureyre Lorien: Die Giganten 1: Erin • Aus dem Französischen von Marcel Le Comte • Carlsen Comics, Hamburg, 2023 • 56 Seiten • € 12,00 • Empfohlen ab 7 Jahren.

Lylian, Paul Drouin, James Christ, Aureyre Lorien: Die Giganten 2: Siegfried • Aus dem Französischen von Marcel Le Comte • Carlsen Comics, Hamburg, 2023 • 56 Seiten • € 12,00 • Empfohlen ab 7 Jahren.

Wer beschützt dich?

Apropos Umwelt. Die hat sich in Barry Jonsbergs neuem Roman stark verändert. Australien in nicht allzu ferner Zukunft ist gezeichnet von den Folgen des Klimawandels. Unwetter und Hitzewellen halten die Bewohner auf Trab. Kein Tag vergeht ohne Gewitter, Stürme oder glühendheiße Sonnenstrahlen. Lichtschutzfaktor 50? Das ist hier das Minimum. Die Zwillinge Amy und Aiden kennen die Welt nicht anders. Ihre Mutter ist eine hochgradig dekorierte ‒ und ebenso gut bezahlte ‒ Wissenschaftlerin, die ihre Kinder vor der Welt so gut wie möglich beschützen möchte. Deshalb trichtert sie ihrem Sohn ein, Amy vor den Gefahren draußen zu beschützen. Als Aiden seine Schwester bei einem Schulausflug tatsächlich retten muss, wird er verletzt und verändert sich. Was ist mit ihm geschehen? Wahlaustralier Barry Jonsberg befasst sich in „Der Riss in unserem Leben“ (im Shop) mit den Auswirkungen der Klimakrise und den Möglichkeiten moderner Technologie. So zeichnet er etwa das Bild einer radikalen Drei-Klassen-Gesellschaft, in der sich die Reichsten hinter hohen Mauern verbarrikadieren, während die Ärmsten ums Überleben kämpfen ‒ egal ob es dabei um Medikamente oder Nahrung geht. Und die dazwischen? Sie versuchen alles, um auf- und nicht abzusteigen. Dies alles erfahren Leser:innen aus der Sicht von Ich-Erzählerin Amy. Und die ist ‒ man muss es so sagen ‒ anfänglich nicht mehr als eine verwöhnte, egoistische Rotzgöre. Je mehr sich jedoch Aiden verändert, wandelt sich auch Amy. Und so kommt sie auch hinter das Geheimnis, wer beziehungsweise was ihr Bruder wirklich ist. „Der Riss in unserem Leben“ ist ein eindringlicher Roman über unsere mögliche Zukunft, der vor allem junge Leser:innen zum Nachdenken anregen dürfte. Ältere dürfen aber gern auch reinschauen.

Barry Jonsberg: Der Riss in unserem Leben • Aus dem Englischen von Ursula Höfker • cbj, München, 2022 • 288 Seiten • Erhältlich als Hardcover und eBook • Preis des Hardcovers: € 17,00 • Empfohlen ab 12 Jahre • im Shop

Wem kannst du trauen?

Was passiert alle vier Jahre? Nein, zur Abwechslung sind nicht die Olympischen Spiele gemeint. Alle vier Jahre erscheint ein neuer Zyklus von „Eine außergewöhnliche Reise“, einem wunderbaren Alternativweltspektakel von Denis-Pierre Filippi und Silvio Camboni. Nun, nach drei Zyklen, ist die Geschichte mal nicht an einem fiesen Cliffhanger angekommen, weswegen sie gerade jetzt jedem Comicfan ans Herz gelegt wird. Worum geht es? Wir schreiben das Jahr 1927. Die Welt befindet sich im Ersten Weltkrieg. Ob Entente oder Achsenmächte, auf beiden Seiten stehen sich technisch hoch gerüstete Nationen gegenüber. Und: Eine unbekannte dritte Macht greift immer wieder ins Geschehen ein, setzt mit Robotern die Maschinen der anderen außer Gefecht. Vor diesem Hintergrund verschlägt es die beiden Mechanik-Genies Noemie und Emilien vom Internat auf den Familiensitz. Cousine und Cousin wissen da noch nicht, dass weitaus mehr als eine außergewöhnliche Reise auf sie wartet. Erste Station der beiden: Paris. Dort wollen sie anstelle von Emiliens spurlos verschwundenem Vater am Jules-Verne-Wettbewerb teilnehmen. Von hier aus verschlägt es sie zu Al Capone nach Amerika, auf eine gar nicht so einsame Insel sowie in den Einflussbereich Japans und Russlands. Doch egal wo sie sich aufhalten, irgendwer möchte immer, dass sich das Duo mit seltsamen, Jahrtausende alten Hieroglyphen und Gegenständen befasst, die eindeutig nicht von dieser Welt stammen. Ob sie etwas mit dem Krieg zu tun haben? Szenerist Filippi und Zeichner Camboni verneigen sich in ihrer Jules-Verne-Hommage nicht nur vor dem Urvater der Science Fiction, sondern erschaffen auch ein einzigartiges, steampunk’esques Universum voller fantastischer Maschinen, rätselhafter Geheimnisse und toller Figuren. Die Rezensentin jedenfalls weiß, was sie sich für 2027 vornimmt: Einen Reread der ersten drei Bände, um für den vierten Zyklus gewappnet zu sein.

Denis-Pierre Filippi, Silvio Camboni: Eine außergewöhnliche Reise. Erster bis dritter Zyklus • Aus dem Französischen von Swantje Baumgart • Splitter Verlag, Bielefeld, 2015-2023 • je 144 Seiten • je € 29,95 bis € 34,95 • Empfohlen ab 10 Jahren.