5. Juni 2023

„Spider-Man: Across the Spider-Verse“ – Ein wahrer COMIC-Film

Die Fortsetzung des animierten Spider-Man begeistert inhaltlich und visuell

Lesezeit: 3 min.

Jahrelang schienen Superheldenfilme sichere Gelddruckmaschinen zu sein, doch diese Zeit ist vorbei, zum Glück. Ganz automatisch rennen die Zuschauer nicht mehr ins Kino, gerade wenn es um weniger bekannte Figuren wie „Black Adam“ oder „Shazam“ geht, zwei Filme, die Warner Bros. Flops bescherten. Etwas besser ging es Marvel mit den Fortsetzungen zu „Dr. Strange“, „Ant-Man“ und „Guardians of the Galaxy“, doch gerade so das Einspielergebnis der Vorgänger zu erreichen gilt im Kapitalismus ja bekanntermaßen ebenfalls als Enttäuschung.

Ob die Studios aber die Zeichen der Zeit erkennen und sich um größere Originalität bemühen, bleibt abzuwarten. Wie es geht, wie eine Fortsetzung die Erwartung erfüllen und dennoch überraschen kann, zeigt der Animationsfilm „Spider-Man: Across the Spider-Verse“. Schon der Vorgänger, „Spider-Man: A New Universe“, war atemberaubend, kinetisch und originell und gewann 2019 sogar den Oscar als Bester Animationsfilm. Vielleicht war es tatsächlich die animierte Form, die es den Machern ermöglichte, sich von den ausgetretenen Pfaden des Superheldenkinos zu lösen, ihren Helden nicht einfach gegen einen oder mehrere Gegner antreten zu lassen, um die Zerstörung der Erde oder gleich des Universums zu verhindern, sondern es vor allem auch zu wagen, visuell zu überraschen.

Vor allem aber spielte der erste „Spider-Verse“-Film in einer überraschenden, ambitionierten Weise mit dem Konzept der Multiversen, die Realfilme bislang aus unerfindlichen Gründen (noch) gemieden haben. Dort, etwa im letzten Real-Spider-Man, wurde das Multiversum-Konzept vor allem für ein Klassentreffen der alten Spider-Mans verwendet, was zwar hübsch war, aber auch nicht wirklich substantiell.

Was nun das Regie-Trio Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson in „Spider-Verse 2“ veranstaltet geht ein paar Nummern weiter: Anfangs ist Miles Morales kaum mehr als der (schwarze) Spider-Man in seiner Version der Welt, der als inzwischen 15jähriger Teenager für Ordnung sorgt, aber vor allem Stress mit seinen besorgten Eltern hat.

Als Gegner taucht bald Jonathan Ohnn auf, besser bekannt als The Spot, der durch die von Spider-Man in Teil Eins verursachte Teilchen-Implosion entstanden ist und an seinem Körper Portale durchs Multiversum hat. Nach einem Ausflug nach Mumbai, wo er auf eine Art indische Spider-Man-Version trifft, landet Miles im Spider-Man-Hauptquartier, wo eine ganze Phalanx an Spider-Mans, Nein, Spider-Personen agiert.

Was nun folgt ist im Kern natürlich nichts weiter als eine Variation des Spider-Man-Mantras „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“, aber so visuell überbordend wie hier wurde dieser Sinnspruch noch selten erzählt. Atemberaubende Bilder, die sich durch die Kunst- und Comic-Geschichte zitieren, reihen die Regisseure aneinander, flirrende, psychedelische Momente, die so nah an Comics sind wie man es im Superheldenkino, in Comic-Verfilmungen, nur selten erlebt. Abgesehen vom ersten „Spider-Verse“ kommt da vor allem Ang Lees unterschätzter „Hulk“-Film in den Sinn, der versuchte die Panels eines Comics auf die Leinwand zu bringen. Dass „Spider-Verse 2“ nur der erste Teil der Fortsetzung ist, man zur endgültigen Auflösung der Geschichte ein knappes Jahr warten muss, ist nur ein kleiner Wermutstropfen: Im guten alten Comic musste man schließlich auch oft warten, bis ein neuer Band erschien und die Geschichte weitererzählte …

Spider-Man: Across the Spider-Verse • USA 2023 • Regie: Joaquim Dos Santos, Kemp Powers, Justin K. Thompson • jetzt im Kino

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